Trofim Denissowitsch Lyssenko
Trofim Denissowitsch Lyssenko (russisch Трофим Денисович Лысенко) (* 17.?/29. September 1898; † 20. November 1976) war ein ukrainischer Biologe.
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Lyssenkos Werk
Lyssenko war zur Regierungszeit von Josef Stalin der führende Biologe der UdSSR. Er vertrat – frei nach Lamarck – die Ansicht, dass erworbene Eigenschaften vererbt würden und negierte die Existenz von Genen als unsozialistisch und deshalb falsch. Seine Theorien prüfte er in groß angelegten Landwirtschaftsprojekten. So pflanzte er Weizen unter ungünstigen klimatischen Bedingungen und fand daraufhin im nächsten Jahr Roggenpflanzen auf dem Feld. Tatsächlich hatten sich Roggenpflanzen von benachbarten Feldern ausgesät. Lyssenko interpretierte dagegen solche Ergebnisse als Beleg für seine Thesen.
Wesentliche Thesen Lyssenkos, z. B. in seinem Hauptreferat auf der Tagung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der UdSSR im August 1948 in Moskau vorgetragen, waren:
- Die Vererbung ist eine Eigenschaft des gesamten Organismus. Es existieren keine diskreten Erbanlagen oder Gene.
- Durch veränderte Umwelt- und Lebensbedingungen können erbliche Veränderungen induziert werden. Der Charakter der Veränderungen ist dem Charakter der induzierenden Bedingungen adäquat.
- In der Auseinandersetzung mit den Umweltbedingungen erworbene Eigenschaften werden vererbt.
- Bei Pflanzen können gezielte Veränderungen durch Pfropfung im Prozess der vegetativen Hybridisation induziert werden; es existiert kein prinzipieller Unterschied zur sexuellen Hybridisation.
- Durch Aufzucht von Winterformen ohne Kälteschock können bei Getreide erbliche Sommerformen erzielt werden.
- Kulturpflanzenarten wie Weizen und Roggen lassen sich durch geeignete Umweltbedingungen ineinander umwandeln.
Lyssenko verstand es, sich durch gute Beziehungen innerhalb der KPdSU und zu Stalin persönlich erhebliche Ressourcen zu verschaffen. Auf seine Anweisung hin wurden erhebliche Flächen mit Weizen bepflanzt, die dafür klimatisch nicht geeignet waren. Die dadurch hervorgerufenen Missernten verschärften die schlechte Ernährungslage der russischen Bevölkerung deutlich. Zugleich warf seine Verdammung der Genetik die Pflanzenzucht in Russland weit zurück.
Biografie
Lyssenko stammte aus einer bäuerlichen Familie in Karlowka in der Ukraine. 1925 wurde er am landwirtschaftlichen Institut der Universität Kiew graduiert. 1936 wurde er von Josef Stalin mit dem Lenin-Orden ausgezeichnet. Bis zum Tod Stalins 1953 war sein Einfluss in Partei und Wissenschaft ungebrochen. Im März 1953 wurde er von Nikita Chruschtschow persönlich kritisiert. 1954 wurde Lyssenko als Präsident der Akademie abgelöst, blieb jedoch landwirtschaftlicher Berater Chruschtschows.
1962 wurden seine wissenschaftlichen Fehler und Fälschungen sowie seine Politik der politischen Ausgrenzung wissenschaftlicher Kritiker durch prominente Naturwissenschaftler, darunter Jakow Borisowitsch Zeldowitsch, Witali Ginzburg und Pjotr Kapiza, offengelegt. Lysenko wurde daraufhin von Chruschtschow entlassen.
Siehe auch
Weiterführende Literatur
Weblinks