Thomas Paine
Thomas Paine (* 29. Januar 1737 in Thetford in England, † 8. Juni 1809 in New York) gilt als einer der "Gründungsväter" der USA. Paine hatte als Pamphletist einen bedeutsamen Einfluss auf die amerikanische Revolution, aber auch seine Schriften über die französische Revolution erlangten Bedeutung.
Paine wuchs in Norfolk (England) in einfachen Verhältnissen auf. Er genoss kaum Schulbildung. Seine erste erhaltene Schrift war ein kurzer Artikel, der sich für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen einsetzte. Paines Mutter war Anglikanerin, sein Vater ein Quäker. Nach Ansicht einiger Historiker wurde sein Denken stark von der Geisteshaltung seines Vaters beeinflusst.
Paine engagierte sich für eine liberale Weltsicht, die zu seiner Zeit als radikal galt. Er sprach sich gegen die Monarchie aus und betrachtete generell eine Regierung nur als, wenngleich notwendiges, Übel. Paine lehnt die Sklaverei ab und zählte zu den frühen Unterstützern der Idee einer allgemeinen Sozialversicherung, öffentlicher Bildung und vieler anderer Vorstellungen, die erst Jahrzehnte später fruchten sollten. Er war ein Deist und ausgesprochener Kritiker organisierter Religionsausübung.
Paine machte von Dezember 1762 an eine Lehre als Steuer-Eintreiber in Lincolnshire und arbeitete ab August 1764 auch in diesem Beruf. Aufgrund des Verdachts der Unzuverlässigkeit wurde er aus dem Amt entlassen, klagte aber auf Wiedereinsetzung und erhielt im Mai 1767 einen entsprechenden Posten in Cornwall, später in Lewes, wo er im Bull House aus dem 15. Jahrhundert wohnte. Er trat einem Debattierclub bei und schrieb (vergebliche) Petitionen an das Parlament, um für die Steuer-Eintreiber bessere Bezahlung durchzusetzen, was ihn endgültig die Stellung kostete. Nach einer gescheiterten Ehe, dem Bankrott seines Unternehmens und der Kündigung als Steuer-Eintreiber verließ er Lewes und suchte nach einem Neuanfang anderswo.
Nachdem er in London mit Benjamin Franklin zusammengetroffen war, emigrierte Paine im September 1774 nach USA, wo er eine Abhandlung gegen die Sklaverei veröffentlichte und Mitherausgeber des Pennsylvania Magazine wurde. Als Gegner der britischen Monarchie, wurde Paine schnell zu einem deutlichen Vertreter der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Paines Pamphlet Common Sense (dt: Gemeinsinn), das für die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien eintrat, wurde am 10. Januar 1776 veröffentlicht und machte schnell die Runde unter den Kolonisten, die lesen konnten. Angeblich wurden insgesamt mehr als eine halbe Million Exemplare davon verteilt, und das in einem Land, das damals nur ein paar Millionen Einwohner hatte.
Einer Legende zufolge wurde Paine einmal in New Jersey geteert und gefedert, aber dafür existiert kein Beleg. Überhaupt kursierten eine Reihe skurriler Geschichten über Paine, erst von den Briten während der amerikanischen Revolution gefördert, später von Paines innenpolitischen Gegnern.
Thomas Paine nutzte seine Fähigkeit, Ideen allgemeinverständlich und in klarer Form darzustellen, im Gegensatz zu den höchst philosophischen und abstrakten Abhandlungen seiner Zeitgenossen.
Common Sense überzeugte viele Amerikaner, unter ihnen auch George Washington, die Unabhängigkeit von Großbritannien anzustreben. Benjamin Rush hatte großen Einfluss auf Paines Werk und seinen Titel, Paine selbst hatte Plain Truth (dt: simple Wahrheit) bevorzugt. Das Werk war eine wesentliche Quelle für die Inhalte der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Paine hatte auch die Idee, die neue Nation Vereinigte Staaten von Amerika zu nennen.
