U-Boot-Krieg
Table of contents |
2 Grossbritannien und der 'U-Boot-Krieg' 1919-39 3 Entstehung und Neubau der U-Bootwaffe 1935 bis 1939 im 3. Reich 4 Zweiter Weltkrieg |
Als sich im Jahre 1939, kurz nach Kriegsausbruch, Kommodore Karl Dönitz mit dem Haupstützpunkt der gigantischen englischen Überwasserflotte, Scapa Flow, beschäftigte, verbanden auch ihn schmerzliche Erinnerungen an diesen Ort. 1916 gingen hier zwei deutsche U-Boote bei dem Versuch, in die Bucht einzudringen, mit ihren Kommandanten, Kapitänleutnant von Henning und Oberleutnant z.S. Emsmann, verloren. Sie wurden von englischen Minen erfasst. Im Sommer 1919, nach der Kapitulation aller deutscher Streitkräfte 1918 lag die gesamte, selbst in der legendären Skagerrak-Schlacht ungeschlagene Flotte der kaiserlich-deutschen Marine im hohen Norden der Orkney-Inseln vor Anker.
Von Scapa jedoch sollten die zuerst genannten deutschen Schiffe auf neutrale Häfen verteilt oder in die Royal Navy eingegliedert werden. Die Besatzungen der Schiffe ahnten dies aber und so wurden auf Befehl des Admirals Ludwig von Reuter die Schiffe geflutet. An diesem 21. Juni 1919 starben 10 Menschen im Kugelfeuer der britischen Wachen, 16 wurden verletzt. Anschließend wurden die Besatzungen der Schiffe in den deutschen Zeitungen als Helden gefeiert. Leichte Kreuzer, Hilfs- und Schlachtkreuzer, insgesamt 20, sanken auf den Grund.
Die Engländer hatten die Bucht von Scapa Flow, die insgesamt sieben Einfahrten besitzt (zwei nach Westen, zwei nach Süden und drei nach Osten, wenn man die Trennungen durch Inseln mitrechnet) zum Hauptstützpunkt der Marine gewählt, weil man von dort sowohl schnell in die Nordsee als auch in den Atlantik gelangen konnte. Ohne weitere Verzögerungen konnten die Engländer schon zu früheren Kriegen in kürzester Zeit zu jedem bedenklichen Gegner vorstoßen: Sei die Deutsche Bucht, die norwegische Küste, die Ostsee oder die holländischen, französischen Terretorien oder die Weiten des Atlantiks das Angriffsziel; Scapa Flow war geographisch zentral und abgelegen zugleich.
Jetzt, in diesem September 1939 plante Karl Dönitz, zu diesem Zeitpunkt noch Führer der U-Boote(FdU), einen schweren Schlag gegen den Stützpunkt, um der Marineführung endgültig die Gefährlichkeit und Bedeutung seiner U-Boote für den Verlauf des Krieges klarzumachen. In seinen Memoiren legte er offen: "Seit Kriegsbeginn trug ich mich immer wieder mit dem Gedanken, eine U-Boot-Operation gegen Scapa Flow anzusetzen."
Weiter urteilte er: "Eine solche Operation schien das kühnste aller kühnen Eindringunternehmen zu sein." Er rechnete damit, dass die Marineführung, allen voran Großadmiral Erich Raeder, der selben Ansicht war und durch ein erfolgreiches Unternehmen von der Schlagkraft der deutschen U-Bootwaffe überzeugt werden würde.
Doch stand ein U-Boot hier vielmehr vor verbarrikadierten als nur vor verschlossenen Türen. U-Sperren wie Netze, unter Wasser befestigte Balken sowie Sperrschiffe und Minen sollten das Eindringen eines ungewünschten Gastes zunichte machen. Außerdem machte des Schiffes eigenes Element, das Wasser, ein unvorsichtiges Boot in Sekunden am nächsten Felsenriff zunichte.
Die so genannten Gezeitenströme, die an diesem Punkt der Erde fast ständig einsetzen, wurden bis zu 10 Knoten schnell. Ein unter Wasser nur 7,6 Knoten schnelles U-Boot hatte zum Beispiel im Kirk Sund keine Chance.
