Thomas Wentworth, Earl of Strafford
Thomas Wentworth, (* 13. April 1593, † 12. Mai 1641 hingerichtet), seit 1640 1st Earl of Strafford war einer der führenden Politiker in England im Vorfeld des Bürgerkriegs.
Herkunft und Jugend
Geboren wurde Thomas Wentworth am 15. April 1593 in London als Sohn von William Wentworth und dessen Ehefrau Anne, einer Tochter Robert Atkinsons aus Gloucester, einem Advokaten am Inner Temple in London.
Die Geburt in London war aber eher zufälliger Natur: Wentworth wuchs in Yorkshire im Landhaus von Wentworth Woodhouse auf. Sein Vater war zu Reichtum und Einfluss gelangt, was das Fortkommen Wentworths begünstigte. William Wentworth konnte 1611 die erforderlichen Geldmittel aufbringen, um eines der von Jakob I, der sich in beständigen finanziellen Nöten befand, zum festen Preis von 1080 Pfund angebotenen Baronate zu erwerben.
Als Fünfzehnjähriger wurde Wentworth 1607 als Student am Inner Temple zugelassen, wo er das Rechtswesen studierte. Wentworth qualifizierte sich somit für eine Verwaltungskarriere in seiner nordenglischen Heimat.
Anne Wentworth starb im Jahr 1611, William Wentworth 1614. Mit einundzwanzig Jahren hatte Thomas somit beide Eltern verloren und stand vor der Aufgabe, den nicht unbeträchtlichen Familienbesitz zu verwalten und sich um seine jüngeren Geschwister - drei Brüder und zwei unverheiratete Schwestern zu kümmern.
Im Interesse seiner Familie aber auch anderer Bewohner der Grafschaft Yorkshire führte Wentworth damals mehrere Prozesse. Selbst nicht als Rechtsanwalt zugelassen, machte er sich hierbei doch seine juristische Ausbildung zu nutze und sollte auch in seinem weiteren Lebensweg immer einen engen Kontakt zur Gerichtsbarkeit aufrecht erhalten. Vor der Sternenkammer in London vertrat Wentworth seine Neffen gegen deren Stiefmutter, die ihnen das ererbte Land streitig machte und die Bevölkerung von Yorkshire gegen die Versuche, Gemeindeland in Swinden zu okkupieren.
Auch der grundlegende Konflikt zwischen der Landbevölkerung und den Tuchhändlern beschäftigte Wentworth weiterhin. Hierbei machte er sich in Sir John Savile, der als Vertreter der Tuchhändler auftrat einen nicht zu unterschätzenden Gegner, der im weiteren Verlauf der Ereignisse zum erbitterten Feind Wentworths werden sollte. Generell aber erhöhte Wentworth seine Bekanntheit in der Region und legte so einen weiteren Grundstein für die von ihm eifrig angestrebte Karriere.
Auf Betreiben seines Vaters heiratete Thomas Wentworth am 22. Oktober 1611 Lady Mary Clifford, die Tochter des Earls von Cumberland und Schwester eines seiner Freunde.
Sechs Wochen nach seiner Hochzeit erhielt er den Ritterschlag.
Kurz darauf begab er sich zu einer ausgedehnten Europareise außer Landes. Die beträchtlichen finanziellen Möglichkeiten seiner Familie gestatteten eine derartige Erweiterung seiner Bildung; auch waren er und seine Ehefrau jung genug, um die zeitweilige Trennung vertretbar erscheinen zu lassen. Die Abwesenheit Wentworths dauerte bis April 1613.
Obwohl es sich ursprünglich um eine arrangierte Ehe gehandelt hatte, war Wentworth seiner Frau sehr zugetan. Ihr früher Tod im Jahre 1622 kam für ihn völlig überraschend. Zwar war Mary zuvor ernstlich krank gewesen, doch schien die Krise bereits überwunden, als eine plötzliche Wende zum Bösen den Tod eintreten ließ.
Nach ihrem Tod zog Wentworth sich zunächst auf seine Güter in Yorkshire zurück. Der sensible Mann, dessen Gesundheit stets alles andere als robust gewesen war, wurde selbst von heftigen Fieberanfällen geschüttelt.
In der Zeit, in welcher die folgenreiche Spanienreise des Kronprinzen Karl mit dem Herzog von Buckingham erfolgte, nahm Wentworth daher keinen unmittelbaren Anteil an der Politik.
Daneben bekleidete er, solange ihm die führende Rolle in der englischen Politik, die er anstrebte, versagt blieb, etliche Verwaltungsämter in Yorkshire, die er mit großer Gewissenhaftigkeit ausfüllte.
So bekleidete Wentworth ab 1616 das Amt eines custos rotulorum , war ab 1619 Mitglied des Nordischen Rates und ab 1622 einer der neu bestellten Deputy Lieutenants für Yorkshire.
Die Berufung Wentworths in diese nicht unwichtigen Ämter zeigt darüber hinaus, daß er auch in der frühen Phase seines politischen Wirkens, als er der Parlamentspartei zugerechnet wurde, seine Bindung an den Hof und die königliche Regierung nicht abbrach.
Aus Wentworths siebenjähriger Ehe mit Arabella gingen vier Kinder hervor: William, der spätere 2. Earl of Strafford, Anne, Arabella und Thomas.
Lady Arabella starb 1631 im Alter von nur 22 Jahren: die Hochschwangere erschreckte sich über ein Insekt, was eine Totgeburt zur Folge hatte, die auch sie nicht überlebte.
Wentworth, der sich zu jener Zeit nach seiner Versöhnung mit der Krone endlich am Beginn einer aussichtsreichen Karriere fand, verzweifelte über den Todesfall und war tagelang zu keiner Handlung fähig. Auch wenn er später noch einmal heiraten sollte, um der Einsamkeit zu entgehen, blieb Arabella seine einzige leidenschaftliche Liebe.
