Ungarisches Wappen
Das ungarische Wappen ist zweigeteilt, wobei man von der heraldisch rechten Hälfte als dem "alten" Wappen und der linken Hälfte als dem "neuen" Wappen spricht, obwohl in Wirklichkeit das "neue" Wappen wahrscheinlich viel älter ist.
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Einzelne Bestandteile
Das Doppelkreuz
Das "neue" Wappen, das tatsächlich das ältere ist, zeigt ein silbernes (weißes) byzantinisches Doppelkreuz (Patriarchenkreuz) auf drei grünen Hügeln und einer Krone stehend mit rotem Hintergrund. Das Doppelkreuz stammt aus dem 9. Jahrhundert, die drei Berge (Tatra, Fatra, Mátra) aus dem frühen 14. Jahrhundert, die Krone unter dem Kreuz wurde am Anfang des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Details siehe unter Wappen der Slowakei. Die häufige Ansicht, dass es sich um ein Kreuz handelt, das der Papst dem ersten christlichen König Ungarns, dem Heiligen Stephan um das Jahr 1000 verliehen habe, ist falsch. Sie ist erst im 15. Jahrhundert nach einer Legende aus dem 12. Jahrhundert entstanden, die zudem lediglich besagt, dass Stephan nur ein herkömmliches Kreuz (d. h. kein Doppelkreuz) erhielt.
Die Querstreifen
Das "alte" Wappen zeigt jeweils vier rote und vier silberne (weiße) Querstreifen. Seine Entstehung und Bedeutung sind umstritten. Allem Anschein nach entstand es als Symbol der ungarischen Herrscher des südlichen Grenzherzogtums Ungarns, das am Ende des 11. Jahrhunderts in Kroatien und Dalmatien geschaffen wurde. Als erster hat es der Grenzherzog Emmerich (Ungarn) von Árpád, dem späteren ungarischen König (1196–1204), verwendet und dann sein Nachfolger in Kroatien, Andreas, der ebenfalls später König von Ungarn war (1205–1235). Nach anderer Ansicht ist das Wappen erst 1198 entstanden, als Emmerich die Prinzessin Konstanzia von Aragón heiratete und dabei sein eigenes Wappen durch eine Abänderung des Wappens des Aragón-Geschlechts (dem heutigen Wappen Spaniens) schuf. Es gibt auch die Meinung, dass das "alte" Wappen eine bestimmte Bedeutung hatte. Die häufigsten Deutungen sind:
- es war ein Symbol der Árpáden (Gegenargument: Es wurde nicht vererbt)
- es war ein Symbol der Vereinigung aller Länder des Ungarischen Königreichs
- die vier Streifen symbolisierten die vier Hauptflüsse des Königreichs (Donau, Theiß, Drau und Save)
Die Krone
Gekrönt ist das Wappen ist von der Stephanskrone, der ungarischen Königskrone.
Geschichte
Als erstes Wappen des Königs im eigentlichen Sinne wurde um 1189 das "neue" Wappen von Béla III bei einem Kreuzzug verwendet, damals allerdings ohne die drei Berge. Seine Nachfolger Emmerich (Ungarn) (1196–1204) und Andreas II. (1205–1235) verwendeten das "alte" Wappen. Als das Land unter Béla IV (1235–1270) 1262 vorübergehend in zwei Teile aufgeteilt wurde, war das "neue" Wappen das Symbol des nordwestlichen Teils und das "alte" Wappen das des anderen Teils unter der Oberhoheit Stephans V Der letzte König aus dem Geschlecht der Árpáden, Andreas III. (1290–1301), verwendete wieder das Doppelkreuz. In der Zeit der Thronkämpfe nach dem Aussterben der Árpáden verwendete der böhmische König Ladislaus V. (1305–1306) sowie sein Nachfolger Otto von Bayern (1305–1307), die nur die Slowakei und das Burgenland beherrschten, das "neue" Wappen, und zwar bereits einschließlich der drei Berge. Karl Robert von Anjou (1307–1342) hingegen verwendete ein zweigeteiltes Wappen bestehend aus dem Symbol der Anjou-Familie sowie aus dem "alten" Wappen (Streifen) des ehemaligen Königs Stephan V. (siehe oben), dessen Tochter Maria er heiratete.
Ab dem späten 14. Jahrhundert wurde das "neue" Wappen sowohl als Symbol für Oberungarn ("partes Danubii septentrionales, partes regni superiores", d. h. das Gebiet der heutigen Slowakei und im nordöstlichen Ungarn) verwendet, als auch ein Symbol der ungarischen Könige. Als Symbol für Oberungarn wurde es dabei eher zusammen mit den drei Bergen verwendet, als das Symbol der ungarischen Könige hingegen eher ohne die drei Berge. So war das Staatssymbol von Ludwig dem Großen (1342–1382) ein viergeteiltes Wappen, das unter anderem aus dem Symbol von Karl von Anjou (das seinerseits das "alte" Wappen enthielt) als dem Symbol für die südlichen Teile Ungarns ("partes regni inferiores") und daneben aus dem "neuen" Wappen als dem Symbol für Oberungarn zusammengesetzt ist. Ein gutes Beispiel für die Doppelbedeutung des Doppelkreuzes ist das große Siegel des Königs Sigismund von Luxemburg (1387–1437). Dieses enthält zwar in der Mitte das "neue" Wappen, ist aber von im Kreis platzierten Wappen der von Sigismund beherrschten Gebiete umgeben, unter denen sich unter anderem das "alte" Wappen als das Symbol für Pannonien und das "neue" Wappen ein zweites Mal als das Symbol für Oberungarn befindet.
Seit die Habsburger 1526 die Könige dessen geworden sind, was vom Königreich Ungarn nach den türkischenen Eroberungen übrig geblieben ist, wurde das heutige ungarische Symbol verwendet. Die kleine Krone unter dem Kreuz kam allerdings erst im 17. Jahrhundert hinzu. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieses Staatswappen vorübergehend (bis 1990) im kommunistischen Ungarn durch ein künstlich geschaffenes und auf der ungarischen Flagge basierendes Wappen ersetzt.