Am 11.09. erhielt Karl Dönitz von Luftaufklärern der Luftflotte 2 geschossene Fotos. Große Teile der schweren und leichten britischen Kampfschiffflotte lagen zu Reparatur, Wartung und Erholung der Besatzung in der Bucht. Als er am 26. erneut Fotos erhielt, war die Entscheidung gefallen. U16 unter Kapitänleutnant Wellner, das zu diesem Zeitpunkt in den Orkney operierte, berichtete über die Verhältnisse von militärischen und natürlichen Sperren, und kam zu dem Schluss, dass bei einer zufällig geöffneten Einfahrt ein Eindringen durchaus möglich sei.
Dönitz notierte: "Ich entschloss mich zum Angriff auf Scapa Flow." Auf den Fotos erkannte er, dass eine der vier Nordseeeinfahrten gegen ein U-Boot nicht ausreichend gesichert war. Hier waren lediglich zwei alte Dampfer versenkt. Nördlich wie südlich war eine Lücke von etwa fünf bis sieben Metern Breite. Nur ein U-Boot konnte noch mit wenigen Metern Platz hindurchschlüpfen. Weiter legte er nieder: "Meine Wahl fiel auf Kapitänleutnant Prien, Kommandant von U47. Er hatte die nach meiner Ansicht die für die Unternehmung erforderlichen soldatischen Eigenschaften und seemännischen Fähigkeiten. Ich gab ihm die Unterlagen für den Plan und stellte ihm frei, den Auftrag anzunehmen oder abzulehnen. Wörtlich sagte Dönitz: "Ich will jetzt keine Antwort von Ihnen. Überlegen sie sich die Sache in Ruhe. Wenn Sie zu der Überzeugung kommen, dass sich die Unternehmung nicht durchführen lässt, melden sie es mir. Es fällt dann absolut kein Makel auf Sie, Prien, Sie bleiben für immer der Alte." Später schrieb er: "Seine Entscheidung wollte ich nicht vor Ablauf vor 48 Stunden haben."
Prien war ein junger Handelsschifffahrtskapitän aus Leipzig gewesen, bevor er zur Kriegsmarine kam. Geboren am 16. Januar 1908 in Osterfeld (Thüringen) erwarb er bereits mit 15 Jahren das Kapitänspatent für die große Fahrt. 1933 meldete er sich zur Kriegsmarine, '35 kam er, wie Dönitz, zur "Wiedereröffnung" der deutschen U-Bootwaffe und bekam 1938 sein eigenes Boot. Sein U-Boot, U47, war wie fast alle im Bau befindlichen deutschen U-Boote dieser Jahre eines vom Typ VII.
Bereits am 2.Oktober, nur einen Tag nach dem Angebot, meldete er sich an der Dienststelle des FdU zurück und erklärte, er wäre bereit, den Auftrag auszuführen. So suchten sich Prien und Dönitz die Nacht vom 13. auf den 14. Oktober aus. Denn da war nicht nur Neumond, wie sie sich dachten, sondern dann wäre auch für einige Momente jene Zeit zwischen Ebbe und Flut, das so genannte Stauwasser, in der die Gezeitenströme nachlassen. Daraufhin machte U47 am 8.Oktober in Kiel die leinen Los und steuerte durch die Nordsee. Prien berichtete: "Am 8.Oktober um 10Uhr morgens laufen wir aus. Dann schaukeln wir langsam hinaus. Kurs Nordnordwest, Kurs Scapa Flow." Das Boot durchquerte den Nord-Ostseekanal und stieß durch die Elbmündung in die Nordsee vor. Erst am 12. informiert Prien die Besatzung: "Wir laufen morgen nach Scapa Flow ein." Am Abend des 13. Oktober schrieb Günther Prien in sein Kriegstagebuch (KTB): "Die Moral der Besatzung ist hervorragend...Unbewegliches Wasser, in dem der brennende Himmel (wegen der Röte des Sonnenuntergangs, F.W.) sich spiegelt.
Erster Weltkrieg
Untergang der Lusitania
Grossbritannien und der 'U-Boot-Krieg' 1919-39
Entstehung und Neubau der U-Bootwaffe 1935 bis 1939 im 3. Reich
=Zweiter Weltkrieg
Der Kriegsbeginn und die Prisenordnung
Von U47 und Scapa Flow
Die Schlacht um Norwegen
Die Schlacht im Atlantik
Gefechte im Atlantik
Die U-Boote im Mittelmeer