Thorn
Diese Seite behandelt die Stadt Thorn. Für den gleichnamigen Buchstaben, siehe: Thorn (Buchstabe).
Thorn (polnisch Toruń, Aussprache ['tɔrunʲ], neulateinisch Thorun) ist die Hauptstadt des Regierungsbezirks (Woiwodschaft) Kujawien-Pommern und liegt an der Weichsel. Die Stadt hat rd. 200.000 Einwohner, Chemieindustrie und ist Eisenbahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof. Berühmt ist das heutige Toruń v. a. für seine erhaltene Altstadt im Stil der ostdeutschen Backsteingotik.
Table of contents |
2 Radioteleskop Torun 3 Bedeutende Personen der Stadt 4 Weblinks 5 Thorn auf Landkarten von Preußen |
Geschichte
1231 wurde die Stadt Thorn im preußischen Kulmerland unter Verwaltung des Deutschen Ordens gegründet. Den ersten Grundstein zu der Stadt legte der Hochmeister Hermann Balk 1231. Niedersächsische Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die am 28. Dezember 1232 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. Der Deutsche Orden war vom Kaiser Friedrich II und vom Papst als Herrschaft (Regierung) eingesetzt worden, um die noch heidnischen Prussen, ein baltischer Volksstamm, gewaltsam zu christianisieren. 1260 erbaute man das Stadtschloss. Ihren Namen erhielt die Stadt nach der Festung "Toron" im Heiligen Land (heute Tibnin/Tebnine im Libanon).
Im 14. Jahrhundert trat Thorn dem Hansebund bei und wurde somit Hansestadt. (siehe auch Elbing, Danzig und Königsberg). 1411 wurde der 1. Thorner Frieden zwischen dem polnischen König Wladislaw II und dem Deutschen Orden geschlossen, 1454 das Schloss zu Thorn vom Preußischen Bund erobert und von seinen Bürgern zerstört. Am 19. Oktober 1466 wurde der 2. Thorner Friede mit dem Deutschen Orden geschlossen; danach kam die Stadt mit seinen Bürgern an das Haus von König Kasimir IV und seiner Ehefrau Elisabeth von Habsburg. Die Städte Danzig, Elbing und Thorn wurden als "Quartierstädte" des Hansebundes kleine Freistaaten. 1473 wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der spätere Astronom Nikolaus Koppernigk (Kopernikus), Sohn einer deutschsprachigen Kaufmannsfamilie, geboren. Der preußische Geschichtsschreiber Christoph Hartknoch war Direktor am Thorner Gymnasium.
Der Waffenstillstand mit dem polnischen Königshaus zu Thorn am 5. April 1521 gewährte dem preußischen Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum berühmten Krakauer Frieden. Mit der Auflehnung der preußischen Stände gegen den Katholizismus wurde Thorn (und mithin der größte Teil Preußens) lutherisch (evangelisch). 1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an. Die Marienschule wurde 1558 zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des polnischen Königs Wladislaw IV wurde 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sog. Colloquium charitativum zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten, woran auch G. Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche am 16. Juli 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession entstanden, hatten einen Tumult zur Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Das polnische Herrscherhaus leitete ein ungesetzliches Verfahren ein und ließ danach den Stadtpräsidenten Rößner nebst neun Bürgern am 7. Dezember 1724 enthaupten (Thorner Blutbad) und bestimmte, dass der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen müsse und die Marienkirche den Katholiken zu übergeben sei.
1793, nach der zweiten Teilung Polens, kam Thorn zusammen mit Danzig, wieder zum Königreich Preußen und zum Freistaat Preußen. Durch den Frieden von Tilsit 1807 gehörte es zeitweise zum Großherzogtum Warschau (1795-1815 an Preußen). Am 16. April 1813 kapitulierte Thorn vor seinen russischen und preußischen Belagerern, die die Stadt zuvor 8 Tage lang beschossen hatten. Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wieder an Preußen zurück; ab 1818 wurde es mit Festungswerken versehen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine sehr beliebte Spezialität waren die Thorner Katrinchen (Pfefferkuchen). Im Jahr 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 - meist evangelische - Einwohner.
1920 kam T. wieder zum polnischen Staat. Zwischen den Weltkriegen lag Toruń im sogenannten polnischen Korridor zwischen dem Deutschen Reich und Ostpreußen. In dieser Zeit wurde Toruń zur Hauptstadt der Woiwodschaft (Provinz/Regierungsbezirk) Pomerellen.
Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 gehörte die Stadt zum Reichsgau Danzig-Westpreußen - danach wieder zu Polen. 1945 wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben; seitdem wohnen zum ersten Mal in der langen und wechselvollen Geschichte ausschließlich Polen in Thorn.
Seit 1978 ist Thorn die Partnerstadt von Göttingen.
1997 wurde die mittelalterliche Stadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 1999 ist Toruń Sitz des Landtages der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (der Woiwode hat seinen Sitz in Bromberg).
Radioteleskop Torun
In der Nähe von Torun befindet sich ein Radioteleskop mit 32 Meter Durchmesser, welches im Rahmen von VLBI-Beobachtungen eingesetzt wird.Bedeutende Personen der Stadt
Weblinks
Thorn auf Landkarten von Preußen