Thomas Hardy
Thomas Masterman Hardy, gen. "Nelsons Hardy", (* 5. April 1769; † 20. September 1839) war einer der bekanntesten britischen Marineoffiziere des 19. Jahrhunderts, der unter dem Oberkommando Lord Nelsons u.a. in den Seeschlachten bei Abukir und Trafalgar diente.Bei Trafalgar war er Kapitän von Nelsons Flaggschiff HMS Victory und der Mann, in dessen Armen Nelson starb und an den er seine letzten Worte richtete. Diese berühmten letzten Worte werden allgemein als "Kiss me, Hardy" überliefert, könnten aber auch "Kismet, Hardy", d.h. "Schicksal, Hardy", gedeutet werden. Nach Thomas Hardy ist Port Hardy, der größte Ort im Norden Vancouver Islands benannt.
Leben
Thomas Hardy wurde 1769 als als sechstes Kind und zweiter Sohn von Joseph Hardy of Portesham, Dorset und seiner Frau Nanny, der Tochter von Thomas Masterman of Kingston Russel, Dorset, geboren. Am 30. November 1781 trat er auf der Brigg Helena unter Kapitän Francis Roberts of Burton Bradstock in die königliche Marine ein. Im nächsten Jahr verließ er die Marine und ging wieder zur Schule. Nach einer Zeit in der Handelsmarine trat er 1790 als Midshipman auf der Hebe unter Sir Alexander Hood erneut in die Royal Navy ein. 1793 wurde er zum Marineoffizier (Leutnant) auf der Fregatte Meleager ernannt, die - unter dem Kommando Kapitän Charles Tylers, seit 1794 Kapitän George Cockburn - zu Commodore Nelsons Geschwader gehörte.
John Gore bezeichnet ihn als charakterfesten, vielversprechenden jungen Marineoffizier, der in bewundernswerter Weise alle Grundlagen für einen erfolgreichen Seeoffizier in sich trug. Er war der geborene Seemann mit einem Gespür für die richtige Tat zur richtigen Zeit. (Nelson's Hardy and His Wife. London 1935)
Im August 1796 wechselte Kapitän Cockburn auf die erbeutete Fregatte Minerve und nahm Hardy mit sich, der bei einem Zusammenstoss mit den spanischen Fregatten Santa Sabina und Ceres in Gefangenschaft geriet - er war als Führer eines Prisenkommandos an Bord der von ihrem Kapitän Don Jacobo Stuart übergebenen Santa Sabina gewesen, die von den Spaniern zurückerobert werden konnte. Nelson war gezwungen, seinem Admiral Sir John Jervis den Verlust zweier Offiziere, die Lieutenants Culverhouse und Hardy, und des 40köpfigen Prisenkommandos zu melden. Gleichzeitig schrieb er an den Generalkapitän des spanischen Hafens Cartagena, wo Hardy inhaftiert war:
Sir,
The fortune of war put La Sabina into my possession, after she had been most gallantly defended: the fickle dame returned her to you, with some of my officers and men in her. I have endeavoured to make the captivity of Don Jacobo Stuart, her brave Commander, as light as possible; and I trust to the generosity of your nation for its being reciprocal for the British officers and men. I consent, Sir, that Don Jacobo may be exchanged and at full liberty to serve his King when Lieutenants Culverhouse and Hardy are delivered into the garrison of Gibraltar.
Nelson an Bord der Minerve, 24. Dezember 1796
Am 29. Januar 1797 wurden Hardy and Culverhouse in Gibraltar auf freien Fuß gesetzt. Am Tag nach seiner Rückkehr zur Flotte wurde die Minerve auf dem Weg zum Zusammentreffen mit Jervis in der Meerenge von Gibraltar erneut von spanischen Fregatten verfolgt, 10. Februar 1797. Dabei ging einer der britischen Seeleute über Bord. Hardy ließ sofort ein Beiboot zu Wasser, um den Matrosen zu retten. Das Boot driftete nach achtern, in Richtung der nur auf Schußweite entfernten spanischen Schiffe ab und Hardys erneute Gefangennahme schien unausweichlich. Ein anderer Kapitän hätte vielleicht das Beiboot und seine Besatzung geopfert, um die Fregatte zu retten, aber Nelson, der die Situation schnell erfasst hatte, war aus anderem Holz geschnitzt. Er rief "By God, I'll not lose Hardy. Back the mizzen topsail." Diese kühne Aktion hatte Erfolg, die Spanier kürzten die Segel und Hardy konnte wieder an Bord genommen werden. Drei Tage später nahm die HMS Minerve an der Schlacht am Kap St. Vincent teil und trug so wesentlich zum Sieg der Briten bei, dass ihr Kommandant und die Besatzung belobigt wurden. Hardy wurde zum Commander befördert und erhielt das Kommando über die HMS Mutine, die er auch 1798 in der Schlacht bei Albukir in Ägypten befehligte.
Wegen seiner Verdienste in der Schlacht am Nil wurde er zum Kapitän der HMS Vanguard ernannt, die bei Albukir Nelsons Flaggschiff gewesen war. An Bord der Vanguard und der Foudroyant diente er in den nächsten Jahren weiterhin unter Nelson in Neapel und Sizilien und war auch bei der Eroberung Kopenhagens am 1. April 1801 dabei. Im Mai 1803 war er während der Belagerung von Toulon Flag Captain auf der Victory und war an Bord des selben Schiffes als Captain of the Fleet am Sieg über die französisch-spanische Flotte bei Trafalgar beteiligt, bei der Admiral Nelson tödlich verwundet wurde.
"War er seit der Schlacht am Nil einigen wenigen als Nelson's Hardy bekannt, so war diese Bezeichnung nach Trafalgar in aller Munde und sollte bis in alle Zeiten die höchste Auszeichnung in seiner Karriere bleiben" (Gore, a.a.O.). Im Februar 1806 wurde er zum Baronet, d.h. in den erblichen Ritterstand, erhoben und im nächsten Jahr, am 17. November 1807, heiratete er in Halifax, Nova Scotia, Anne Louisa Emily Berkeley, die Tochter des Oberkommandierenden Sir George Berkeley. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor.
Von 1809 bis 1812 diente er als portugiesischer Commodore auf der Barfleur in Lissabon. Nach einer Verwendung bei der North American Station wurde er 1815 zum Ritter des Bathordens ernannt und kehrte nach England zurück, um bis 1819 das Kommando der Königlichen Yacht Augusta zu übernehmen. Danach war er Oberbefehlshaber der South American Station und wurde 1825 zum Rear Admiral of the Blue und 1830 zum Rear Admiral of the White ernannt. Im November des selben Jahres übernahm er das Amt des Ersten Seelords der Admiralität, erhielt 1831 das Großkreuz des Bathordens und wurde 1837 Vice-Admiral of the Blue.
"Nelson's Hardy" starb am 20. September 1839 und wurde im Greenwich Hospital beigesetzt, dessen Gouverneur er seit 1834 gewesen war.