Unix
Unix ist heute der Oberbegriff für alle Betriebssysteme, die auf dem ursprünglichen, von AT&T; entwickelten Unix-Entwurf basieren. Zu diesen Unix-Derivaten gehören zum Beispiel Linux, HP-UX, AIX, IRIX und Solaris. UNIX ist ein geschütztes Markenzeichen der Open Group.Der Einfluss von Unix erstreckt sich auf nahezu alle heute verbreiteten Betriebssysteme. Ideen und Konzepte von Unix finden sich überall, sei es im kleinen Embedded System bis hin zu Großrechner-Betriebssystemen. Projekte wie GNU/Linux oder die freien BSD-Systeme implementieren das Verhalten und die Schnittstellen von Unix neu und steuern eigene Erweiterungen bei. Daher existieren unterschiedlichste Derivate und Portierungen für verschiedenste CPU-Familien, unter anderem x86, 68k, ARM, PowerPC u.v.m.
Das System wurde ursprünglich ab 1969 an den Bell Laboratories von AT&T von einer Gruppe um Ken Thompson und Dennis Ritchie entwickelt und in den Jahren 1972-1974 bis auf wenige Teile in der höheren Programmiersprache C mit dem Ziel der Portabilität neu implementiert.
Unix ist Grundlage der am weitesten verbreiteten kommerziellen Server- und Arbeitsplatzrechner-Betriebssysteme, unter anderen Solaris (Sun Microsystems), AIX (IBM), IRIX (Silicon Graphics), HP-UX (Hewlett-Packard). Jedes dieser UNIX-Derivate implementiert außer dem UNIX-Standard auch eigene und damit teilweise nicht portable Funktionalität.
Serversysteme werden in neuerer Zeit zunehmend auch unter dem nichtkommerziellen System Linux oder BSD betrieben. UNIX-Workstations werden seit längerem immer mehr durch PCs verdrängt, wobei hierunter auch Systeme wie der Apple Macintosh oder andere nicht-x86-Systeme wie der Pegasos fallen. Denn einerseits aufgrund der Anfälligkeit gegenüber Viren und Würmern im Internet und andererseits durch die wachsende Präsenz von Linux im Embedded-Bereich (Router etc.) verringert sich das Übergewicht der PC-typischen x86-Architektur im Unix-Markt allmählich. Unix/Linux-Servertechnologie findet sich daher inzwischen auf den unterschiedlichsten Systemen, vom Low- bis zum High-End, wieder.
Table of contents |
2 Der Name Unix 3 Geschichte 4 Standards 5 Freie Unix-Derivate 6 Erscheinungsdaten 7 Weiterführende Informationen |
Merkmale
Unix besteht aus einem Kernel, der allein Zugriff auf die Geräte hat und Prozesse verwaltet. Der Kernel stellt das Dateisystem zur Verfügung, das neben Systemaufrufen die wesentliche Schnittstelle für die Prozesse in den Kernel darstellt.
Eine Vielzahl von Programmen inklusive eines C-Entwicklungssystems und eines Textsatzprogrammes (troff) vervollständigen das System.
Das Dateisystem ist als hierarchisches Verzeichnis mit beliebigen Unterverzeichnissen organisiert, ein damals neues Konzept, das heute überall selbstverständlich ist. Wurzelverzeichnis (Root-Verzeichnis) dieser Hierarchie ist das Verzeichnis "/". Eins der hervorragenden Grundkonzepte von UNIX ist, auch Disketten- und CD-Laufwerke, weitere Festplatten des eigenen oder fremder Rechner, Terminals, Bandgeräte und andere "special files" im Dateisystem abzubilden. "Alles ist eine Datei" ist ein Grundprinzip von Unix. Dieser verallgemeinerte Dateibegriff gehört zum Wesen von UNIX und ermöglicht eine einfache, einheitliche Schnittstelle für die verschiedensten Anwendungen. In manchen UNIX-Derivaten werden selbst Prozesse und deren Eigenschaften auf Dateien abgebildet (proc-Filesystem).
