Ulcus cruris
Der medizinische Begriff Ulcus cruris - lat: Ulcus ("Geschwür") und crus ("Schenkel, "Unterschenkel") - bezeichnet ein Geschwür am Unterschenkel - das heißt eine offene, meist nässende Wunde, welche über lange Zeit nicht abheilt. Umgangssprachlich wird es auch als "offenes Bein" bezeichnet. Betroffen sind meist ältere Menschen, denen verschiedene Grunderkrankungen zu schaffen machen.
Ein Ulcus cruris, das trotz optimaler Therapie innerhalb von drei Monaten keine Heilungstendenz zeigt bzw. nicht innerhalb von 12 Monaten abgeheilt ist, gilt als therapieresistent.
Als grundlegende Erkrankungen liegen dabei meist ein postthrombotisches Syndrom, ein Krampfadernleiden, ein Diabetes mellitus oder eine arterielle Hypertonie vor. Die beiden letzteren werden wiederum durch ein bestehendes Übergewicht begünstigt, das zudem auch als eigenständiger Risikofaktor anerkannt ist. Rauchen und Bewegungsmangel (nicht zuletzt über die fehlende Muskelpumpe) sind ebenfalls wichtige Ursachen.
Ursache kann aber auch das Vorliegen eines chronischen Kompartment-Syndroms sein, bei dem jeder Schritt zur weiteren Gewebezerstörung führt und daher kontraproduktiv ist. Dazu kommen Nebenfaktoren, die den Verlauf ebenfalls beeinflussen, aber nicht ursächlich sind, wie Wundinfektionen oder Zinkmangel, der allerdings oft nicht nachgewiesen werden kann.
Das Ulcus cruris venosum als schwerster Form der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) stellt je nach Studie mit 57-80% aller chronischen Ulzerationen die häufigste Ursache nicht spontan abheilender Wunden dar. Arteriell bedingte Ulzerationen sind in 4-30%, gemischt arterio-venöse Ulzerationen in ca. 10%-15% und alle übrige Formen in ca. 6-10% anzutreffen.
Von einem Ulcus cruris sind Frauen häufiger betroffen als Männer - v.a. da Frauen ein höheres Lebensalter erreichen. Vor dem 40. Lebensjahr kommt das Ulcus cruris selten vor. Ab dem 80. Lebensjahr steigt die Häufigkeit auf - wieder je nach Studie - 0,87 bis 3,38 % stark an. Da diese Erkrankung einen hohen Leidensdruck sowie - alleine schon was das Verbandsmaterial anbelangt - enorme Kosten verursacht und in den nächsten 40 Jahren der Bevölkerungsanteil der über 80-Jährigen massiv ansteigen wird, ist ein besonderes Augenmerk auf die Vorbeugung dieser Erkrankung schon in jungen Jahren zu richten.
Als Diagnose-Verfahren zur Genese der Erkrankung kommen u. A. die Dopplersonographie der Venen und Arterien, sowie bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit die Angiografie zum Einsatz.
Bei venöser Insuffizienz kann in Fällen venöser Insuffizienz die Überbrückung der betroffenen Venenabschnitte zur Druckentlastung im venenösen System die andauernde und fortschreitende Schädigung der für die Mikrozirkulation wichtigen kleinsten Gefäße verhindern.
Bei arteriellen Durchblutungsstörungen kann eine Ballon-Dilatation durchgeführt oder eine Versorgung mittels Gefäßprothese angestebt werden.
Ursachen
Grundsätzliche Ursache bei allen Formen ist eine mangelnde Durchblutung des betroffenen Gewebes (Mikrozirkulation), was einerseits die Entstehung eines Ulcus cruris erst ermöglicht, andererseits auch der Grund für dessen schlechte Heilungstendenz ist. Diese Durchblutungsstörung kann wiederum auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden:Diagnose
Wie bei der CVI ist zunächst die Anamnese entscheidend. Inspektion und Ausmessen des Ulcus, wenn möglich auch eine fotografische Dokumentation erleichtern die spätere Beurteilung der therapeutischen Maßnahmen (und manchmal auch der Compliance der Patienten) und sind im Einzelfall von forensischer Bedeutung. Allerdings wird nicht ein Unterschenkel alleine, sondern der ganze Mensch von Kopf bis Fuß untersucht, da aufgrund der meist vorhandenen Mehrfacherkrankungen des alten Menschen meist mehrere Faktoren die Chronizität des Geschehens bestimmen.Behandlung
Beseitigung der Ursachen
Die Ursachen zu beseitigen, ist leichter gesagt als getan. In erster Linie sind eine Reduktion des Übergewichts, eine optimale Einstellung eines evtl. bestehenden Diabetes mellitus und eine optimale Einstellung des Blutdrucks anzustreben. Dabei muss allerdings ein ausreichend hoher Blutdruck erhalten bleiben, um die arterielle Versorgung des Gewebes gewährleisten zu können. Operation zur Beseitigung der Grundursache
Bei chronischem Kompartment-Syndrom wird eine Faszien-Chirurgie (Fasziotomie und Fasziektomie) mit anschließender Hauttransplantation durchgeführt, um die andauernde und fortschreitende Gewebeschädigung durch die zu straffe Muskelhülle zu verhindern.Konservative Behandlung
Nicht-operative Behandlung der Wunde und unterstützende Maßnahmen sind:Nachbehandlung und Vorbeugung
Häufig wird eine Kompressionstherapie mit Stützstrümpfen und Kompressionsverbänden zur Unterstüzung der Muskel-Gelenk-Pumpe eingesetzt, um einen hohen Arbeitsdruck und niedrigen Ruhedruck zu gewährleisten, wobei durch die Verwendung von Druckpolstern die Effektivität der Kompressionswirkung erhöht werden kann. Allerdings kann durch diese Therapie ebenfalls die Mikrozirkulation beeinträchtigt werden, was kontraproduktiv ist. Damit muss gleichzeitig zu ausreichender Bewegung geraten werden, sofern ein Kompartment-Syndrom beseitigt oder ausgeschlossen ist, da jede Belastung der Beine beim Gehen sonst ebenfalls kontraproduktiv ist.Weblinks
Shave-Therapie:
Zinkmangel:
Verschiedenes:
Faktor-13:
Wundabstrich bei diabetischer Ulcus cruris:
Wachstumsfaktor und Gentherapie:
Adressen von Wundbehandlungs-Zentren:
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel ist ein Kandidat für "Exzellente Artikel", stimme mit