Die Entwicklung der parlamentarischen Laufbahn Wentworths als Unterhausmitglied ist dabei charakteristisch sowohl für die politischen Verhältnisse im England der Vorbürgerkriegszeit als auch für das staatspolitische Denken des späteren Grafen Strafford:
Trotz der Kürze dieser Parlamentssession erhielt der junge Wentworth hier einen prägenden Eindruck von der zeitgenössischen Regierungstätigkeit, wie aus den an seinen Vater gerichteten Briefen hervorgeht. Insbesondere befasste er sich bereits mit dem Wiederruf von Patentrechten, welche es einigen vermögenden Tuchhändlern gestatteten, Waren zum Nachteil der einheimischen Wirtschaft zu importieren. Die Vergabe dieser Patente war aber, solange das Parlament zu einer entsprechenden Subsidienerhöhung nicht bereit war, eine der wesentlichen Einnahmequellen des Königs, der gerade deswegen nicht dulden wollte, dass das Parlament sich mit dieser Frage ausgiebiger beschäftigte.
Im Anfang seiner parlamentarischen Tätigkeit fand sich Wentworth damit an der Seite derjenigen wieder, die für den Erhalt der Privilegien des Parlaments gegen die Krone stritten.
Savile griff die Wahl an; Wentworth wurde jedoch durch das Unterhaus als Parlamentsmitglied bestätigt, das 1621 seine Beratungen aufnahm. Wentworth, der offen eine bedeutende Karriere anstrebte sah dieser Parlamentssession mit größtem Interesse entgegen. Wie viele andere Parlamentarier auch fertigte er Aufzeichnungen über den Verlauf der Beratungen des Parlaments. Es ist bezeichnend für die akribische Arbeitsweise Wentworths, dass er sich hier nicht auf kurze Notizen beschränkte, sondern seine Erinnerungen in geordneter und geschlossener Form ausführte. Die unter der Überschrift Einige Beobachtungen und Betrachtungen stehende Schrift stellt eine der wesentlichen Quellen über die Tätigkeit jenes Parlaments dar.
Im Frühjahr 1621 hatte das Parlament somit unter den Augen eines tatenlos zusehenden Königs einen führenden Minister gestürzt: ein gefährlicher Präzedenzfall, der das Selbstbewusstsein des Unterhauses nicht unerheblich stärken sollte.
Dieses Verhalten des Parlamentes stellte eine eindeutige Provokation des Königs dar, auf die Jakob I. äußerst ungehalten reagierte. Das Parlament hatte sich nach der Vorstellung des Königs, die sich mit der Überlieferung deckte, nicht in außenpolitische Fragen einzumischen. Die Antwort Jakobs geriet indes ihrerseits wenig diplomatisch und war keineswegs geeignet, das Verhältnis zwischen Krone und Parlament zu entspannen: Jakob ließ erklären, er könne den Abgeordneten das Privileg der freien Rede jederzeit entziehen, im übrigen seien die Parlamentarier Kaufleuten vergleichbar, die zwar Gelder zu bewilligen hätten, jedoch nicht gefragt werden müssten, was mit diesen zu geschehen habe.
Angesichts des offenen Konflikts zwischen der Krone und dem Parlament trat Wentworth hervor und verteidigte die verfassungsgemäßen Rechte des Parlaments. Die Aufzeichnungen eines Parlamentariers jener Tage vermerken: Er (Wentworth) verlangt, dass wir den legalen Weg des Einspruchs beschreiten und einen Ausschuss einberufen, der unser Recht in Form eines 'Protestes' fordert.
Der Protest wird formuliert und Jakob I. versucht, das Gesicht zu wahren, indem er in einem Schreiben an das Unterhaus nahelegt, die Debatte um die Privilegien fallenzulassen, er werde seinerseits auf eine Erhöhung der Subsidien verzichten.
Wieder ergreift Wentworth die Initiative. Er wünscht keine Debatte über außenpolitische Themen, von denen zweifelhaft ist, ob sie in den Kompetenzbereich des Unterhauses fallen, sondern eine Klarstellung der verfassungsgemäßigen Aufgabe des Parlaments. Auf sein Betreiben verabschiedet das Parlament einen Einspruch des Inhalts, dass die Freiheiten, die Zölle, sonstige Privilegien sowie die Rechtsprechung des Parlaments als uralte, unantastbare Rechte auf jeden Untertan überkommen sind.
Als das Protokoll der Sitzung dem König überbracht wird, reißt dieser das entsprechende Blatt wütend aus den Aufzeichnungen heraus. Am nächsten Tag, dem 19. Dezember 1621 wurde das Parlament aufgelöst, führende Mitglieder der Parlamentspartei, darunter Edward Cokes, wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Diese Demonstration königlicher Macht kann das Geschehene freilich nicht revidieren: das Parlament hat sich einer Verkürzung seiner Rechte erfolgreich entgegengestellt.
Wentworth erschien in diesen Tagen als ein Führer der Parlamentspartei. Interessanterweise hat ihm dies bei der Regierung Jakobs I. offfenbar nicht geschadet. Zum einen dürfte dies der Fürsprache seines Freundes Calvert zu verdanken sein. Daneben mag die Krone aber auch verstanden haben, was dem Parlament verborgen blieb: dass nämlich Wentworth anders als die Angehörigen des radikalen Flügels keinen unbedingten Machtkampf zwischen Krone und Parlament führte, sondern lediglich die Wahrung des Gleichgewichts der verschiedenen Verfassungsorgane bestrebte. Dieser Unterschied der Anschauungen sollte später zum Bruch Wentworths mit der Partei des Unterhauses führen und ihn zu einem wichtigen Diener der Krone machen.
Bei den Wahlen gelang es dem ständigen Rivalen Wentworths, Sir John Savile, zum einzigen Male, gegen Wentworth den Sitz der Grafschaft Yorkshire zu erobern; Wentworth gehörte dem Parlament gleichwohl an, mußte sich jedoch mit dem Sitz der Gemeinde Pontefract begnügen.
