Ussama Ibn Munqidh
Ussama Ibn Munqidh (auch: Usama Ibn Munqidh, * 1095; † 1188), arabischer Schriftsteller und Dichter, Politiker und Diplomat, war einer der wichtigsten zeitgenössischen Chronisten der Kreuzzüge auf arabischer Seite. Er stammt aus der Familie des kleinen, unabhängigen Emirats Schaizar in Mittelsyrien und war der Neffe dessen Emirs Sultan Ibn Munqidh.Auf Grund seiner Tätigkeit als Diplomat kannte er die wichtigsten Persönlichkeiten, sowohl auf arabischer als auch christlicher Seite, persönlich. Seine Erinnerungen geben einen guten Einblick in die Lebensumstände der damaligen Zeit und auf das Verhältnis von Christen und Muslimen.
Im Jahr 1138 reist er im Auftrag von Mu'inuddin Unur, des Statthalters von Damaskus, nach Jerusalem, um mit König Fulk die Möglichkeit eines Bündnisses gegen den Emir Zengi zu erörtern. Dort wird Ussama freundlich empfangen und tatsächlich kommt es zu einem Beistandspakt der Franken mit Unur gegen Zenghi, durch den den Franken die Festung Banias zufällt. Ussama begleitet Unur auch auf einem späteren Staatsbesuch nach Jerusalem.
Die kurze Periode fränkisch-damaszenischer Kooperation gibt Ussama die Gelegenheit, die Franken genauer kennenzulernen. Mit einer Mischung aus Spott und Entsetzen berichtet Ussama über ihre barbarischen Sitten. Aufgewachsen mit der ausgefeilten und genau geregelten islamischen Rechtsprechung, befremdet ihn besonders die Praxis des von den Christen praktizierten Gottesurteils. Auch die Unwissenheit der Franken auf dem Gebiet der Medizin entsetzt ihn. Nur die Tapferkeit der christlichen Krieger nötigt ihm Bewunderung ab. Das Angebot eines französischen Ritters, seinen Sohn nach Europa mitzunehmen, um ihn dort in den ritterlichen Tugenden zu erziehen, schlägt er allerdings höflich aus.
Später wechselt er in den Dienst Zenghis, und an den Hof der ägyptischen Fatimiden. Diese schicken ihn ins Feldlager von Damaskus zu Nur ad-Din, um über einen gemeinsamen Angriff zu verhandeln. Die Verhandlungen scheitern jedoch. Auf der Rückreise nach Ägypten bleibt Ussama zwei Jahre im von den Franken belagerten Askalon und organisiert dessen Verteidigung.
Bei der Erdbebenwelle, die Syrien in den Jahren 1156 und 1157 erschüttert, verliert Ussama, der sich zu diesem Zeitpunkt in Damaskus aufhält, fast seine ganze Familie. In ganz Syrien, den Städten Aleppo, Tripolis, Beirut und Homs richten die Erdbeben schwere Schäden an, doch am schlimmsten trifft es die Städte Hama und Schaizar. Sein Vetter, der Emir Muhammad Ibn Sultan, feiert im Kreis der Familie und Würdenträger des Emirats Schaizar die Beschneidung seines Sohnes, als die Mauern der Zitadelle zusammenstürzen. Nur die Fürstin von Schaizar kann aus den Trümmern gerettet werden. Dieses Erdbeben markiert zugleich das Ende der Unabhängigkeit des Emirats, das zunächst in die Hände der Assassinen fällt und 1157 von den Franken erobert wird.
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