Tourismus im Baltikum
Tourismus > Tourismus im BaltikumDas Baltikum umfasst die Staaten Litauen, Lettland and Estland. Der Ausdruck "Baltikum" vermittelt eine Einheit, die gar nicht existiert. Denn das Baltikum ist ethnisch und sprachlich nicht einheitlich: während Litauisch und Lettisch baltische Sprachen sind (die einzigen verbliebenen), ist Estnisch eine finno-ugrische Sprache. Entsprechend unterschiedlich ist die Herkunft der Vorfahren. Physisch-geographisch bildet das Baltikum jedoch eine sehr geschlossene Einheit, die die sanft geschwungenen Moränenlandschaften am nordöstlichen Ufer der Ostsee, gegenüber von Skandinavien umfasst. Große Waldflächen, Moore und sandige Hügelketten durch die sich träge Bäche und Flüsse schlängeln haben alle drei Länder gemeinsam. In den östlichen, Küsten fernen Regionen aller drei Länder dominieren Wälder und Seenlandschaften. Alle drei Länder sind nur spärlich besiedelt, wobei die geringste Bevölkerungsdichte naturgemäß im nördlichsten Land, Estland, anzutreffen ist (32 Einwohner je km²; Deutschland: 230 je km²). Die höchsten Erhebungen in Estland, Lettland und Litauen liefern sich einen spannenden Kampf um wenige Meter, bei dem das durchschnittlich flachste Land Estland mit dem ganz im Süden gelegenen Suur Munamägi (Großer Eierberg, 318m) knapp die Nase vorne hat. Kulturhistorisch eint Lettland und Estland die starke Prägung durch die die Hanse und die deutschen Ritterschaften, während Litauen viele historische Gemeinsamkeiten mit seinem südlichen Nachbarn Polen teilt. So ist die lettische Sprache stark von Wörtern deutschen Ursprungs durchsetzt (wie auch das Estnische), während das Litauische viele Lehnwörter aus dem Polnischen kennt. Bernstein, der durch die letzte Eiszeit aus Skandinavien "eingeschleppt" wurde, findet sich an der gesamten, von langen, verlassenen Sandstränden gesäumten Küste des Baltikums. Trotz der bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein stark ländlich geprägten Gesellschaften des Baltikums sind die großen Städte wahre Perlen der Architektur und durch ihre gute Erhaltung wahre Freilichtmuseen. Während sich die drei Staaten durch ihren unerschrockenen Kampf gegen die sowjetische Besatzung (1989/90) und ihren großen Reformwillen bei uns ein sehr jugendliches Image erarbeitet haben, spricht die Realität andere Bände: Jugendliche wandern auf der Suche nach Arbeit häufig für immer ab und eine niedrige Geburtenrate führt in den letzten 10 Jahren zu einem deutlichen Bevölkerungsrückgang, zumal auch direkt nach der Unabhängigkeit viele Russen (Militärpersonal) in ihr Heimatland zurück gekehrt sind. Noch ist, trotz eines rasanten Wirtschaftswachstums der letzten fünf Jahre - häufig wird von den "Baltischen Tigern" gesprochen - das Wohlstandsgefälle zu den skandinavischen Nachbarn riesig. In den Altstädten der Hauptstädte Tallinn, Riga und Vilnius und den Badeorten ist allerdings äußerlich kaum noch ein Unterschied zu Westeuropa fest zu stellen, allein die Preise liegen immer noch ein gutes Stück unter dem westlichen Niveau. Anders als die Gastronomie oder der Transport sind Unterkünfte relativ teuer, in guten Hotels der Touristenzentren kostet ein Doppelzimmer gerne 80 € pro Nacht. In den letzten Jahren hat sich aber ein Flächen deckendes Netz guter Unterkünfte im ländlichen Raum (B&B, Ferienhütten, Urlaub auf dem Bauernhof) heraus gebildet, das eine Entdeckung der Naturschönheiten und der natürlichen Schönheiten des Baltikums wesentlich komfortabler (und preiswerter) macht. Im ländlichen Raum sind Englischkenntnisse, gerade bei der älteren Bevölkerung, allerdings kaum vorhanden, während Russisch fast überall verstanden wird.
