Valjevo
Die Stadt Valjevo liegt in Serbien, rund 100 km südwestlich von Belgrad. Der Name der Stadt wird am wahrscheinlichsten vom Genitiv des alten Personennamens Valj abgeleitet, der slawischen Form für mehrere lateinische Namen: Valko, Valli, Valius und Valentinus.
Valjevo liegt in einem Kessel, durch den der Fluss Kolubara fließt, die Stadt zweiteilend. Auf dem nördlichen Flussufer kann sich die Stadt in einem geräumigen Tal ausbreiten, während der südliche Teil gedrängt zwischen dem Fluss und den Bergen liegt. Heute, da Valjevo 60.000 Einwohner hat, erstreckt sie sich dicht neben und auf den umschließenden Bergen.
Der Valjevo-Kessel bot immer günstige Bedingungen zum Leben der menschlichen Gemeinschaft, so dass in ihm noch Spuren von Siedlungen aus der jüngeren Steinzeit gefunden wurden. Im Laufe der stürmischen Vergangenheit der Balkanhalbinsel befand sich der Valjevoer Kessel innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches und von Byzanz, und seit dem 12. Jahrhundert gehört er dem neugegründeten Staat der Nemanjiden an.
Die archäologischen Forschungen haben die Besiedlung dieses Territoriums im Laufe aller dieser Perioden erschlossen, es gibt aber keine geschichtliche Quellen, die konkretere Informationen über diese alten Siedlungen geben könnten. Valjevo wird in bekannten Dokumenten zum ersten Mal im Jahre 1393 erwähnt, und zwar als eine lange Zeit bestehende, aktive Handelsstadt, die dem mittelalterlichen serbischen Staat angehört.
Mit seinem Fall unter türkische Herrschaft 1459 wird auch Valjevo zum Bestandteil des Türkenreiches, und in den folgenden dreieinhalb Jahrhunderten wird sie zu einer orientalischen Stadt.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangt Valjevo durch den Kampf des serbischen Volkes um Autonomie in den Bereich des Fürstentums Serbien.
In der Zeit seiner ersten Erwähnung war Valjevo eine Handelssiedlung an einer Kreuzung von Verkehrswegen. In die Stadt kamen auch zahlreiche Kaufleute aus Dubrovnik, als Mittler des Handels zwischen dem Balkan und den weiter entwickelten Mediterranstädten.
Während der türkische Herrschaft erlebt die Siedlung eine Verkleinerung, bleibt aber noch eine Zeit lang christlich. Nach den Angaben aus dem Jahre 1528 gibt es Valjevo 71 christliche und 27 islamische Haushalte, jedoch mit der Erweiterung des Türkischen Reiches und dem Verschieben der Grenze weit jenseits des Flusses Sava, und damit auch weit entfernt von Valjevo, werden die alten Handelswege wiederhergestellt und Valjevo, als eine Verkehrsknotenpunkt, beginnt sich schneller zu entwickeln.
Durch diese Entwicklung wird aber auch die Islamisierung der Siedlung beschleunigt. Bereits im Jahre 1560 gibt es in ihr 293 mohammedanische und nur 51 christliche Haushalte, während es ein weiteres Jahrhundert später in Valjevo insgesamt 870, meist islamische Häuser gibt.
Diese Entwicklung musste auch eine territoriale Erweiterung der Siedlung zur Folge haben, denn sie erstreckte sich schon zu dieser Zeit an beiden Kolubara-Ufern. Auf dem rechten Ufer befand sich "Tscharschija", ein orientalisches Handwerker- und Handelsstadtviertel, während auf der linken, geräumigeren Seite des Flusses der administrative Stadtteil lag.
Ende des 17. Jahrhunderts kehren die Grenzen zwischen dem türkischen Reich und der habsburger Monarchie zum Fluss Save zurück, und das bedeutete, daß Valjevo in allen spätern Kriegen den kriegerischen Handlungen ausgesetzt war, und, daß es 1719 bis 1739 von der Habsburger Monarchie einverleibt wurde. Die ständige Kriegsgefahr hatte wiederum eine Verkleinerung der Siedlung zur Folge. Zwei Jahre nach der Wiedereroberung Valjevos durch das türkische Reich, im Jahre 1741, gab es in Valjevo 91 mohammedanische und 50 christliche Haushalte, und vier Jahrzehnte später 400 islamische und 50 christliche Häuser, an den beiden Kolubara-Ufern.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts bringt neue Veränderungen. Durch die Kämpfe des I. und II. Serbischen Aufstandes (1804 bzw. 1815) erwirbt das serbische Volk eine begrenzte Autonomie und Valjevo wird zu einer christlichen Siedlung. Die Serben kommen in die Stadt, aber in einer beträchlich kleineren Zahl, als Türken sie verlassen, so dass es in ihr nur noch 160 Häuser gibt. Sie sind jetzt nur auf dem rechten Ufer der Kolubara konzentriert, im Handwerker - und Handelsviertel, während der Stadtteil auf dem gegenüberliegenden Ufer umbewohnt ist. Aber der schmale Raum auf dem rechten Ufer bot keine ausreichende Perspektive für die beschleunigte Entwicklung, die im Lauf der Zeit erfolgte, und deshalb breitet sich Valjevo bereits gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf das linke Flussufer aus. Der zunächst chaotischen Besiedlung wird 1855 mit einem Plan rechtwinkliger Straßenkreuzungen Einhalt geboten, der noch heute urbane Grundlage des Stadtkerns ist
Siehe auch: Serbien, Geschichte Serbiens, Serbien und Montenegro
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