Buckingham versuchte nach dem Scheitern seiner mit dem Kronprinzen unternommenen Spanienreise, dieses für sich nutzbar zu machen und agitierte offen für einen Krieg mit Spanien. Trotz der beherrschenden Stellung, die Buckingham bei Hofe hatte, war Jakob I. einem solchen Krieg jedoch durchaus nicht zugeneigt, eine Einstellung, die Wentworth teilte und die im übrigen auch von dem Schatzkämmerer, Lord Middlesex, der um die finanzielle Undurchführbarkeit des Unterfangens wußte, gestützt wurde.
Das Parlament jedoch ist gewillt, die abenteuerlichen Pläne Buckinghams zu unterstützen: es bewilligt die bedeutende Summe von 300.000 Pfund für einen Krieg gegen Spanien und stürzt den mahnenden Schatzkämmerer mit Hilfe des Impeachments, der Anklage vor dem Oberhaus, das sich inzwischen zu einer scharfen Waffe des Parlaments entwickelt hatte.
Im Sommer 1624 verließ der spanische Gesandte das Land.
Buckingham freilich versuchte, sich außenpolitisch durch ein Bündnis mit Frankreich abzusichern. Angesichts der stets vorhandenen Kriegsbereitschaft zwischen den beiden Mächten des europäischen Festlandes war die ein grundsätzlich naheliegender Plan, der zudem durch die Heirat des Kronprinzen Karl mit der französischen Prinzessin Henrietta Maria besiegelt werden sollte.
Im Rahmen der Verhandlung stellte Buckingham jedoch fest, daß das von Richelieu geführte Frankreich ähnliche Zugeständnisse für die englischen Katholiken forderte, wie zuvor Spanien. Angesichts der drohenden Isolation im Konzert der europäischen Mächte sagte Buckingham zu, die Strafgesetze gegen die Katholiken aufzuheben, wagte es aber nicht, mit dieser Nachricht vor das von seiner eigenen antispanischen und damit antikatholischen Propaganda beeinflußte Parlament zu treten, weswegen das Parlament erneut vertagt wurde.
Im Wahlkampf des Jahres 1625 gelang es Wentworth, das Mandat der Grafschaft Yorkshire, das er im Jahr zuvor an Sir John Savile verloren hatte, zurückzuerobern. Zweiter Abgeordneter der Grafschaft war Sir Thomas Fairfax, der künftige Führer der Parlamentspartei.
In den Parlamentsdebatten brach der Konflikt zwischen Krone und Unterhaus erneut aus. Der Herzog von Buckingham hatte durch den Regierungswechsel eher noch an Enfluß gewonnen; es schien, als würde Karl I. es nicht wagen, eine Entscheidung gegen den Willen seines ersten Ministers zu treffen.
Das Parlament hingegen mißbilligte die Einzelheiten der Verhandlungen zwischen Buckingham und Frankreich, insbesondere, so weit sie die Überlassung englischer Kriegsschiffe zur Bekämpfung der aufständischen Protestanten in Frankreich zum Gegenstand hatten. Vor diesem Hintergrund zögerte das Parlament, die von dem Monarchen beantragten Subsidien zu bewilligen.
Überliefert ist die Antwort, die Wentworth im Parlament auf eine taktlose Bemerkung eines Höflinkgs, das Unterhaus müsse eben zwischen der Bewilligung der Mittel und seiner Auflösung wählen, gab: Ich bin nicht gegen die Bewilligung, aber ich schätze es nicht, etwas unter dem Druck einer Drohung bewilligen zu müssen; die Subsidienfrage darf nicht überstürzt werden, sondern muß sich glatt und reibungslos abwickeln, weshalb Wentworth zusammenfassend anregte, die Angelegenheit einem Ausschuß zu übertragen.
Zu derartigen Beratungen kam es jedoch nicht mehr: als etliche Abgeordnete im Kontext einer Erörterung der Bekämpfung der Piraterie Kritik an der Person des Herzogs von Buckingham äußerten, löste Karl I., der Anfeindungen seines Ministers nicht duldete, das Parlament unverzüglich auf.
Immerhin glaubte Wentworth sein Verhältnis zum Herzog von Buckingham wohl nicht gänzlich zerrütet; wagte er es doch, um die Gunst des Herzogs bei der Ernennung zu dem vakanten Posten des Präsidenten des Nordischen Rates einzukommen. Auch eine persönliche Begegnung mit dem Herzog verlief durchaus erfreulich.
Das Unterhaus weigerte sich daraufhin, weitere Angelegenheiten zu beraten, ehe seine Privilegien nicht wieder hergestellt worden seien und setzte zur Erörterung des Falles einen Ausschuß ein. Schließlich formulierte das Unterhaus einen Protest, mit dem es kundtat, daß es sich nicht vorstellen könne, Digges hätte die ihm zur Last gelegten Äußerungen tatsächlich getan.
Karl I. sah sich schließlich genötigt nachzugeben und Digges wurde am 16. Mai aus der Haft entlassen und durfte fortan auch wieder an den Beratungen des Unterhauses teilnehmen.
In dieser zugespitzten politischen Situation sah Buckingham keine Veranlassung mehr Wentworth entgegenzukommen, dessen politische Einstellung er nicht verstand, und der ihn deswegen als ein Mann von äußerst zweifelhafter Loylität erscheinen mußte. Wentworth erhielt nicht nur die erhoffte Position als Präsident des Nordischen Rates nicht, sondern er wurde auch der Position des custos rotularum, das er über zehn Jahre hinweg bekleidet hatte, für verlustig erklärt. Die einzige Position, über die er noch verfügte, war diejenige des Obersheriffs der Grafschaft Yorkshire, was sein Prestige aber nicht zu erhalten vermochte.
