Vampirfledermäuse
Vampirfledermäuse
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Systematik | ||||||||
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Arten (Auswahl) | ||||||||
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Wie keine andere Säugetiergruppe haben die nachtaktiven Fledermäuse mit ihrer geheimnisvollen Lebensweise die abergläubischen Vorstellungen und Phantasien der Menschen erregt. Doch Blutsauger wird man unter den heimischen 22 Fledermausarten vergeblich suchen. Doch es gibt wirklich einige wenige Arten von Fledermäusen in den südamerikanischen Tropen, die unserer Vorstellung von Vampiren in ihrer Lebensweise recht nahe kommen: Die drei Arten der Vampirfledermäuse (Desmodontidae) ernähren sich tatsächlich ausschließlich von Blut. Einzig die große Vampirfledermaus (Desmodus rotundus) nutzt dabei als Wirte Säugetiere, vornehmlich Rinder und Schafe sowie eine Reihe größerer Wildtiere wie etwa Tapire. Weniger häufig gehören auch Menschen zu ihren Blutquellen.
Um ihre Opfer anzuzapfen nutzt das Tier die rasiermesserscharfen Schneidflächen der Eck- und Schneidezähne. Mit diesen schneidet die Fledermaus Schnitte in die Haut des Wirtes, vornehmlich an gut durchbluteten Stellen. Das heraustretende Blut wird mit der Zunge aufgeleckt. Eine wesentlich Rolle dabei spielt der Speichel der Tiere. Dieser enthält ein Betäubungsmittel, mit dem die Bissstelle vor dem Einsatz der Zähne durch ein intensives Belecken lokal betäubt wird. Damit nicht genug sorgt der Speichel beim Trinkvorgang auch dafür, dass das austretende Blut nicht gerinnt und somit unbrauchbar wird. Das verantwortliche Protein DSPA (Desmodus Rotundus Salivary Plasminogen Activator), auch bekannt als Draculin, wurde erst vor einigen Jahren isoliert und biotechnologisch hergestellt. Es soll vor allem als Medikament vorbeugend gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle eingesetzt werden, da es auch bereits bestehende Blutverklumpungen im Gefäßsystem auflösen kann.
Die Fledermaus nimmt bei einer Blutmahlzeit etwa 30 Milliliter (entspricht einem Schnapsglas) Blut auf, eine Menge, die das Gewicht des kleinen Tieres verdoppelt. Mit dieser Füllung fällt es dem Tier häufig recht schwer, sich wieder in die Luft zu erheben. Leicht torkelnd und reichlich schwerfällig begibt sie sich dann auch direkt in die Wohnhöhle, die sie mit bis zu 100 Artgenossen teilt. Mit diesen teilen sie häufig auch ihre Blutmahlzeit. Hat eine Fledermaus in der Nacht die Höhle nicht verlassen können oder war erfolglos bei der Suche nach einer geeigneten Blutquelle, erbettelt sie bei den heimkommenden Tieren einen Teil der Nahrung. Besonders nah Verwandte, wie etwa Mütter oder Geschwister, würgen einen Teil der Mahlzeit hoch und geben ihrem Artgenossen davon ab. Gerade junge Tiere, die noch unerfahren sind und ihre Bisse nicht effektiv genug setzen können, werden häufig Nutznießer dieser sozialen Ader. Ohne Blut könnten die Tiere nur maximal 48 Stunden überleben, durch die Sozialfütterung überleben sie wenigstens bis zur nächsten Nacht und können dann selbst wieder nach Opfern suchen. Damit zeigen diese Tiere ein soziales Verhalten, wie man es bei anderen Säugetieren nur sehr selten antrifft, und das macht die kleinen Vampire doch sympathisch.