The Libertines
Die Libertines und ihre Musik
Beliebte Motive der Libertines
“Love Music Hate Racism” heißt das Festival am 6. Juni 2004, das von den Libertines in London angeführt wird.Die Libertines – zu deutsch “Wüstlinge”, “Befreite” - sind als vierköpfige Rock'n'Roll Band aus Großbritannien wegen ihres chaotischen Lebensstils und ihres typisch englischen Punkrocks nicht nur auf den britischen Inseln bekannt, sondern gaben bereits Konzerte auf dem Festland sowie in Japan.
Am “Love Music Hate Racism” Festival machen die Libertines mit, obwohl sie in ihren Liedern nur selten politisieren. Zeitkritisch sind sie in “Hooray For The 21st Century”, in dem sie singen “Nike Air, Reebook, Adidas, Scratcards, Pitbulls, Ecstasy – Hooray For The 21st Century”. In ihrem Song “Arbeit Macht Frei” setzen sie sich außerdem kritisch mit dem NS-Regime auseinander. Ansonsten geben sie nur die Empfehlung ab, die BNP (British National Party) – eine extrem rechtsgerichtete, britische Partei – nicht zu wählen und halten auch in ihrer Musik eher Abstand zu politischen Themen.
An die guten alten Zeiten, in denen England noch “Albion” hieß erinnert ihr Song “Albion” sowie “The Good Old Days", in dem Sie die letzte britische Königin (Queen Boudicca) vor der Eroberung Britanniens durch die Römer besingen. Das alte England ist ein beliebtes Motiv in vielen ihrer Lieder, allerdings ist mit dem Namen “Albion” auch ein Schiff gemeint, mit dem die Libertines gerne nach Arcady segeln möchten. Arcardy – oder Arkardien – ist ein Landstrich im alten Griechenland, in dem – nach einer Sage – die Einwohner von der Außenwelt abgeschlossen waren und ein idyllisches, einfaches Leben führten. Mit ihrem Lied “Albion” (Liedbeispiel Nr. 2) zeigen die Libertines, dass sie auch langsame und romantische Musik produzieren können.
Die Libertines werden von der Presse und den Medien gerne als chaotische Punkband bezeichnet. Schon bevor sie ihre erste Single veröffentlichten, wurden sie von der Presse hochgelobt und als britische Antwort auf die amerikanischen Gruppe “The Strokes” gefeiert.
Im Gegensatz zu den Strokes, die ihre Einflüsse von Velvet Underground bis zu den Voidoids zu stilsicheren Popnummern verarbeiten, hört man bei den Libertines mehr Tiefe und auch einiges an Ironie. Mit ihrem Song “The Boy Looked At Johnny” spielen sie auf das gleichnamige Buch von Julie Burchill und Tony Parsons (Boy Looked At Johnny) an, das oft als Manifest des Punks bezeichnet wird und versuchen, die alte Fehde zwischen New Yorker und Londoner Künstlern wieder anzufachen, indem sie singen “Yes, New York City's very pretty in the night time, but don't you miss Soho” (Soho – Stadtteil von London) (Liedbeispiel Nr. 8)
Zitat: “Johnny Rotten ist ein moderner Mythos. Wie Elvis. Ich finde es gut, wenn sich so ein Mythos von Zeit zu Zeit selbst demontiert.” Doherty; Peter: Berliner Zeitung vom 9.11.2002, Seite 16 – übersetzt aus dem Englischen von Christian Buss.
Damit vergleicht sich der Leadsänger Pete Doherty zum einen mit Johnny Rotten von den Sex Pistols, eine der bekanntesten Punkrock-Bands in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, die gemeinhin als “Urväter des Punkrocks” gelten. [10] Auch in einer speziellen Version des Liedes “The Good Old Days” ziehen er und die Libertines einen Vergleich mit Elvis Presley auf. Mit dem Text “And if Elvis he was the king had his piece of the pie, well now his century's over im having mine” sehen sich die Libertines eindeutig als die neuen Kings of Rock'n'Roll an.