Wentworth war als vermögender Mann zu einer Anleihe von 40 Pfund heranzuziehen - mehr als irgend ein anderer Bürger der Grafschaft Yorkshire. Er weigerte sich, weil die Zahlung einer ungesetzlichen Steuer seinen Prinzipien widersprach, obwohl er gewarnt wurde, daß Karl I. jeglichen Widerstand gegen die Anleihe, die er dringend benötigte, nicht verzeihen werde. Wentworth wurde daraufhin zunächst am 4. Juli 1627 in das Gefängnis von Marshalsea in the Borough, später in dasjenige von Dartford verbracht. Seine Wut über diese Behandlung und die daraus resultierende Verachtung der Höflinge sollte niemals gänzlich zur Ruhe kommen. Dessenungeachtet waren die Haftbedingungen in Dartford alles andere als streng. Wentworth konnte mit Freunden auch über politische Fragen korrespondieren und war daher über die Vorgänge in London jederzeit unterrichtet. Auch der gelegentliche Empfang von Besuchern war Wentworth gestattet. Im Dezember 1627 wurde Wentworth aus der Haft entlassen und kehrte zunächst auf seine Güter nach Yorkshire zurück.
Das Parlament, konkreter, dessen Unterhaus, wollte aber mit dieser Bewilligung eine Reihe von Zugeständnissen verbinden, was der König als Angriff auf seine Prärogative empfand. Darüber hinaus war es ein erklärtes Ziel der Parlamentspartei, den verhaßten Herzog von Buckingham aus der königlichen Regierung zu entfernen. Karl I. wiederum wollte weder auf seinen vertrauten Minister verzichten, noch dachte er auch nur im entferntesten daran, dem Parlament ein Mitspracherecht bei der Ernennung und Entlassung der königlichen Minister zuzubilligen. Regelmäßig rührten die Beratungen des Parlaments an diese Fragen, regelmäßig weigerten sich die Abgeordneten, die Bewilligung von Geldern - deren Notwendigkeit im Parlament paradoxerweise gar nicht in Abrede gestellt wurde - vor der Erörterung der sogenannten Beschwerden des Unterhauses vorzunehmen und regelmäßig löste Karl I. das Parlament daraufhin auf - bis die Geldnot ihm erneut die Einberufung eines Parlaments als kleineres Übel erscheinen ließ.
Eine Lösung konnte daher in den Augen der radikalen Anhänger der Parlamentspartei wie Sir John Eliot oder später Oliver St. John nur dadurch gefunden werden, daß der König sich der Macht des Parlaments unterwarf. In jenen Tagen dachte noch niemand ernstlich an den späteren Bürgerkrieg oder gar die Hinrichtung des Königs, wie sie 1648 Wirklichkeit werden sollte, aber der Unmut der radikaleren Parlamentarier über das Beharren des Königs auf seiner Prärogative und das Mißtrauen gegen die vermeintlich katholisierenden Stuart-Herrscher war so groß, daß es in ihren Augen einer definitiven Klarstellung über die Bedeutung und reale Macht des Parlaments bedurfte.
Wentworth bewegte sich seit den Parlamentsdebatten von 1624 und seiner Eheschließung mit Arabella war zunehmends in der Gesellschaft dieser Gruppe, sein politisches Credo war jedoch ein gänzlich anderes: Wentworth war als nordenglischer Landedelmann im Innern ein Konservativer und durchdrungen von der Idee der englischen Verfassung, welche die Rechte zwischen Krone und Parlament gerecht verteilte. Niemals hat Wentworth sich als Abgeordneter gegen die Bewilligung von Mitteln ausgesprochen, sich aber stets dagegen gewandt, daß der König Beratungen des Parlaments beeinflussen wollte und einzelne Abgeordnete sogar festnehmen ließ. In diesen Fällen hatte Wentworth zwar wie die Radikalen protestiert, dabei aber immer den verfassungskonformen Weg gewählt, einen Ausschuß zu beauftragen, über die Mißstände bei der Krone Klage zu führen. Er wollte nicht den Willen des Monarchen brechen und Karl I. dem Parlament unterwerfen, sondern den König bewegen, die bisherigen Rechte des Parlaments wieder herzustellen, in welchem Falle das Parlament sich weiterer nach damaliger Rechtslage in der Tat unangemessener Eingriffe in die Außenpolitik des Königs enthalten würde.
Hinzu kam freilich, daß Wentworth politisch besonnen genug war, um die Aberwitzigkeit des von Buckingham betriebenen, völlig unzureichend vorbereiteten Krieges gegen Frankreich zu erkennen und die Erhebung ungesetzlicher Steuern zur Finanzierung gerade dieses Abenteures seinem rechtlichen Sinn in besonderer Weise widerstand.
Dennoch zeichnete sich bereits zu Beginn des Jahres 1628 ab, daß Wentworth im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Stühlen saß: die Krone mißtraute ihm wegen seiner Ablehnung der Kriegsanleihe, das Parlament wiederum, daß ihn für einen Parteigänger der Redikalen hielt, sah in ihm folgerichtig einen Vorkämpfer für Ideen, die er in dieser Form nicht teilte, und würde eine Abkehr Wentworths im Sinne dessen ureigenster politischer Position für Verrat halten. Die Geschichte sollte zeigen, daß Wentworth an dieser Situation zerbrechen sollte.
Wentworth konnte also für die Grafschaft Yorkshire kandidieren und kehrte nach erfolgter Wahl nach Westminster Abbey zurück, in jenem Jahr, in dem auch Oliver Cromwell erstmals in das House of Commons Einzug nehmen sollte.
Statt dessen nahm sich das Unterhaus der Vorgänge um die Zwangsanleihe des vergangenen Jahres an, insbesondere des Vorgehens der königlichen Regierung, einzelne Adlige, welche die Abgabe verweigert hatten, ohne förmliche Anklage auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren.
Am 1. April 1628 sprach sich das Unterhaus auf der Grundlage des überkommenen Rechts einstimmig dahin aus, daß kein freier Bürger ohne ausdrückliche Anklage verwurteilt werden dürfe, daß jeder Inhaftierte die Verweisung eines gültigen Haftbefehls verlangen könne, ferner, daß er gegen Bürgschaft freizulassen sei, wnn keine rechtliche Grundlage vorliege, ihn gleichwohl in Haft zu behalten.
