Turmbau zu Babel
Die Erzählung vom Turmbau zu Babel (Genesis 11,1-9) beschließt die biblische Geschichte vom Sündenfall (Genesis 1-11). Sie will die Erklärung liefern, weshalb nicht nur die Menschheit, sondern der Mensch an und für sich gespalten ist, die "Sprache" des Anderen nicht mehr versteht und in die Welt zerstreut ist, und sieht den Grund dafür im Streben des Menschen zum Himmel, in seinem Machbarkeitswahn und letztlich darin, nicht den Willen Gottes zu suchen, sondern sich mit dem eigenen Werk zu erhöhen. Der Mensch wird zum Gotteslästerer im Namen der Ordnung (Albert Camus).
Der Jahwist als Schöpfer dieser Erzählung bringt damit zum Ausdruck, dass der Mensch als homo faber in theologischem Sinne schon gescheitert ist, bevor er sich zivilisatorisch zu eigener Größe erheben kann. Dem Motiv einer Ursprungsgeschichte entsprechend könnte man somit sagen, dass hier ein Thema behandelt wird, das "schon immer" aktueller denn je war.
Der Turmbau von Babel ist die Allegorie für das menschliche Trauma, mit einem anderen Menschen nicht reden zu können, weil er eine andere Sprache spricht. Die Auflösung dieses Traumas bietet im Christentum das Pfingstwunder der Apostelgeschichte (Apg 2). Nach einer modernen/wissenschaftlichen Umkehrung des Traumas sucht die automatische Übersetzung, die den Menschen mithilfe von Übersetzungsprogrammen die Sprachbarrieren überwinden lassen will.
Die bekannteste künstlerische Darstellung des Turmbaus zu Babel stammt von Pieter Bruegel dem Älteren und hängt im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Die Existenz eines Turms zu Babylon ist seit 1913 archäologisch nachgewiesen.
Literatur
Weblinks