Three Mile Island
Three Mile Island ist eine Insel im Susquehanna River in Pennsylvania, bei Harrisburg, USA.
Auf dieser Insel liegt ein Kernkraftwerk. Am 28. März 1979 ereignete sich dort der bis dahin schwerste Zwischenfall (GAU) eines KKW als es im Reaktorblock 2 zu einer teilweisen Kernschmelze kam.
Three Mile Island Nuclear Generating Station bestand aus zwei Druckwasserreaktorblöcken mit einer Leistung von 800, bzw. 900 MW. Block 1 wurde 1974, Block 2 1978 in Betrieb genommen. Es ist geplant, den noch voll funktionstüchtigen Block 1 im Jahre 2014 vom Netz zu nehmen.
Am Morgen des 28. März gegen 4 Uhr fiel die Hauptpumpe im zweiten nichtradioaktiven Kühlkreislauf aus. Dieser Ausfall geschah aufgrund von entweder mechanischen oder elektrischen Problemen und verhinderte die Kühlung des Dampferzeugers. Als Folge davon schaltete sich zuerst die Turbine und dann der Atomreaktor ab. Sofort stieg der Druck im Primärsystem (dem radioaktiven Teil) des Reaktors an. Um einen Überdruck zu vermeiden, öffnete sich ein Sicherheitsventil. Dieses Ventil hätte sich wieder schließen sollen, sobald der Druck um einen bestimmten Wert gefallen war. Dies geschah jedoch nicht. Pro Minute entwich eine Tonne Kühlwasser. Die Anzeigen im Kontrollraum zeigten jedoch nicht an, dass das Ventil noch offen war. Dies führte dazu, dass der Druck im Kühlkreislauf weiter absank.
Zwischenzeitlich war an anderer Stelle des Kraftwerks ein anderes Problem aufgetreten. Das Notfall-Kühlwassersystem, das als Reserve für das Hauptsystem dient, war 42 Stunden vor dem Unfall getestet worden. Als Teil des Test wird ein Ventil geschlossen und am Ende des Tests wieder geöffnet. Doch dieses Mal, entweder durch einen administrativen oder menschlichen Fehler, wurde das Ventil nicht wieder geöffnet. Dies führte dazu, dass das Notkühlsystem nicht funktionierte. Nach 8 Minuten wurde das geschlossene Ventil bemerkt und geöffnet. Nach dem es geöffnet war, begann das Notkühlsystem ordnungsgemäß zu funktionieren und versorgte die Dampferzeuger mit Wasser.
Während der Druck im Primärsystem weiter sank, bildeten sich Luftblasen außerhalb des Druckbehälters. Aufgrund dieser Luftblasen verteilte sich das Wasser anders und der Druckbehälter füllte sich mit Wasser. Der Füllstandsanzeiger, der dem Bediener anzeigt, wieviel Wasser zum Kühlen vorhanden ist, zeigte fälschlicherweise an, dass das System voll Wasser wäre. So stoppte der Bediener den Wasserzufluß. Er wußte nicht, dass wegen des defekten Sicherheitsventils der Füllstandsanzeiger einen falschen Wert wiedergab.
Nach fast 80 Minuten langsamen Temperaturanstiegs begannen die Pumpen des Primärkreislaufs zu stottern, da nicht mehr Wasser, sondern Dampf angesaugt wurde. Die Pumpen wurden abgeschaltet und man glaubte, dass die natürliche Zirkulation den Wasserfluß aufrechterhalten würde. Doch der Dampf im System der Rohrleitungen blockierte den primären Kühlkreislauf. Das nicht zirkulierende Wasser verwandelte sich in zunehmendem Maße in Dampf. Nach rund 130 Minuten seit der ersten Fehlfunktion war der obere Teil des Reaktors nicht mehr von Kühlflüssigkeit umgeben. Bei hohen Temperaturen stellt Zirkonium (sehr strahlenhart), welches sich in der Halterung der Brennstäbe befindet, einen Katalysator dar. Das Wasser oder der Wasserdampf reagiert dabei zu Wassertoff und Sauerstoff. Diese Reaktion fand nun an den sehr heissen Brennstäben statt. Der Kühlbehälter riss und radioaktives Kühlwasser gelangte ins Betriebsgebäude. Um 6 Uhr war Schichtwechsel im Kontrollraum. Die neu Angekommenen bemerkten, dass die Temperatur in den Vorratstanks zu hoch war und nutzten ein Reserveventil, um den Verlust von Kühlwasser zu beenden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon 950 m³ Kühlwasser aus dem primären Kühlkreislauf entwichen. Es waren bereits 165 Minuten seit dem Beginn des Störfalls vergangen, als radioaktiv verstrahltes Wasser die Sensoren erreichte. Zu diesem Zeitpunkt war die Radioaktivität im primären Kühlkreislauf 300 Mal höher als erwartet.
Es war den Bedienern im Kontrollraum nicht bewußt, dass der primäre Kühlkreislauf sehr wenig Wasser enthielt und mehr als die Hälfe des Kerns nicht mehr mit Kühlwasser bedeckt war. Ungefähr 7 Stunden nach dem Beginn wurde neues Wasser in diesen Kühlkreislauf gepumpt. Ein Reserve-Sicherheitsventil wurde geöffnet, um den Druck zu reduzieren. Nach 9 Stunden explodierte der Wasserstoff im Reaktor. Doch dies blieb größtenteil unbeachtet. Es waren fast 16 Stunden vergangen, als die Pumpen im Primärkreislauf wieder angestellt wurden und die Kerntemperatur zu fallen begann. Ein großer Teil des Kerns war entweder geschmolzen oder verdampft und das System war immer noch hochradioaktiv. Während der nächsten Woche wurden sowohl Wasserstoff als auch Wasserdampf aus dem Reaktor entfernt. Dies geschah zum einen durch Kondensatoren, aber auch, was sehr umstritten war, durch einfaches Ablassen in die Atmosphäre. Es wird geschätzt, dass während des Zwischenfalls 45.000 Curie an radioaktivem Gas (in Form von Krypton 85) entwichen.
Die Beseitigung der Schäden dauerte über 12 Jahre und kostete etwa 1 Milliarde €.
Der Grund des Unfalls wurde mit der schlechten Ausstattung des Kontrollraums sowie der unzureichenden Ausbildung der Mitarbeiter angegeben. In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass der Unfall hätte vermieden werden können.
In den Folgejahren wurde durch die US-Atomindustrie die Schwere des Unfalls heruntergespielt.
In einer ersten Langzeitstudie über 18 Jahre wurden, laut einer medizinischen Untersuchung bei rund 30.000 Anwohnern, keine gesundheitlichen Folgeschäden festgestellt. Durch die Gerichte wurden tausende Klagen von Betroffenen daraufhin abgewiesen.
Bürgerinitiativen wie "Three Mile Island Alert” und die "Union of Concerned Scientists” zweifelten die Aussagen der Industrie und der Atomkontrollbehörde NRC an.
Eine Nachuntersuchung der Daten durch die Universität Chapel Hill, North Carolina, ergab eine erhöhte Krebsrate in den Gebieten im Abwind des Kraftwerks.
Der Unfall
Maßnahmen nach dem Unfall
Weblinks