Unter den Linden
Unter den Linden in Berlin ist einer der bekanntesten großstädtischen Boulevards Europas. Er führt vom Pariser Platz mit dem bekannten Hotel Adlon an der Ostseite des Brandenburger Tors, wo sich auch der gleichnamige S-Bahnhof befindet und künftig der neue U-Bahnhof der U 5, über 1,5 km in östlicher Richtung bis zur Schlossbrücke in unmittelbarer Nähe der Museumsinsel und des Alexanderplatzes. Er ist die zentrale Verkehrsachse im östlichen Zentrum Berlins und verbindet zahlreiche wichtige Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten miteinander. Als hauptstädtische Prachtstraße hat er eine legendäre, bewegte Geschichte.
Im 16. Jahrhundert war der Vorläufer der heutigen Repräsentations- und Flaniermeile nichts weiter als ein Reitweg, der das Berliner Stadtschloss mit dem 1527 eingerichteten Berliner Tiergarten verband. 1647 ließ der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg den Weg befestigen und mit Nussbäumen und Linden säumen. Friedrich der Große errichtete 1740 am östlichen Ende der Straße, dem heutigen Bebelplatz, das Forum Fridericianum mit dem Opernhaus, der Alten Bibliothek, der St.-Hedwigs-Kathedrale und dem Prinz-Heinrich-Palais.
Das Prinz-Heinrich-Palais wurde später das erste Gebäude der 1810 gegründeten Humboldt-Universität.
Der westliche Teil der Straße wurde Zug um Zug ab 1674 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ausgebaut. Im 19. Jahrhundert, nach dem Sieg über Napoleon, ließ Friedrich Wilhelm III die Straße durch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel den östlichen Teil der Straße zu einer Triumphstraße ausbauen. Am Übergang vom östlichen zum westlichen Teil der Straße, wo sie von einer offenen Prachtstraße zu einer genau so breiten, aber zurückhaltenderen Allee wandelt, wurde das Reiterstandbild Friedrichs des Großen errichtet. Diese Statue des Bildhauers Christian Daniel Rauch ist eines der wichtigsten Werke repräsentativer Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts und Vorbild für zahlreiche andere Werke dieser Zeit.
Der westliche Teil hingegen wurde im 19. Jahrhundert zunächst zu einer repräsentativen, gutbürgerlichen Wohnlage, die sich in den Jahren nach 1871 dann recht schnell zu einer belebten großstädtischen Geschäftslage mit Geschäften, Restaurants und Agenturgebäuden wandelte.
Im 2. Weltkrieg wurde die Straße fast völlig zerstört.
Zu Beginn der 1950er Jahre begann dann der Wiederaufbau. 1949-1951 entstand das Gebäude der sowjetischen Botschaft, ein wichtiges Beispiel stalinistischer Prachtarchitektur und ein Symbol der politischen Verbundenheit der damals neu gegründeten DDR mit der Sowjetunion. Heute befindet sich dort die Botschaft der russischen Föderation.
Ab Ende der 1950er Jahre wurden auch die historischen Gebäude allmählich wieder aufgebaut, mit Ausnahme des Stadtschlosses, das von der sowjetischen Besatzungsmacht als Symbol des verhassten Feudalismus gesprengt und 1973-1976 durch den Palast der Republik ersetzt wurde. Nach 1989 wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen und verfällt seitdem (von temporärer Zwischennutzung abgesehen). Die Frage, ob er renoviert werden soll, oder ob an seiner Stelle wieder das alte Stadtschloss oder aber etwas gänzlich anderes errichtet werden soll, war in den letzten Jahren Gegenstand einer lebhaften Kontroverse im kulturellen Leben Berlins.
Geschichte und Bauwerke