Außerdem stellte das Unterhaus klar, daß die Erhebung vom Parlament nicht genehmigter Steuern ungesetzlich sei.
Wentowrth, der diese Forderungen mitgetragen hatte, sah damit "die alten Gesetze unserer Vorfahren", also das tradierte Recht eindrucksvoll bestätigt.
Trotzdem gelang es nicht, die Erörterung der Frage im April 1628 zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen. Zunächst fügte das Oberhaus der Resolution einige Klauseln hinzu, die es nahezu unkenntlich machten. In weiteren Erörterungen sagt der König zwar zu, die Magna Carta und die späteren Erlasse, welche die Freiheiten der Bürger schützten, in vollem Umfang in Kraft zu belassen, konzedierte aber nicht, daß damit die Frage im Sinne des Unterhauses beantwortet sei. Vielmehr erwartete der Monarch von dem Parlament, sich mit dem königlichen Wort und Versprechen zu begnügen.
Das Parlament aber war zum Nachgeben keinesfalls bereit. Edward Coke, ein weiterer Führer der Opposition, brachte eine Vorlage ein, die der Krone sogar das Recht zu einer Verhaftung per se streitig machen sollte, während die von Wentworth betriebenen Garantien es für ausreichend erklärten, wenn der Inhaftierte zeitnah einem Richter vorgeführt wurde.
Wiederum bewegte Wentworth die Abgeordneten zu einer Vorlage, welche den König ersuchte, ihre Rechte zu bestätigen. Karl I. antwortete brüsk, er werde der Magna Carta un den folgenden Erlassen folgen, wolle von einer Bill of Right aber nichts wissen, man habe seinem Wort zu vertrauen. Gemeinsam mit Edward Coke konzipierte Wentworth sodann die mildere Form einer Petition of Right. Wenige Tage später war die entsprechende Bittschrift fertiggestellt und dem Oberhaus zugeleitet worden. Wentworth drang im Interesse der Versöhnung der Krone darauf, nunmehr auch mit der ersten Lesung des Gesetzes zur Erhöhung der königlichen Subsidien zu beginnen.
Karl I., der durch das ausdrückliche Verbot der Inhaftierung seine Prärogative in Gefahr sah, antwortete ausweichend, woraufhin das Unterhaus sofort in einer Erörterung der Außenpolitik und der Kritik an dem Herzog von Buckingham eintrat. Schließlich sah sich der auf Geldzuweisungen dringend angewiesene König zum Nachgeben gezwingen: am 7. Juni 1628 lies er die Petition im Parlament verlesen und bestätigte sie mit der üblichen Wendung Le Droit soit fait comme il est desiré.
Trotz dieser Zusage hielt das Unterhaus an seinen Angriffen auf Buckingham fest und verabschiedete seine Remonstranz am 11. Juni. Der König untersagte Buckingham auf die Vorwürfe zu antworten. Das Parlament seinerseits setzte unter Überschreitung seiner Befugnisse neue Zölle fest. Schließlich endete auch diese Session am 26. Juni 1628 mit der Auflösung des Parlaments. Die hisotirsche Chance im Sinne Wentworths zu einem Gleichgewicht der Verfassungsorgane zurückzufinden war an der Maßlosigkeit der Forderungen der Opposition gescheitert.
Der Bruch Wentworths mit der englischen Opposition war scharf und irreversibel. Die Führer der Parlamentspartei warfen Wentworth vor, die gemeinsame Sache verraten zu haben und sahen in ihm einen Renegaten. Auch enge persönliche Bindungen überstanden diese Trennung zwischen Wentworth und den Oppositionellen nicht. Sein Schwager, Denzil Holles bezeichnete ihn ebenso als Verräter wie die einstigen Rivalen John Eliot und John Pym. Wentworth wiederum wah seine politischen Wünsche mit der Annahme der Petition of Right gewahrt. Ihm kam es nicht darauf an, der Krone immer weitere Vorrechte für das Parlament abzutrotzen, sondern zu einem verfassungskonformen Ausgleich zwischen beiden Machtzentren zu gelangen.
Wentworth war und blieb letzten Endes ein konservativer Politiker und weder Reaktionär noch Revolutionär - in Zeiten der Revolution eine beiden Seiten nur schwer vermittelbare Position.
Elisabeth überlebte Wentworth um mehr als vierzig Jahre; sie starb 1688. In seinem letzten Brief aus dem Tower an seinen Sohn und Erben hatte Wentworth diesem die Sorge für die Stiefmutter ausdrücklich aufgetragen.
In dieser hoffnungslosen Situation überwand sich der englische König, Wentworth, der jetzt auch die begehrte Earlswürde als 1st Earl of Strafford erhielt, die Zügel der englischen Politik ganz in die Hände zu geben.
In der aufgeheizten Stimmung im England jener Tage löste die Hinrichtung Straffords großen Jubel in der Bevölkerung aus. Bezeichnender mag aber sein, dass Karl I., als die Revolution acht Jahre später auch seine Hinrichtung durchsetzte, erklärte, sein Tod sein nur eine gerechte Strafe dafür, dass er die Hinrichtung des ihm treu ergebenen Wentworth nicht verhindert habe.
