Toll Collect
Hinweis: Dieser Artkel beschäftigt sich mit dem Unternehmen Toll Collect GmbH. Zur Einführung des gleichnamigen Mautsystems auf deutschen Autobahnen siehe: LKW-Maut in Deutschland.Das Unternehmen Toll Collect GmbH sollte im Auftrag der deutschen Bundesregierung das gleichnamige System zur Einnahme der LKW-Maut auf deutschen Autobahnen aufbauen und betreiben. Der ursprünglich zum 31. August 2003 geplante Starttermin konnte von Toll Collect nicht eingehalten werden, die Mauteinführung wurde - in technisch reduzierter Form - auf den 1. Januar 2005 verschoben.
Toll Collect wurde im März 2002 als Joint Venture der Deutschen Telekom, DaimlerChrysler und der französischen Cofiroute (Compagnie Financière et Industrielle des Autoroutes) gegründet.
Die Gesellschaftsanteile verteilen sich wie folgt:
- Telekom 45 Prozent
- DaimlerChrysler 45 Prozent
- Cofiroute hält die restlichen zehn Prozent
Die beteiligten Firmen nahmen als Bietergemeinschaft ETC an der Ausschreibung für das Mautsystem teil; Cofiroute war einbezogen worden, weil von den Bewerbern Erfahrung mit vergleichbaren Projekten verlangt worden war.
Geschäftsführer wurde Michael Rummel, Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Mangold, der sich als Mitglied des DaimlerChrysler-Vorstands und Vorstandsvorsitzender der DaimlerChrysler Services schon einige Zeit für die Einrichtung eines solchen technologisch fortgeschrittenen Mautsystems eingesetzt hatte.
Im Juli 2002 erhielt das Konsortium den Zuschlag, im September 2002 wurde der Vertrag mit dem Bundesverkehrsministerium unterzeichnet. Für den Betrieb des Mautsystems sollte Toll Collect zwölf Jahre lang jährlich ca. 650 Millionen Euro aus den Mauteinnahmen erhalten. (Für weitere Details zu Ausschreibung und Vertragsunterzeichnung siehe LKW-Maut in Deutschland)
Nachdem die technischen Probleme beim Aufbau des Systems überhand genommen hatten und ihnen beschönigende bzw. hinhaltende Aussagen vorgeworfen worden waren, wurden Rummel und Mangold im Oktober 2003 abgesetzt. Neuer Geschäftsführer wurde der Telekom-Manager Hans-Burghardt Ziermann, neuer Aufsichtsratsvorsitzender ab Dezember Peter Mihatsch. Sie wurden im März 2004 bereits wieder abgelöst: CEO ist jetzt der ebenfalls von der Telekom kommende Christoph M. Bellmer, dem Aufsichtsrat sitzt Konrad Reiss vor.
Die EU-Wettbewerbshüter hatten 2002 massive Bedenken gegen Toll Collect. Das Mautsystem und die damit verbundenen, sog. Mehrwertdienste, wie Lkw-Ortung und Textübermittlung hätten DaimlerChrysler zu einer marktbeherrschenden Stellung bei Telematiksystemen für Transport und Logistik verhelfen können. DaimlerChrysler ist größter deutscher Lkw-Hersteller. Der Konzern hätte nach Ansicht der EU-Behörde über die Beteiligung an Toll Collect den Zugang anderer Telematik-Dienstleister zu den On-Board-Unit (OBU) genannten Bordgeräten kontrollieren können. Um die EU-Genehmigung zu erhalten, waren DaimlerChrysler und Deutsche Telekom gezwungen mehrere Auflagen zu akzeptieren. So soll die für Mehrwertdienste wie Verkehrsflussanalysen und Wegweisungshilfen gegründete Gesellschaft Telematics Gateway nicht von DaimlerChrysler und der Telekom kontrolliert werden. Die Bordgeräte müssen auch mit Systemen anderer Hersteller kombinierbar sein.
Toll Collect bemühte sich auch um die Ausschreibung für die Lkw-Maut in Österreich, konnte dort aber nicht zum Zuge kommen.
Weblinks
http://www.toll-collect.de
http://www.bmvbw.de/Lkw-Maut-.720.htm
- "Ausgebremste Automatik", fundiertes Special zum Mautsystem bei heise.de vom November 2002
http://www.heise.de/mobil/artikel/2002/11/18/maut/ - "Die Lkw-Maut", Bayerischer Rundfunk
http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/maut/