Tiryns
Tiryns ist eine antike Stadt auf der Peloponnes südlich von Argos am Argolischen Golf. Die Stadt erstreckte sich auf einem bis zu 30 Meter hohem Kalkfelsen, der ca. 300 Meter lang und 40-100 Meter breit ist. Ursprünglich verlief die Küste näher an diesem Hügel vorbei. Der Ort war ab dem Neolithikum (Jungsteinzeit) besiedelt. Vom 3. Jahrtausend v. Chr. an gehörte Tiryns zu den wichtigsten Zentren des bronzezeitlichen Europas.
Tiryns wurde der Sage nach von Proteus gegründet. Der griechische Held Perseus soll über die Stadt geherrschat haben und Herakles soll dem Eurystheus, König von Tiryns gedient haben, wobei er seine 12 Heldentaten vollbracht hatte.
Zwischen 1876 und 1885 wurden von dem deutschen Archäologen Heinrich Schliemann Ausgrabungen durchgeführt und er konnte dabei auf dem höchsten Teil des Felsens, der sog. Oberburg, einen mykenischen Palast freigelegen. Die späteren Grabungen unter der Leitung von Wilhelm Dörpfeld, Kurt Müller und Georg Karo, die in den Jahren zwischen 1905 und 1929 durchgeführt wurden, gaben weitere Rückschlüsse auf die einstmals hervorragende Bedeutung der Stadt in prähistorischer Zeit. Seit 1976 wird Tiryns wieder systematisch von deutschen Archäologen erforscht. Bis 1986 unter der Leitung von Klaus Kilian, später unter der Leitung anderer Forscher der Universität Heidelberg und des DAI.
Der langgestreckte Siedlungshügel ist durch Gefälle und natürliche Gegebenheiten in drei Abschnitte unterteilt: Oberburg, Mittelburg und Unterburg. Dass sich dort bereits in der Frühen Bronzezeit (Frühhelladikum eine bedeutende Siedlung befunden hat, beweisen die Reste eines imposanten Rundbaus auf der Oberburg, um den herum weitere Bebauung aus jener Zeit festgestellt wurde. Die Funde datieren in das Frühelladikum II, ca. 2500 - 2200 v. Chr. Auch in FH III und dem folgenden Mittelhelladikum scheint Tiryns besiedelt gewesen zu sein.
In der späthelladischen (mykenischen) Periode (ca. 1600-1050 v. Chr.) zählte Tiryns wie Mykene, Theben, Pylos und Knossos zu den wichtigsten Zentren der kretisch-mykenischen Kultur. Damals gab es auch eine ausgedehnte Unterstadt, die den Siedlungshügel umgab. Vom ehemaligen Glanz der Stadt zeugen die sehr gut erhaltene Ruine einer königlichen Residenz auf der Oberburg, deren Wände mit kostbaren Fresken verziert waren und die Überbleibsel der in kyklopischer Bauweise ("Kyklopenmauerwerk") errichteten Befestigungsmauern. Die Steine der Mauer waren bis zu 3m lang und 1 m Meter dick und ohne Mörtel aneinandergefügt. Die Mauer besitzt mehrere Bauphasen: zunächst (spätestens ab dem 14. Jh. v. Chr.) war nur die Oberburg geschützt. Gegen Mitte des 13. Jh. v. Chr. wurde die Gesamte Mittel- und Unterburg miteinbezogen. Schließlich - gegen 1200 v. Chr. - wurden auch Zisternen mit integriert. Trotz dieser unüberwindlich scheinenden Befestigungsanlagen wurde Tiryns Anfang des 12. Jh. v. Chr. durch eine Brandkatastrophe zerstört. Die Ausgräber nehmen als Ursache allerdings eher ein schweres Erdbeben an - das auch an anderen Stellen der Argolis für diese Zeit nachgewiesen ist - als Feindeinwirkung. Die Schäden an der Mauer wurden in der Folge behoben und die Oberstadt wieder aufgebaut. Sogar der Palast auf der Oberburg wurde teilweise weitergenutzt. Ein neues Gebäude wurde in die Ruinen des alten Palastes hineingebaut und von führenden Adligen bewohnt. Die Unterstadt scheint nach der Katastrophe sogar noch systematisch ausgebaut worden zu sein. Dieser Befund steht im Widerspruch zu dem der teilweisen Entvölkerung in anderen mykenischer Zentren im 12. Jh. v. Chr.
Siehe auch: Mykene
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