Vaterunser
Das
Vaterunser oder
Unser Vater oder
Gebet des Herrn (lateinisch Pater noster, Oratio Dominica) ist das Gebet, das
Jesus Christus seine Jüngern gelehrt hat. Laut dem Lukasevangelium lehrt Jesus, wie der Täufer seine Jünger lehrte, in der Tat basiert das Vaterunser auf jüdischer Tradition.
Es ist das am weitesten verbreitete Gebet im Christentum, das in praktisch allen Konfessionen im Gottesdienst und von vielen Christen auch privat gebetet wird.
Die heutige ökumenische deutsche Fassung, die auf Martin Luthers Übersetzung beruht, lautet:
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- Vater unser im Himmel!
- Geheiligt werde Dein Name.
- Dein Reich komme.
- Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
- Unser tägliches Brot gib uns heute,
- und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
- und führe uns nicht in Versuchung,
- sondern erlöse uns von dem Bösen.
- Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
- Amen.
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In der Schweiz wird oft Unser Vater statt Vater unser gebetet, sonst ist der Text gleich.
Biblischer Text
Nach dem ursprünglichen Text von Lukas 11, 2-4 zerfällt es in fünf, nach Evangelium des Matthäus 6, 9-13 in sieben Bitten (um Zuwendung geistiger [1-3] und leiblicher [4] Güter sowie Abwendung von Übeln [5-7]). Der unter dem Namen Doxologie, d.h. "Lobendes Wort", bekannte Schluss ("Denn Dein ist das Reich...") ist in den ältesten Handschriften nicht überliefert und wird in der orthodoxen Kirche während der Liturgie vom Priester allein gesprochen, im privaten Gebrauch ganz weggelassen. Die römisch-katholische Kirche hat sich heute der ökumenischen Form angeschlossen.
Geschichte
Das Vaterunser galt schon in der alten Kirche als das heiligste Gebet; Katechumenen durften es noch nicht beten. Dagegen nahm es bald eine feste Stelle im Kultus, namentlich im Höhepunkt desselben, der Abendmahlsliturgie, ein. Nach alten Texten (z.b. der Didache) sollten Christen es auch privat dreimal am Tag beten, ein Brauch der vielleicht zum Vorbild für das fünfmal tägliche Gebet im Islam wurde.
Außerdem bildete es mit dem Credo zusammen die Stücke, die jeder getaufte Christ lernen und wissen sollte. Die Kapitularien Karls des Großen ordneten an, dass jeder Christ es auswendig hersagen könnte; wer dies nicht vermochte, sollte als Taufzeuge nicht zugelassen werden.
Die katholische Kirche hat das Vaterunser mit dem Rosenkranz verbunden.
Im lutherischen Katechismus bildet es das dritte Hauptstück.
Lautliche Geschichte anhand einzelner Schriftstücke
Auf Griechisch, wie es im originalen Matthäusevangelium überliefert ist
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- Pater hêmôn ho en tös ouranös;
- hagiasthêtô to onoma sou;
- elthetô hê basileia sou;
- genêthêtô to thelêma sou,
- hôs en ouranô, kä epi tês gês.
- ton arton hêmôn ton epiousion dos hêmin sêmeron;
- kä aphes hêmin ta opheilêmata hêmôn,
- hôs kä hêmeis aphiemen tös opheiletäs hêmôn;
- kä mê eisenenkês hêmas eis peirasmon,
- alla rhysä hêmas apo tou ponerou.
- (hoti sou estin hê basileia kä hê dynamis kä hê doxa eis tous äônas;)
- amên.
Auf Aramäisch zur Zeit Christi
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- Abwoon d'bwashmaya,
- Nethqadash shmakh,
- Teytey malkuthakh.
- Nehwey tzevyanach aykanna d'bwashmaya aph b'arha.
- Hawvlan lachma d'sunqanan yaomana.
- Washboqlan khaubayn (wakhtahayn)
- aykana daph khnan shbwoqan l'khayyabayn.
- Wela tahlan l'nesyuna.
- Ela patzan min bisha.
- Metol dilakhie malkutha wahayla wateshbukhta l'ahlam almin.
- Amen.
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Auf Gotisch, übersetzt von Bischof Wulfila aus dem Griechischen um 350
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- Atta unsar thu in himinam,
- weihnai namo thein,
- quimai thiudinassus theins,
- wairthai wilja theins,
- swe in himina jah ana airthai.
- hlaif unsarana thana sinteinan gib uns himma daga,
- jah aflet uns thatei skulans sijaima,
- swaswe jah weis afletam thaim skulam unsaraim,
- jah ni briggais uns in fraistubnjai,
- ak lausei uns af thamma ubilin;
- unte theina ist thiudangardi
- jah mahts jah wulthus in aiwins.
- Amen.
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Entwicklung im Deutschen
8. Jahrhundert
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- Fater unsar, thû pist in himile, uuihi namun dînan.
- qhueme rîhhi dîn.
- uuerde uuillo diin, sô in himile sôsa in erdu.
- prooth unsar emezîch kip uns hiutû.
- oblâz uns sculdî unsarô, so uuir oblâzem uns sculdîkêm.
- enti ni unsih firleiti in khorunka.
- ûzzer lôsi unsih fona ubile.
- Amen.
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9. Jahrhundert
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- Fader unser, du in himile bist.
- din name vuerde geheiliget.
- Din riche chome, din wille gesckche in erdo, also in himile.
- Unser tagoliche brot kib uns hiuto.
- Unde unsere Schulde belass uns, also auch wir belazend unsern schuldigen.
- Und in chorunga mit leitest du unsich, nu belose unsich fom uble.
- Amen.
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10. Jahrhundert
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- Fáter unser du in himele bist.
- Dîn nâmo uuérde gehéiligôt.
- Dîn rîche chome.
- Dîn uuillo gescéhe in erdo álsô in hímele.
- Unser tágelicha brôt kíb uns híuto.
- Unde únsere scúlde belâz uns, álsô óuh uuir belâzen unserên scúldîgên.
- Unde in chórunga ne léitêst dû únsih.
- Núbe lôse unsih fóne úbele.
- Amen.
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14. Jahrhundert
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- Vater unsir. du in himile bist.
- din namo werde giheiliget.
- din riche chome.
- din wille giskehe in erda von mennisgen. also in himile fon den engilen.
- Unsir tagelich prot gib uns hiuto.
- unde unsere sculde belazh uns.
- also ouh uuir firlazhen unseren sculdenaren.
- unde in dia chorunga neleitist du unsih.
- suntir irlose unsih fona demo ubile.
- Amen.
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1522
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- Unser Vater inn dem himel.
- Deine name sey heylig.
- Dein reich kome.
- Deine wille geschehe auff erden wie im himel.
- Unser teglich brod gib uns heut.
- und vergib uns unsere schulde
- wie wir unser schuldigern vergebe
- und fure uns nicht in versuchung
- sondern erlose uns vo dem ubel.
- Denn dein ist das reich und die krafft und die herligkeit in ewigkeit.
- Amen.
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1869
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- Unser Vater, der du bist im Himmel.
- Geheiliget werde dein Name.
- Zu uns komme dein Reich.
- Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.
- Unser täglich Brod gib uns heute.
- Und vergib uns unsere Schulden,
- wie wir unser Schuldigern vergeben.
- Und führe uns nicht in Versuchung.
- Sondern erlöse uns von dem Übel.
- Denn dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
- Amen.
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