Tomislav
Tomislav war der erste kroatische König.
Im Jahr 924 setzte sich Tomislav (910-928), ein Nachfahre Trpimirs, selbst die Königskrone aufs Haupt (so nimmt man jedenfalls an, denn es gibt keine Zeugnisse dafür, dass ihm diese Würde von Byzanz oder Rom verliehen wurde, allerdings sprach ihn Papst Johann X. in einem Brief als König der Kroaten an). Das Slawentum hatte in Tomislavs Regierungszeit durch den Einbruch der Magyaren in Pannonien eine für die europäische Geschichte höchst bedeutsame Teilung erfahren: War vordem der gesamte Raum zwischen Ostsee und Ägäis von slawischen Stämmen bewohnt, so wurden durch die Festsetzung der Ungarn die Südslawen von den West- und Ostslawen getrennt.
Tomislav konnte sein Land, das Slawonien, große Teile Bosniens, Kernkroatien und Teile der dalmatinischen Küste umfasste, erfolgreich gegen magyarische Angriffe verteidigen. Seine politischen Pläne aber hatten noch weitere Ziele. Er baute eine Streitmacht auf, die nach Angaben des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe zählte. Den Byzantinern war Tomislav als Bundesgenosse willkommen, denn sie konnten dadurch Bulgarien in die Zange nehmen. Die Bulgaren ihrerseits hatten die noch nicht in einem Staat geeinten Serben unterworfen, was zur ersten serbischen Massenflucht (wie später vor den Türken) nach Kroatien führte. Der Bündnisvertrag mit Byzanz unterstellte Tomislav die gesamte dalmatinische Küste, also auch die bis dahin formell byzantinischen Hafenstädte Spalato/Split, Traù/Trogir und Zara/Zadar sowie die Adria-Inseln. Bis auf das zwischen dem Frankenreich und Venedig geteilte Istrien waren nun alle Kroaten im Königreich Tomislavs vereint. 927 unterstützte er die vom Papsttum geduldeten Versuche des in Nin residierenden Bischofs Grgur, in Unabhängigkeit vom Erzbistum Split eine volksnähere römisch-katholische Kirche mit kroatischem Ritus zu etablieren. Im Jahr 928 – etwa zu der Zeit, als der neue Papst Leo VI diesen Bestrebungen ein Ende setzte – verschwand Tomislav auf rätselhafte Weise und wurde nach einiger Zeit für tot erklärt.
siehe Geschichte Kroatiens
(Bitte ergänzen)