Zitat: “Der König ist tot, es leben die Libertines! Punk ist die Verweigerung jeglicher Verhältnismäßigkeit, deshalb sind die Libertines eine große Punkband. Sie zertrümmern die Heiligtümer des Rock'n'Roll, um aus den Trümmern neue Kathedralen zu errichten. Die Sex Pistols haben es auch so gemacht. Und weil sie inzwischen selbst als Heiligtümer gelten, müssen sich die Sex Pistols von Zeit zu Zeit eben selbst zertrümmern.” Buss; Christian: Berliner Zeitung vom 9.11.2002, Seite 16
Einflüsse auf die Libertines
Neben den bereits erwähnten Sex Pistols und den Strokes sind die Libertines mit Sicherheit stark von “The Clash” beeinflusst. Der Ex-Clasher Mick Jones produzierte das Debütalbum “Up The Bracket” der Libertines und hat selbst schon einmal mit den Libertines live auf einem ihrer Konzerte mit ihnen gemeinsam gespielt. The Clash war eine britische Punkband, die von 1976 bis 1986 existierte.
Außer The Clash haben auch “The Cure”, “The Jam”, “The Kinks”, “The Who” und “The Smiths” großen Einfluss auf die Musik der Libertines. In ihrem Album “Up The Bracket” hört man auch den Einfluss der Beatles heraus. Laut Vokalist Carl Barât befinden sich unter seinen Vorbildern auch die Rolling Stones, “The Buzzcocks”, “The Rocks”, “British Invasion” sowie “Razorlight”.
Stilrichtungen
Eindeutig klassifizieren lässt sich die Musik der Libertines nicht, oft spielen sie jedoch Punkrock, teilweise aber auch zum Beispiel Rock, der an die Beatles erinnert.
Punkrock
Zitat: “Die Libertines sind The Jam 1977”.
Die Gruppe The Jam war eine britische Punkband aus den späten 1970ern.
Die Bezeichnung Punk Rock (von engl. “punk” – verdorben, wertlos, rotzig) wurde ursprünglich als Bezeichnung für einfachen, auf Gitarren basierten Rock'n'Roll verwendet. Außerdem liegen die Wurzeln des Punks auch im dissonanten Stil von zum Beispiel Velvet Underground und The Stooges, welche oft zum sogenannten “Protopunk” gezählt werden. Ein wichtiges Merkmal des Punkrocks ist der Wunsch zur Direktheit des frühen Rock'n'Roll zurückzukehren und das Bestreben, die Kommerzialisierung vom Rock fernzuhalten. Wichtige Punkbands, die auch Vorbilder der Libertines sind, waren “The Clash”, wobei Mick Jones (ein Vokalist/Gitarrist von The Clash) heute Produzent bei den Libertines ist, und “The Sex Pistols”.
Garage Rock
Garage Rock ist eine einfache, rohe Form des Rock'n'Roll, der in den USA Mitte der 1960er Jahre entstanden ist. Garage Rock gilt als amateurhaft, aber voller Leidenschaft und Energie. Schwierige Begleittechniken auf der Gitarre fehlen (meistens gibt es nur drei Akkorde), der Liedtext wird nicht gesungen, sondern geschrien. Inspiriert wurden viele Garage Rock Bands von “Britisch Invasion”, den Beatles und den Rolling Stones. In den 1980er Jahren gab es ein kurzes Wiederaufkommen des Garage Rocks, als einige Bands Sound, Stil und Aussehen von Garage Bands aus den 1960ern zu imitieren versuchten. Dieser Trend passte in die damalige “Alternative Music” Bewegung, die Musikrichtungen abseits des Mainstreams hervorzuheben versuchte.
