Universalgeschichte
Als Universalgeschichte bezeichnet man die Gesamtheit der Menschheitsgeschichte.Die Gattung der Universalgeschichte war bereits in der Antike bekannt (siehe Diodor).
Es gibt Lokal-, Regional-, National- und Kontinentalgeschichten. In dieser aufsteigenden Reihe historischer Räume sollte es dann auch logischerweise die Universalgeschichte geben, die den größtmöglichen Raum, die ganze Erde, und die größtmögliche Zeitspanne, die ganze Geschichte der Menschheit, im Blick hat.
Studierende, die in dieser Teildisziplin der Geschichte einen Studienschwerpunkt bilden möchten, werden aber kaum Gelegenheit dazu finden. In der zunehmend globalisierten Welt dürfte eher das Gegenteil erwartet werden: ein deutlicher Trend zur Universalgeschichte. Doch die Geschichtswissenschaft begann im Zeichen und Auftrag des Nationalstaats. Und in den vergangenen 200 Jahren sind der Auftraggeber der historischen Forschung und der Status der Wissenschaftler als Beamte weitgehend unverändert geblieben. Daher haben Studierende wie ehedem nur die Wahl zwischen Antike, Mittelalter und Neuzeit. Dieser Eurozentrismus sorgt dafür, dass der allergrößte Teil der menschheitlichen Geschichte ausgeblendet bleibt; Markt und Medien verstärken diese Selbstbeschränkung durch einen deutlichen Trend zur Zeitgeschichte. Zudem konzentrieren sich Forschung und Lehre auch räumlich auf das Naheliegende, den nationalen Rahmen mit Abstechern in leicht zugängliche Nachbarregionen.
Die Universalgeschichte unterscheidet sich davon in einem deutlichen Maße. Das Subjekt ist nicht (mehr) die so genannte welthistorische Persönlichkeit, sondern die Menschheit und ihre Kultur. Der Entwicklungsprozess wird nicht losgelöst, sondern ganzheitlich betrachtet. Der letzte Versuch dieser Art im deutschen Raum, war die Propyläen Weltgeschichte. Eine Universalgeschichte in 12 Bänden aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Nach Arnold Toynbees Hauptwerk in 12 Bänden, A Study of History, kann es nicht darum gehen, den Umfang des Materials zu vergrößern; vielmehr gilt es, von der unübersichtlichen Fülle des Stoffs wegzukommen durch generalisierende Distanz. Toynbees 30 Zivilisationen verbinden sich dann zum Beispiel zu einer einzigen. Das wäre sogar ganz im Sinne Toynbees, der ja nicht müde wurde, die Einheit der Menschheit zu beschwören. Aber im Gegensatz zu allen bekannten Universalgeschichten würde sich in menschheitlicher Perspektive auch der Schwerpunkt der Weltgeschichte verlagern: weg von der schriftfixierten Analyse der nur partiell nach Jahrtausenden zählenden Zivilisation, hin zur sprachbestimmten Menschheitsgeschichte der Millionen Jahre.