1. Ehe
Wentworth in Yorkshire
Die Bindung Wentworths an seine Heimat im englischen Norden prägte sein ganzes Leben. Wann imerr es möglich war, oder, wenn seine häufigen Krankheits- und Fieberanfälle im keine andere Möglichkeit ließen, zog Wentworth sich zur Erholung nach Wentworth Woodhouse zurück. 2. Ehe
In der Zeit des Regierungswechsels von Jakob I. auf seinen Sohn Karl I. geriet Wentworth in radikalere Kreise der Parlamentspartei, insbesondere im Hause von Lord Clare, dem Vater von Denzil Holles einem gefürchteten Debattenredner. Es war freilich nicht in erster Linie eine politische Annäherung, die Wentworth dorthin trieb, sondern die starke Zuneigung, der er zu der Tochter Lord Clare, Lady Arabella Holles gefaßt hatte. Die damals 16-jährige Arabella erfuhr allenthalben Bewunderung. Am 24. Februar 1625 wurden sie und Wentworth im Hause Lord Clares getraut.Wentworth als Mitglied des House of Commons
Wentworth war von 1614 bis 1628 Mitglied des Unterhauses. Er galt bald als eine der führenden Persönlichkeiten der Parlamentspartei, weil er den Bestrebungen Jakobs I. und Karls I. nach einer absoluten Herrschaftsgewalt entgegentrat. Seine politischen Forderungen sah er allerdings mit der Petition of Right, die das Unterhaus 1628 unter seiner maßgeblichen Mitwirkung dem König vorlegte, und die Karl I. akzeptierte, erfüllt. Den weiteren aus seiner Sicht unberechtigten und überzogenen Forderungen des Unterhauses wollte er nicht mehr folgen. Statt dessen versöhnte er sich 1628 mit der Krone, wurde von Karl I. zum Baron ernannt und gehörte fortan dem House of Lords an.Die Session 1614
Die erste Wahl Wentworths als einer von zwei Abgeordneten der Grafschaft Yorkshire erfolgte 1614. König Jakob I, benötigte für die Fortführung seiner Außenpolitik und der damit einhergehenden militärischen Unterstützung seines Schwiegersohnes, des Kurfürsten von der Pfalz, dringend finanzielle Mittel, die ihm nach Lage der Dinge nur das Parlament bewilligen konnte, weswegen er sich zu dem durchaus nicht risikofreien und letztlich erfolglosen Schritt der Einberufung eines neuen Parlaments entschloss. Es sollte als das Unfruchtbare Parlament in die englische Geschichte eingehen. Nachdem das Unterhaus sich weigerte, über die Bewilligung von Geldmitteln für die Krone zu beraten, wenn es nicht zuvor seine Beschwerden vorbringen dürfe, löste der König das Parlament unverzüglich wieder auf.Die Session 1621
Bei den Parlamentswahlen im Jahr 1620 stellte sich Wentworth erneut als einer der Kandidaten der Grafschaft Yorkshire den Wählern. Als weiteren Kandidaten schlug er George Calvert, den späteren Lord Baltimore vor, einen Minister der Regierung Karls I. Dies verstärkte einerseits den ständigen Konflikt Wentworths mit Sir John Savile, dessen politische Ambitionen durch Calverts Kandidatur stark beeinträchtigt wurden, andererseits empfahl sich der junge Wentworth dadurch, dass er einem Minister den Einzug in das Unterhaus sicherte bei Hofe.Die Beratungen des Frühjahrs 1621
Das Parlament von 1621 geriet äußerst stürmisch. Der Konflikt lag dabei demjenigen von 1614 durchaus vergleichbar: Das Parlament befürwortete aus protestantischem Pflichtgeführt die Unterstützung des evangelischen Schwiegersohns Jakobs I., des Kürfürsten von der Pfalz, dem es bei der Eroberung des Königsreichs Böhmen zum Nachteil des katholischen Spaniens zur Seite stehen wollte. So sehr aber auch in den großen Fragen der Außenpolitik zwischen dem Monarchen und dem Unterhaus Übereinstimmung zu erzielen war, so wenig war das Parlament dazu bereit, die nach Meinung des Königs zur Umsetzung dieser Außenpolitik erforderlichen Mittel zu bewilligen. Ohne weitere Subsidien sah sich Jakob I. aber zu einer militärischen Intervention auf dem europäischen Festland aber außer Stande. Konkret forderte Jakob I. die Bewilligung weiterer 500.000 Pfund, worauf das Parlament Mittel von 160.000 Pfund zusagte und sich hierauf den innenpolitischen Fragen zuwandte, von denen die Krone durchaus nicht wünschte, dass sie Gegnstand parlamentarischer Erörterung wurden. In der Hoffnung auf die Bewilligung weiterer Gelder ließ Jakob gleichwohl zu, dass sich das Unterhaus mit etlichen Fällen der widerrechtlichen Verleihung von Patenten befasste. Wentworth, der sich schon bei früherer Gelegenheit als ein eifriger Anwalt der Gutsbesitzer und Schafzüchter gegen die Tuchhändler erwiesen hatte, wird die parlamentarische Kontrolle, der die von ihm missbilligten Handelspatente unterzogen wurden, sicherlich begrüßt haben.Anklage gegen den Lordkanzler