Während des Unabhängigkeitskrieges veröffentlichte Paine eine Reihe von Schriften unter dem Titel The American Crisis (dt: die amerikanische Krise), die den Amerikanern während des langen Kampfes Inspiration geben sollte. Das erste "Krisen"-Papier erschien im Dezember 1776 und begann mit der unsterblichen Zeile:"These are the times that try men's souls" (dt: Dies sind die Zeiten, die die Seelen der Menschen in Versuchung führen). Nach einer Reihe militärischer Niederlagen lag die Moral der Unabhängigkeitsarmee am Boden. Das erste Krisen-Papier war dagegen so ermutigend, dass Washington es all seinen Truppen vorlesen ließ.
Paine war auch ein Erfinder, der für die einspännige Eisenbrücke ein europäisches Patent erhielt. Mit John Fitch arbeitete er an Dampfmaschinen, und er erfand eine rauchlose Kerze.
1791 veröffentlichte Paine in England Rights of Man (dt: Menschenrechte), einen abstrakten politischen Aufsatz zur Unterstützung der französischen Revolution. Das Buch — das sich höchst kritisch mit den europäischen Monarchien und sozialen Zuständen auseinandersetzte — galt als so kontrovers, dass die britische Regierung Paine in Abwesenheit wegen böswilliger Verleumdung verurteilte. Paine aber war zu diesem Zeitpunkt schon nach Paris abgereist.
Obwohl Paine ein enthusiastischer Unterstützer der französischen Revolution war, lehnte er doch als Mitglied der französischen Nationalversammlung die Hinrichtung von Ludwig XVI ab. Das genügte, um Paine — der nicht eben für seine Diplomatie bekannt war — in Konflikt zu bringen mit der zunehmend radikalisierten Revolutionsführung. Robespierre ließ ihn verhaften und zum Tode verurteilen. Paine entkam der Enthauptung nur durch Glück: Ein Wachposten lief durch das Gefängnis und markierte die Türen der verurteilten Gefangenen mit Kreide. Auch Paines Zellentür erhielt ein Kreidezeichen — aber da gerade ein Arzt in der Zelle den gefangenen Paine behandelte, stand die Zellentür offen; als sie zugeschlagen wurde, befand das Kreidezeichen sich auf der Innenseite der Zelle! Als später die zum Tode Verurteilten zusammengerufen wurden, überging man Paine, da außen an seiner Zelle kein Kreidezeichen zu sehen war.
Im Gefängnis, im Bewusstsein seines baldigen Todes, schrieb Paine Age of Reason (dt: Zeitalter der Vernunft), eine Attacke auf die organisierte Religion. Ein zweiter Band erschien nach seiner Entlassung.
Seine letzte große Kampfschrift, Agrarian Justice (dt: Agrar-Gerechtigkeit) erschien im Winter 1795-1796. Paine entwickelte hier die Ideen aus Rights of Man weiter und zeigte, wie die Einrichtung des Landeigentums die große Mehrheit der Menschen von ihrem Naturerbe und den Möglichkeiten unabhängigen Überlebens fernhielt. Die Leitung der Sozialversicherungs-Einrichtung der USA sieht in Agrarian Justice den ersten amerikanischen Vorschlag für ein System der Altersrente.
Es wird überliefert, dass Paine im Jahr 1800 Napoleon begegnete, der sagte, dass 'ihm in jeder Stadt der Erde eine Goldstatue' aufgestellt werden müsste. Die Begeisterung stieß allerdings nicht auf Gegenseitigkeit.
Paine starb in Greenwich Village, in New York City am 8. Juni 1809.
Thomas Paines Schriften wird ein starker Einfluss auf das Denken von Abraham Lincoln und Thomas Edison ebenso nachgesagt wie auf das seiner Zeitgenossen. In New Rochelle, New York, besteht ein Museum zu seinen Ehren.
Der Nazi-Dichter Hanns Johst widmete Thomas Paine ein gleichnamiges Bühnenstück.
Externe Links (englisch)