Toxoplasma gondii
Toxoplasma gondii | |||||||||||||||||||
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Tachyzoiten | |||||||||||||||||||
Systematik | |||||||||||||||||||
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Der Parasit ist weltweit verbreitet, die Bevölkerung weist hohe Durchseuchung auf, da die Infektion meist ohne Symptome verläuft. Etwa 60 % der Bevölkerung in Deutschland besitzt Antikörper gegen Toxoplasma gondii. Die Durchseuchung steigt pro Lebensjahr um etwa 1 %. Nach Schätzungen erleiden 7 von 1.000 Schwangeren eine Infektion.
Sie sind bogenförmig und variieren in ihrer Größe beträchtlich. Die Oocysten messen bis zu 11 Mikrometer, die Gewebscysten bis zu 300 Mikrometer. Es bilden sich 2 verschiedene Populationen von Sporozoiten, die Tachyzoiten bilden sich nach dem Eindringen in den Zwischenwirt und vermehren sich dort rapide. Später treten Bradyzoiten auf deren Vermehrung stark verlangsamt ist.
Die Oocysten werden vom Endwirt (Katzenartige) mit den Feces ausgeschieden und gelangen so in den Zwischenwirt. Sie enthalten zwei Sporozysten mit je vier Sporozoiten. Sie können sehr lange (bis 5 Jahre) infektiös bleiben und überstehen Frost, sind jedoch nicht sehr hitzeresistent. Im Zwischenwirt (Wirbeltiere und Vögel) schlüpfen die Sporocysten, diese dringen nun aktiv in kernhaltige Zellen des Zwischenwirtes ein (vor allem Lymphknoten, Retikuloendotheliales System). Nun setzt eine Vermehrung durch ungeschlechtliche Teilung ein, bei der sich 2 Tochterzellen von der Mutterzelle ablösen, wobei die Mutterzelle sich auflöst (Endodyogenie). Dieser Vorgang läuft nun so lange ab, bis die Wirtszelle komplett ausgefüllt ist und aufplatzt, so dass die Tachyzoiten (griech. Tachys = schnell) frei werden. Dieser Vorgang wiederholt sich jetzt alle 6 Stunden. Nun breiten sich die Tachyzoiten im Blut aus und gehen so auch über die Plazenta ins Blut über. Nachdem die Wirtsabwehr eingesetzt hat verlangsamt sich die Teilungsdauer und man spricht nun von Bradyzoiten (griech. Bradys = langsam). Es bilden sich in den Zellen Gewebezysten die vorallem in der Muskulatur, aber auch im Gehirn oder in der Netzhaut des Auges latent überdauern. In dieser Form werden sie dann wiederum von der Katze die den Zwischenwirt frißt aufgenommen. Die Bradyzoiten werden nun im Darm frei und dringen in die Epithelzellen ein. Dort findet eine Schizogonie (geschlechtliche Fortpflanzung) statt, sodann werden fertige Oocysten in den Darm entlassen. Diese werden nun mit dem Kot ausgeschieden und reifen in der Außenwelt in 2 - 4 Tagen zu Infektionsfähigen sporolierten Oocysten heran. Sie sind bis zu 5 Jahre infektionsfähig. Falls die Oocysten nun von Katzen aufgenommen werden, so entwickeln sich Tachyzoiten, Bradyzoiten und Gewebecysten. Diese verbleiben jedoch nur zu einem geringen Teil im Gewebe und wandern in das Darmepithel der Katze ein wo sie erneut durch Schizogonie Oocysten ausbilden.
Beim Menschen ruft dieser Parasit Toxoplasmose hervor.