Als die Führer der parlamentarischen Fraktion bemerkten, dass der König zögerte, sie in die Schranken zu weisen, suchte sie den unmittelbaren Machtzuwachs und wandte ein fast schon vergessenes Mittel an, indem es den Lordkanzler Francis Bacon vor dem Oberhaus anklagte und ihn der Bestechlichkeit beschuldigte. Bacon sah sich zu einer inhaltlichen Verteidigung angesichts erdrückender Beweise nicht in der Lage und wurde seiner Ämter für verlustig erklärt und zu einer Geldbuße von 40.000 Pfund sowie zu einem Gefängnisaufenthalt unbestimmter Dauer im Tower verurteilt. Die einzige Stimme gegen die Entscheidung stammte von dem Herzog von Buckingham, der gute Gründe hatte, der Möglichkeit einer Anklage eines königlichen Ministers oder Günstlings durch das Unterhaus entgegenzutreten.Die Beratungen des Herbsts 1621
Im November 1621 trat das Parlament erneut zusammen. Noch immer hoffte Jakob I. darauf, dass es ihm die dringend benötigten Subsidien bewilligen würde. Das Parlament jedoch hegte ernstliche Zweifel daran, dass etwa zugestandene Geldmittel tatsächlich für eine militärische Intervention zu Gunsten des Kurfürsten von der Pfalz ausgegeben würden. Zudem waren die meisten Abgeordneten durch die Toleranz der Krone gegen die im Land lebenden Katholiken verärgert. Ehe die Abgeordneten sich daher zu einer Beratung über die Erhöhung der Subsidien bereit fanden, begehrten sie von der Krone die konsequente Anwendung der Strafgesetze gegen die Katholiken und eine Kriegserklärung gegenüber Spanien.Die Session 1624
Für das Jahr 1624 hatte sich Jakob I. unter dem bestimmenden Einfluß des Herzogs von Buckingham zu einer erneuten Einberufung des Parlaments entschlossen, von dem er hoffe, daß es endlich die zu einer wirksamen Bekämpfung der katholischen Mächte erforderlichen Mittel bewilligen sollte.Die Session 1625
König Jakob I. starb am 27. März 1625. Mit der Thronbesteigung seines Sohnes Karl I. wurde ein neues Parlament einberufen. Sheriff von Yorkshire / Die Session von 1626
Die Auflösung des Parlaments erwies sich jedoch keineswegs als dauerhafte Lösung des Problems: nach wie vor stand es um den spanischen Feldzug der Krone schlecht, so daß die Regierung Karls I. dringend Gelder benötigte, welche ihr nur das Parlament bewilligen könnte. Wentworths Ernennung zum Sheriff
In dieser Situation ging Buckingham davon aus, daß er sich das Parlament dadurch gefügiger machen könnte, daß er die Führer der Parlamentspartei zu Sherrifs ernannte, so daß sie an der Session nicht teilnehmen könnten. Auch Wentworth wurde von Buckingham offenbar zu den führenden Oppositionellen gerechnet, wozu die Einflüsterungen Saviles, der sich an den Herzog gewandt hatte, das Ihrige beigetragen haben mögen. Jedenfalls sah sich Wentworth in der Funktion eines Sheriffs von Yorkshire wieder. Wentworth akzeptierte diese zweifelhafte Beförderung, obwohl es ihn verdrossen haben muß, wiederum keinen aktiven Anteil an den Staatsgeschäften nehmen zu können. Die Parlamentsberatungen
Unterdessen nahmen die Beratungen des neu gewählten Parlaments einen wenig verheißungsvollen Verlauf. Das Unterhaus hatte sich dazu durchgerungen, vor dem House of Lords Anklage gegen den Herzog von Buckingham zu erheben und seine Entlassung aus den von ihm innegehaltenen Ämtern nebst Inhaftierung anzuregen. Die Reaktion des Hofes war eindeutig: zwei Mitglieder der Commons, Dudley Digges und John Street wurden auf Befehl der Krone ihres Parlamentsmandates für verlustig erklärt und im Tower inhaftiert. Gegen Digges ließ Karl I. mitteilen, dieser habe das Andenken an den seligen König Jakob I. verletzt.Sonderabgaben des Adels / Wentworths Inhaftierung
Auch außenpolitisch nahmen die Angelegenheiten der Krone keinen günstigen Verlauf. Die fehlenden finanziellen Mittel machten Eingland ein wirksames Eingreifen in die europäischen Auseinandersetzungen unmöglich, hinzu kam ein neu entflammter Konflikt mit Frankreich. Buckingham nahm zu dem tradierten Mittel einer Zwangsanleihe beim englischen Adel Zuflucht, nachdem seine Versuche, über eine vom Parlament bewilligte Steuererhebung zu Einnahmen zu gelangen, gescheitert waren. Der Adel empfand diese Steuer als im höchsten Maße unberechtigt. Zwar waren etliche Adlige trotzdem zur Zahlung bereit, weil sie die Ungnade des Königs fürchteten, der Widerstand war aber nicht zu unterschätzen. Manche der Richter, die für die Einziehung der Anleihe zuständig waren, weigerten sich und wurden ihrer Ämter enthoben. Die Parlamentssession 1628
Ausgangslage
Die englische Innenpolitik schien in jenen Tagen eine zermürbende Wiederkehr des Gleichen zu sein. Während außenpolitisch der dreißigjährige Krieg die Lage auf dem Festland bestimmte und England versuchte, als protestantische Macht zu vermehrtem Einfluß zu gelangen - was insoweit von allen Parteien in England gewünscht wurde: das Parlament verdächtigte die Krone vielmehr eines zu wenig entschlossenen Vorgehens gegen die Katholiken im In- und Ausland - sah sich der König im Innern nicht in der Lage, die Kosten für diese außenpolitischen Schachzüge aufzubringen. Auch die Sonderabgabe, die beinahe zu einem Bruch der Krone mit dem Adel geführt hatte, erbrachte zwar einen beträchtlichen Betrag, konnte dauerhafte Einkünfte zur Finanzierung des Heeres jedoch nicht ersetzen.
