Tintoretto
Tintoretto, eigentlich Jacopo Robusti, genannt il Tintoretto ("das Färberlein", nach dem Handwerk seines Vaters), ital. Maler, geb. 1519 zu Venedig, war anfangs Schüler Tizians, schlug jedoch bald eine eigne Richtung ein, welche durch seinen Wahlspruch: "Von Michelangelo die Zeichnung, von Tizian die Farbe" deutlich bezeichnet ist, wie in der Tat auch eine Anzahl seiner Werke das Streben zeigt, die Größe des florentinischen Stils mit den Vorzügen seiner heimatlichen Schule zu verbinden.Tintoretto ist der Chorführer der zweiten Generation der venezianischen Malerschule, welche sich in äußerlicher Bravourmalerei, in prunkhafter und massenhafter Komposition und schwierigen Perspektiven gefiel. Tintoretto überlud seine Kompositionen oft mit nicht zur Sache gehörigen, theatralisch gespreizten Figuren und wandte gern glänzende Beleuchtungsgegensätze an. Sein Kolorit ist wirkungsvoll, warm und tief, wenn er sich die Zeit zu sorgsamer Arbeit ließ, aber roh und grob, wo er durch schnelle Improvisationen und zum Staunen redende Bewältigung großer Flächen wirken wollte. Viele seiner Gemälde, insbesondere die Bildnisse, in welchen er Tizian am nächsten kam, haben übrigens durch Nachdunkeln viel von ihrer ursprünglichen Farbenpracht eingebüßt.
Tintoretto starb am 31. Mai 1594 in Venedig.
Von den Werken seiner frühern Zeit, in welchen er Tizian nahestand, sind der "Sündenfall" und der "Tod Abels" (in der Akademie zu Venedig), "Venus, Mars und Amor" (im Palazzo Pitti zu Florenz), die "Anbetung des Kalbes" und das "Jüngste Gericht" (in Santa Maria dell' Orto in Venedig), das Wunder des hl. Markus (in der Akademie daselbst, eins seiner vollendetsten Werke), die Hochzeit zu Kana (in Santa Maria della Salute) und die große Kreuzigung (in der Scuola di San Rocco daselbst) hervorzuheben, welches Gebäude überhaupt 56 Gemälde von Tintorettos Hand aufzuweisen hat. Seine sinkende Meisterschaft bezeugen die Bilder im Dogenpalast, insbesondere das kolossale Paradies. Zahlreiche Gemälde von ihm befinden sich in den Galerien zu Paris, London, Dresden, Berlin, Wien, Madrid, Florenz und Venedig.
Sein Sohn Domenico, ebenfalls il Tintoretto genannt (1562-1637), leistete im Porträtfach Tüchtiges, malte aber auch Mythologisches und Historisches, unter anderem das Seegefecht zwischen den Venezianern und Kaiser Otto (im großen Ratssaal zu Venedig).
[Dieser Artikel basiert auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888.]
Literatur