Totengericht (Ägyptische Mythologie)
Unterwelt
Nach Tod kehrte das Ka im Duat (=Totenreich) ein. Die Vorstellung vom Jenseits war beeinflusst von Welt, die Ägypter sahen: ein Fluss mit sandigem Ufer - führt auf den Nil zurück -, der durch von Bergen umgebene Ebene floss. Nur die enge Schlucht im Westen, durch die der Sonnengott am Ende des Tages und der Verstorbene am Ende des Lebens kommt, existiert nicht. Die Unterwelt war jedem Ägypter vertraut, aber es gab für die neu angekommene Seele furchteinflößende Hindernisse. Dort gab es Seen, Inseln und Wüsten, die Gefahren waren der Feuersee und ein Hügel, auf dem ein Kopf erschien, wenn sich die Seele näherte. Außerdem gab es Dämonen mit Namen wie: "Der Rückwertsblickende, der aus dem Abgrund kommt". Die Dämonen versuchten, die Seele mit Stöcken, Speeren, Vogelfallen und Netzen zu fangen und die Seele konnte sich nur retten, wenn sie die geheimen Namen der Dämonen kannte, die im Totenbuch nachzulesen waren. Sargtexte enthielten Karten der Unterwelt und Zaubersprüche, um Gefahren zu entgehen. Auch beschrieben war das Schicksal der Feinde Res, die erkannt wurden: Diese wurden geköpft, zerstückelt, verbrannt oder lebend in einen Kessel kochenden Wassers geworfen. Nachdem die Seele sechs Stunden lang überlebt hat, wurde sie von Osiris gerichtet.
Totengericht
Die Seele des Verstorbenen hatte also eine mühselige Reise durch Unterwelt vor sich, wo sie sich schließlich vor Osiris rechtfertigen musste. Osiris saß vor den Göttinnen Isis und Nephthys, die um die Toten trauerten. Vor ihm wurde das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maat aufgewogen. Anubis überprüfte das Lot und fungierte damit als Wiegemeister. Thot notierte das Ergebnis und berichtete es dann Osiris. Diese Funktion kann auch von Horus ausgeführt werden. Gleichzeitig musste der Verstorbene beim Ritual "Negative Bekenntnis" erklären, dass er sich bestimmter Vergehen, z.B. Verrat, Prahlerei, Täuschung, Veruntreuung, Raub und Diebstahl nicht schuldig gemacht habe. Die Seele musste sich vor dem Tribunal von 42 Totenrichtern, wo Osiris oberster Richter war, verantworten. War das Herz leichter oder gleich schwer wie die Feder, galt der Verstorbene als Gerechtferigt und der Verstorbene konnte ins Jenseits übergehen. War aber das Herz schwerer, war die Seele von Schuld beladen und konnte nicht mehr gerettet werden. Dann wurde sie von Ammut gefressen, und es folgte der zweite Tod. Dieser war für den Ägypter die größte Strafe. Allerdings konnte man sich mit einem Spruch davor schützen, dass einen das Herz verrät.