Der Kommandointerpreter, die Shell, – unter Unix ein normaler Prozess ohne Privilegien – sowie zahlreiche Standard-Kommandos ermöglichen dem Anwender eine unerreicht einfache Ein-/Ausgabeumleitung in diese Dateien, und über Pipes die Verkettung von mehreren Programmen. Eine große Sammlung von einfachen Kommandos, der "UNIX-Werkzeugkasten", kann so mit Hilfe der Programmiermöglichkeiten des Kommandointerpreters kombiniert werden und komplizierte Aufgaben übernehmen.
Zu den wichtigen Merkmalen eines typischen Unixsystems gehören: hohe Stabilität, Multiuser, Multitasking (mittlerweile auch Multithreading), Speicherschutz und virtueller Speicher (zuerst implementiert in der BSD-Linie), TCP/IP Netzwerkunterstützung (ebenfalls zuerst in der BSD-Linie), hervorragende Scriptingeigenschaften, eine voll ausgebaute Shell und eine Vielzahl von Werkzeugen (siehe Unix Kommandos) und Daemonen. Betriebssysteme von Unix-Workstations sowie Unix-Derivate enthalten in der Regel eine grafische Benutzeroberfläche basierend auf X11.
Unix ist historisch eng mit der Programmiersprache C verknüpft - beide verhalfen sich gegenseitig zum Durchbruch, und so ist C auch heute noch die präferierte Sprache unter Unixsystemen.
Das System hieß ursprünglich Unics (später gekürzt auf Unix), eine Anspielung auf das Multics-System. Der Name Unics wurde gerne auch als UNIplexed Information and Computing Service interpretiert, allerdings ist dies eine nachträgliche Interpretation - weder Unics, noch Unix oder UNIX sind Akronyme.
Die Diskussion, welcher Name nun der richtigere sei, UNIX oder Unix, entflammt immer wieder von Neuem. Geschichtlich ist Unix der ältere Name, UNIX als Name tauchte erst 1974 auf - aus rein ästhetischen Gründen.
Für ausführlichere Informationen siehe Geschichte von Unix.
Ken Thompson erstellte 1969 die erste Version von Unix in Assemblersprache auf der DEC PDP-7, um etwas Textverarbeitung zu betreiben und zu spielen.
Das 1972-1974 in C implementierte System wurde gemeinsam mit einem C-Compiler kostenfrei an verschiedene Universitäten verteilt - aus ihr entwickelte sich die BSD-Linie von Unix. AT&T versuchte schließlich selbst, Unix gewinnbringend zu vermarkten, woraus die System V Linie von Unix entstand. In den 1980er Jahren wurde Unix zum dominierenden Betriebssystem an den Universitäten, und es existierte eine Fülle verschiedenster Unix-Derivate, die alle in irgendeiner Form von den beiden Hauptlinien abstammten, womit langsam Bedarf nach Standardisierung entstand.
Jeder Hersteller änderte und erweiterte das System in den 80er Jahren nach eigenen Vorstellungen.
Es entwickelten sich Versionen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Kommandos, Kommandooptionen und Programmbibliotheken.
Um 1985 begann die IEEE zunächst die Schnittstellen für Anwendungsprogramme zu standardisieren.
Daraus entwickelte sich der IEEE 1003-Standard, der auf Anregung von Richard Stallman POSIX genannt wird.
Er besteht heute aus etwa 15 Dokumenten, die sich mit allen Aspekten von Unix-Systemen wie dem Kommandozeileninterpreter (POSIX schreibt zwingend die Korn Shell vor), den Unix-Kommandos und deren Optionen, der Ein-/Ausgabe und anderem befassen.
Die Preise der IEEE für die POSIX-Dokumentation sind sehr hoch, die Veröffentlichung ist durch Urheberrecht untersagt.
In neuerer Zeit ist deshalb eine Tendenz zum Single Unix Specification-Standard der Open Group zu verzeichnen.
Dieser Standard ist offen, im Internet frei verfügbar und akzeptiert Vorschläge von jedem.
Bis Unix V7, das 1979 erschien, wurde der Quellcode von Unix, gegen Erstattung der Kopier- und Datenträgerkosten, an Universitäten verteilt.
Unix hatte damit den Charakter eines freien, portablen Betriebssystems.
Der Code wurde in Vorlesungen und Veröffentlichungen verwendet und konnte nach eigenen Vorstellungen geändert und ergänzt werden.