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2 Lettland 3 Litauen |
Estland
Estland ist das nördlichste Land der baltischen Staaten. Es ist auch das kleinste Land mit der geringsten Bevölkerungszahl (knapp 1,3 Millionen Einwohner, so viel wie München). Berühmte Orte sind die Hauptstadt Tallinn, eine voll erhaltene mittelalterliche Stadt mit Dom, Stadtmauer und romantischen kleinen Gassen sowie einem Fährhafen mit Verbindung nach Rostock, Schweden und Finnland. Südöstlich von Tallinn liegt die alte Universitätsstadt Tartu. Zu Estland gehören schöne Inseln wie Saaremaa (Ösel) und Hiiumaa (Dagö) und Seen wie der Peipus-See(dritt größter See Europas). Estland ist ideal für Erholung in freier Natur. In Narva am gleichnamigen Fluss, der die estnisch-russische Grenze bildet, befindet sich eine der größten Burgen Nordeuropas.
Lettland
Lettland ist das mittlere baltische Land. Seine Hauptstadt Riga ist die größte Metropole des Baltikums mit etwa 800.000 Einwohnern und hat definitiv das größte und vielseitigste gastronomische Angebot und das aufregendste Nachtleben. Riga ist berühmt für seine Jugendstilarchitektur, seine breiten Boulevards und sein kosmopolitisches Flair. Das rege Treiben in den Straßen der Neustadt erinnert am ehesten an eine deutsche Großstadt. Hinzu kommt die hanseatisch geprägte Altstadt mit Schwarzhäupterhaus und dem Rigaer Dom. Das lettische Landesinnere erinnert landschaftlich stark an Skandinavien, ist aber preisgünstiger. An der langen lettischen Küste liegen Hafenstädte wie Liepaja oder Badeorte wie Jurmala. Im Landesinneren findet man schöne kleine Landstädte wie z.B. Cesis, oft mit mittelalterlicher Innenstadt. Östlich von Riga, um Cesis und Sigulda liegt der landschaftlich schöne Gauja-Nationalpark.
Litauen
Litauen ist das südlichste und größte baltische Land. Seine Hauptstadt Vilnius wurde früher wegen seiner großen jüdischen Bevölkerung oft als "Jerusalem von Litauen" bezeichnet Minderheit. Während die jüdische Kultur weit gehend aus dem Stadtbild verschwunden ist (eine von einst 40 Synagogen hat überdauert), ist der jahrhundertelange polnisch-katholische Einfluss mit seinen zahlreichen Barockkirchen italienischer Baumeister stark spürbar. In der Nähe der Hauptstadt liegt die bereits in der Sowjetunion wieder restaurierte Wasserburg Trakai, die größte Anlage ihrer Art im nördlichen Europa.
Die zweitgrößte Stadt Litauens ist Kaunas. Sie ist "litauischer", da sie stark durch ihre Funktion als Hauptstadt der ersten Litauischen Republik zwischen 1918 und 1940 geprägt wurde und bietet ebenfalls eine schöne Altstadt.
Ein dritter Platz, der (neben vielen anderen) einen Besuch lohnt ist die Hafenstadt Klaipėda im Westen. Klaipėda, das als Memel lange zu Ostpreußen gehörte und bis zum Zweiten Weltkrieg mehrheitlich von Deutschen bewohnt war, besitzt Reste einer schönen Fachwerkaltstadt, wie man sie aus Deutschland, Großbritannien oder aus Dänemark kennt. Beliebte Badestrände findet man in Neringa (Kurische Nehrung) oder Palanga.
Bekannt ist ferner der traditionsreiche Kurort Druskininkai in Südlitauen sowie der Kryžių Kalnas, der "Berg der Kreuze" - ein nationales Wahrzeichen des Landes.
Noch kaum entdeckt, aber von einmaliger Schönheit und weit gehender Naturbelassenheit sind die beiden Nationalparks im Osten des Landes: der waldreiche Dzūkija-Nationalpark südwestlich von Vilnius, wo Jahrhunderte alte Traditionen und Lebensweisen bis heute überdauert haben und der nördlich von Vilnius gelegene Aukštaitija-Nationalpark, dessen gut hundert untereinander verbundenen Seen mit ihren vielen verwunschenen Buchten und Inseln, einmalige Kanuwanderrouten bieten. Zuguterletzt soll als Naturziel das Nemunas-Delta nicht unerwähnt bleiben. Der Nemunas-Fluss (dt. Memel, russ. Njemen) mündet nach gut 740 km bei Rusnė ins Kurische Haff und teilt sich hier in vier Hauptarme. Das Wasser reiche Flachland ist ein Paradies für Angler und Vogelliebhaber (Störche werden hier im Dutzend gezählt) und besonders interessant, wenn im Spätwinter/Frühling das jährliche Hochwasser weite Flächen unter Wasser setzt.