Er kann T. gondii in beiden Formen aufnehmen, sowohl als Zysten in halbrohem Fleisch oder als Schmierinfektion mit Katzenkot. Er übernimmt dann die Rolle des Zwischenwirtes, d.h. die Erreger durchdringen die Darmwand, um so in der Muskulatur, aber auch in anderen Organen Zysten zu bilden, die lebenslang überdauern. Die meisten Menschen machen irgendwann einmal diese Infektion durch, sie bleibt meistens ohne Symptome. Es kann einige Monate lang zu grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen und z.B. Lymphknotenschwellungen kommen. Das ungeborene Kind kann aber durch T. gondii schwer geschädigt werden, wenn die Erstinfektion während der Schwangerschaft erfolgt. Dabei nimmt das Übertragungsrisiko mit der Dauer der Schwangerschaft zu, die Schwere der Schäden dagegen ab. Sonst kann die Toxoplasmose nur bei schwachem Immunsystem (z.B. AIDS) gefährlich werden.
Schwangere sollten kein Fleisch essen, das nicht durchgebraten ist und möglichst nicht mit Katzen umgehen und nicht im Garten arbeiten. Notfalls schützen Handschuhe oder Händewaschen vor den Mahlzeiten. Es ist sinnvoll, wenn eine andere Person das Katzenklo täglich reinigt, weil die Oozysten erst frühestens zwei Tage nach Ausscheidung infektiös werden.
T. gondii gehört zu den Infektionen, auf die man bei Schwangeren routinemäßig testen sollte, ähnlich wie Röteln, Syphilis, Hepatitis B, Clamydien, HIV, evtl. Zytomegalie und Herpes. Die Untersuchung ist in Deutschland jedoch nicht Bestandteil der normalen Schwangerenvorsorge! Wenn schon früher einmal eine Infektion auf T. gondii nachgewiesen wurde, geht davon keine Gefahr mehr aus. Das ungeborene Kind ist dann während der Schwangerschaft durch die mütterlichen Antikörper vor einer Infektion geschützt.
Eine Infektion läßt sich normalerweise am leichtesten durch immunologische Testverfahren (ELISA (Test), IFT (Test)) nachweisen, also Nachweis von spezifischen Antikörpern. Dabei sprechen IgM - Antikörper für eine frische Infektion, IgM- und IgG- Antikörper zusammen für eine Infektion innerhalb der letzten eineinhalb Jahre. Liegen sowohl IgG- als auch IgM-Antikörper vor hilft ein sogenannter Aviditätstest beim Ausschluß einer frischen Infektion.
Es stehen auch molekularbiologische Untersuchungen (PCR) zur Verfügung.
Sie eignen sich zur Untersuchung von Fruchtwasser zum Nachweis einer bereits erfolgten Übertragung auf das ungeborene Kind. Eine Schädigung des Kindes kann man durch Ultraschall diagnostizieren. Auch bei immungeschwächten Patienten eignet sich am ehesten die PCR oder Sichtbarmachung bereits entstandener größerer Läsionen mittels bildgebender Verfahren (CT, MRT).
Die Diagnose kann sehr schwierig werden, wenn sie im Nachhinein bei einem Neugeborenen gestellt werden muß, das erst spät Krankheitszeichen zeigt (z.B. Erblindung durch Chorioretinitis).
Eine Erstinfektion mit T. gondii während der Schwangerschaft muß mit Antibiotika behandelt werden. Ansonsten kann eine Behandlung sinnvoll sein, wenn der Patient Symptome zeigt. Bewährt hat sich die Kombination Pyrimethamin zusammen mit einem Sulfonamid oder Clindamycin. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten kann man nur die Übertragung auf das Kind mittels Spiramycin verhindern. Allerdings ist man nicht sicher, wie wahrscheinlich eine Übertragung während der Frühschwangerschaft überhaupt ist. Eventuell sollte das Kind nach der Geburt noch einige Zeit nachbehandelt werden. Alles in allem kann eine Schädigung des Kindes durch diesen sehr häufigen Parasiten also meistens verhindert werden.Verbreitung
Merkmale
Lebenszyklus
Schadwirkung
Vorbeugung
Diagnostik
Therapie