Die Universität Berkeley entwickelte eine eigene Distribution mit wesentlichen Erweiterungen, die Berkeley Software Distribution (BSD).
In den frühen 80er Jahren beschloss AT&T, Unix zu vermarkten, der AT&T Quellcode durfte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr öffentlich zugänglich gemacht werden, auch die Verwendung in Vorlesungen etc. war ausgeschlossen.
Auch auf BSD basierende Systeme mussten, da ein Teil des Codes von AT&T stammte, eine (teure) Lizenz erwerben.
Die Nichtverfügbarkeit des Quellcodes veranlasste 1983 Richard Stallman, das GNU-Projekt ("Gnu ist nicht Unix") ins Leben zu rufen. Ziel des Projekts war ein freies, Unix-kompatibles System.
Bis 1990 hatte das Projekt alle wesentlichen Teile – inklusive des GNU C-Compilers – entwickelt, jedoch mit Ausnahme des Kernels.
1987 erschien das Lehrsystem Minix der Vrije Unversität, Amsterdam. Minix war ein Unix-Klon mit Mikrokernel, C-Compiler, Editor und vielen Kommandos, das auf anspruchsloser PC-Hardware lief.
Der Quellcode war Teil des Lieferumfangs. Es war zwar kommerziell, aufgrund seines sehr niedrigen Preises kam es einem freien System aber sehr nahe.
Wie vormals Unix diente dieses System vielen als Ausgangspunkt für eigene Experimente.
1991 arbeitete der Student Linus Torvalds an einem Terminal-Emulator mit dem er auf einen Uni-Computer zugreifen wollte. Mit der Zeit baute er Dateisystem-Zugriff und viele andere nützliche Features ein. Bald bemerkte er, dass er mehr als einen Terminal-Emulator programmierte. Den Sourcecode veröffentlichte er in der Newsgroup comp.os.minix als Betriebssystem, das auf einem Intel 386'er-PC lauffähig sein sollte. Zuerst sollte sein Projekt Freax heißen. Da der übereifrige Administrator der Universität ihm als Login für sein FTP-Repository Linux vergab nannte er es einfach so. Im Sourcecode der 0.01 von Linux soll noch der Name Freax vorkommen.
Der POSIX-Standard und das GNU-Projekt, das alle nötigen Werkzeuge wie Compiler und Shells bietet, boten einen geeigneten Weg dahin.
Torvalds verwendete das Minix-System und den GNU-C Compiler als Grundlage.
Er schrieb einen Kern, den er Linux nannte.
Darauf übertrug er die Softwarewerkzeuge und Bibliotheken des GNU-Projekts.
Diese Werkzeuge boten in Kombination mit dem Linux-Kern die Grundlage für ein POSIX-getreues freies Betriebssystem, bekannt als GNU/Linux oder einfach Linux.
1992 erschien mit 386BSD von Bill Jolitz ein weiteres freies System für 80386 Prozessoren. Es bestand aus einem Patch für die nicht von AT&T stammenden freien Teile der BSD Distribution und bildete ein weiteres freies, sehr fortgeschrittenes Betriebssystem für Intel Prozessoren.
1994 veröffentlichte Berkeley mit 4.4BSDLite die letzte Version ihrer Distribution, die von AT&T Quellcode befreit war. Dieses bildete zusammen mit 386BSD die Grundlage für NetBSD, FreeBSD und kurz darauf OpenBSD.
2000 gab Apple den Quellcode des Betriebssystems Darwin, Bestandteil von Mac OS X, frei.
Es basiert auf FreeBSD und dem Mach Mikrokernel.
Ein ungewöhnliches Unix-Derivat ist lUnix (Kurz für little Unix), welches ein Unix-ähnliches System auf einem Commodore 64 oder Commodore 128 zur Verfügung stellt.
Die folgende Zusammenstellung gibt nur einen groben Überblick.
Es werden nur die wichtigsten Systeme erwähnt.
Diese haben jeweils ihre eigenen Versionen und ihre eigene Entwicklungsgeschichte.
Der Name Unix
Geschichte
Standards
Freie Unix-Derivate
Erscheinungsdaten
Weiterführende Informationen
Siehe auch: Geschichte von Unix, Unix-Shells, Unix-Kommandos, Unix-Derivate, UnixzeitLiteratur
Weblinks