Letztlich konnte nur das Parlament die Mittel bewilligen, die Karl I. zur Durchsetzung seiner Politik benötigt hätte. Die Wahlen 1628
Vor diesem Hintergrund unterzeichnete Karl I. im Januar 1628 die Order, durch welche ein neues Parlament einberufen werden sollte. Anders als 1626 konnte er diesmal die mit besonderem Mißtrauen beäugten Kandidaten der Opposition nicht zu Sheriffs ernennen und ihre Wahl so verhindern, weil die Ernennung der Sheriffs traditionell im November erfolgte und somit bereits abgeschlossen war.Die Parlamentsberatungen
Die Führung der Opposition im Unterhaus war in der Parlamentssession von 1626, an der Wentworth nicht teilgenommen hatte, in die Hände von Sir John Eliot übergegangen, der 1626 versucht hatte, den Herzog von Buckingham vor dem Oberhaus anzuklagen. Auch jetzt wollte Eliot seine Mitstreiter dazu bewegen, den Konflikt mit dem Herzog erneut auszutragen, scheiterte aber nicht zuletzt am Widerstand Wentworths, der eine neuerliche Handlungsunfähigkeit des Parlaments besorgte, daß der König gewiß auflösen würde, wenn es die Person Buckinghams angriffe.Die Bitte um Recht
Ungeachtet dieser Resolution drängte der König durch seinen Staatssekretär John Coke auf eine zügige Behandlung der Subsidien-Frage, um die aufrührerischen Hugenotten in La Rochelle entsetzen zu können. Freilich lag auf der Hand, daß der König die Wiederhertellung der bürgerlichen Freiheiten, die das Parlament anstrebte, nur noch sehr nachlässig betreiben würde, wenn die Subsidien einmal bewilligt waren. Es gab daher Stimmen, die sich dafür aussprachen, den Antrag einfach abzuweisen. Wentworth trat einer solchen radikalisierenden Politik vehement entgegen und setzte statt dessen die kluge Entschließung durch, daß über die Bewilligung der begehrten Subsidien zwar innerhalb eines Jahres Beschluß gefaßt werden müsste, daß aber jeder neuerliche Antrag in dieser Sache unzulässig sein sollte, bis die Freiheiten der Bürger wiederhergestellt seien. Durch diese Politik zwang das Unterhaus Karl I. das Gesetz des Handelns auf. Die Krone mußte nun erkennen lassen, ob sie bei entsprechender Erhöhung ihrer finanziellen Mittel dem Haus innenpolitisch entgegenkommen wollte, oder ob das Parlament, wenn es weiterhin auf die Frage der bürgerlichen Freiheiten einginge, seine Auflösung gewärtigen müsse.Die Versöhnung mit der Krone
Während sich nach den Debatten um die Petition of Right eine deutliche Zunahme der wechselseitigen Abneigung und Rivalität zwischen den beiden Parlamentsführern Wentworth und Eliot zeigte, begann die Regierung Karls I. sich für Wentworth, dessen gemäßigtes Auftreten nicht unbemerkt geblieben war, zu interessieren. Noch im Sommer 1628 wurde Thomas Wentworth der Baronstitel verliehen. Wentworth war somit Mitglied des Oberhauses und aus den Reihen der Commons ausgeschieden.Präsident des Nordischen Rates
Nach seiner Aussöhnung mit der Krone gelang es Wentworth, die Aufmerksamkeit des Königs auf die Verhältnisse in der Verwaltung der notdenglischen Provinzen zu richten. Präsident des Rates des Nordens war damals der Earl of Sunderland, der die Geschäfte weitgehend seinem Stellvertreter, Wentworths altem Rivalen Sir John Savile, überließ. Beide waren durch den Herzog von Buckingham protegiert worden. Nach dessen Ermordnung durch John Felton jedoch konnte Wentworth in Whitehall aufzeigen, daß vor allem Savile immense Bestechungsgelder der katholischen Bevölkerung annahm. Savile und Sunderland wurden daraufhin ihrer Ämter enthoben und an Stelle Sunderlands Wentworths zum Präsidenten des Rates des Nordens ernannt. Die überlieferte Antrittsrede Wentworths vom 30. Dezember 1628 ist zugleich ein politisches Credo des konservativen Politikers. Wentworth führte unter anderem aus: Die Fürsten sollten nachsichtige, sorgende Väter ihres Volkes sein; der Untertanen bescheidene Freiheiten und deren gutes Recht müssten in den Augen der Fürsten unverletzlich sein. ... Die treuen Diener des Könikgs müssten beides - Volksrecht und Herrschergewalt - gleichermaßen beachten und in allen ihren Beschlüssen beides miteinander verweben und verknüpfen ... Dies ist die Grundlage, die ich mir bei meiner künftigen Verwaltungstätigkeit zu eigen machen werde, und es hat wohl noch nie ein Präsident so wenig erwartet, hingegen in Bezug auf die Sache so hohe Anforderungen gestellt.Die Parlamentsberatungen 1629
Als das Parlament im Jahre 1629 seine Beratungen wieder aufnahm, war dies die erste Parlamentssession, der Wentworth als Mitglied des Oberhauses angehörte.3. Ehe
Im Oktober 1632 verheiratete sich Wentworth erneut, diesmal mit Elisabeth Rodes, der Tochter von Godfrey Rodes, einem Nachbar Wentworths, der als eifriger Puritaner bekannt war. Vielleicht deswegen wurde die Eheschließung einige Monate geheimgehalten. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Margaret. So weit bekannt, handelte es sich auch bei dieser dritten Ehe um eine glückliche Verbindung, jedenfalls läßt sich dies aus dem erhaltenen Teil des Briefwechsels der Ehegatten schließen. Lord-Deputy von Irland
Wentworth wurde 1632 zum Lord Deputy von Irland ernannt. Er betrieb dort eine harte, den katholischen Iren aber entgegenkommende Politik. Die Wertschätzung, die Wentworth bei den irischen Katholiken genoss, zeigt sich auch daran, dass die gälischstämmigen Iren nach Wentworths Hinrichtung die Förderung einer antikatholischen Politik durch das englische Parlament fürchteten, in dem die Puritaner großen Einfluss hatten. 1641 begann in Ulster der Aufstand der katholischen Iren.Aufstand in Schottland
1640 führte er das königliche Heer im Kampf gegen die Schotten. Bürgerkrieg in England
Die Lage Karls I. gegenüber dem englischen Parlament war immer schwieriger geworden. Der König bedurfte des Parlaments, um zu angemessenen Steuereinnahmen zu gelangen, die ihm die Abgeordneten aber nur im Tausch gegen weitere Vorrechte bewilligen wollten.Prozess und Hinrichtung
Wegen angeblicher Aufstachelung irischer Truppen gegen englische wurde er 1640 angeklagt mit dem Vorwurf des Hochverrats und unter dem Druck des Parlaments, gegen das sich Karl I. erneut nicht durchsetzen konnte, nach einem Aufsehen erregenden Prozess 1641 hingerichtet.