Um die Jahrtausendwende gab es ein weiteres Revival des Garage Rocks, bei dem auch die Libertines einzuordnen sind, zu dem aber auch “The Strokes”, “The Hives” und “Black Rebel Motorcycle Club” gehören, um einige bekanntere Bands zu nennen. Ein typisches Beispiel für Garage Rock bei den Libertines ist “Up The Bracket”. (Liedbeispiel Nr. 12) Freilich vereinigen diese Bands weit mehr als nur Garage Rock und entgegen der typischen Punk-Ideologie wird auch hier kommerzialisiert und die Musik massentauglich gemacht.
Auch Produzent Mick Jones ist bei der Produktion von “Up The Bracket” auf rohe Sounds ausgerichtet gewesen: Man hört in auf der CD sogar noch den Ton eines umfallenden Mikrophonständers.
Librock
Wer allerdings denkt, dass die Libertines rein auf Krawall und Lärm aus sind, der irrt sich. Ihre Songs decken eine große Anzahl von Genres ab, so gibt es zum Beispiel auch ein rein instrumentales Stücke auf dem Album “Up The Bracket”, andererseits gibt es Songs, in denen sie völlig auf Schlagzeug verzichten. Letztendlich haben sie auch Britpop in ihrem Repertoire, der stark an langsame und ruhige Popmusik (Britpop = British Pop) erinnert, obwohl Britpop sich vor allem in letzter Zeit immer mehr in Richtung progressiveren Rock entwickelt hat. Außerdem hat Britpop im Gegensatz zu Punkrock und Garage Rock auch kommerzielle Absichten, wofür Massentauglichkeit vonnöten ist. Das zeigt sich auch darin, dass die Libertines mit ihrem Debütalbum sofort unter den Top 40 der Charts waren, was für eine Punkband bis dato etwas sehr außergewöhnliches war. Wegen dieser großer Varietät an verwendeten Musikgenres gehen viele Fans dazu über, den Libertines einen eigenen Stil zu zu ordnen. Diesen nennen sie Librock. [21, 22, 23]
Der Kern der Libertines besteht aus Pete Doherty, der als Gitarrist und Vokalist zusammen mit Carl Barât, der ebenfalls Gitarre spielt und singt, im Jahre 1996 die Band “The Libertines” gegründet hat.
Zitat: “Every man and every dog has been in The Libertines.” Pete; Doherty [Radioaufnahme, Datum unbekannt]. Behauptet wird zum Beispiel, ein Ex-Schlagzeuger trat der Band mit stolzen 60 Jahren bei, und behauptete, er sei Mitglied der Sex Pistols gewesen. Von einem Ex-Bassisten behaupten die Libertines, er sei zu den Taliban gegangen. Schließlich kamen Gary Powell, der Schlagzeuger und John Hassall, der den Bass spielt, dazu. Dies geschah im Jahr 2002, wobei Doherty und Barât Hassall über einen Freund kennenlernten, der ebenfalls kurzfristig Bandmitglied war.
Im August 2003 trennte sich Doherty kurzfristig vom Rest der Band und gründete eine Gegengruppe, die er ebenfalls “The Libertines” nannte. Noch im selben Monat kamen zwei Skandale auf: Doherty brach im Juli 2003 in die Wohnung von Barât ein und stahl diesem diverse Wertgegenstände, woraufhin er von September bis November im Gefängnis war und eine Rehabilitationsklinik wegen Heroinsucht besuchte. Mittlerweile sind die Libertines wieder vereint und Doherty gilt offiziell als geheilt. Biographie
Die Geschichte der Band
Im Allgemeinen wird es als schwierig angesehen, eine Bandbiographie von den Libertines zu erstellen, da Gerüchte teilweise gezielt von der Band selbst, teilweise von diversen Medien und Fans erfunden werden. Sicher ist jedoch, dass drei der vier Bandmitglieder der Libertines aus einem Stadtteil im Osten Londons kommen (Gary Powell stammt aus New York) und alle etwas älter als 20 sind. Von Carl Barât kann als Geburtsdatum mit ziemlicher Sicherheit der 6.6.1978 genannt werden und von Pete Doherty weiß man, dass er mindestens 24 Jahre alt ist.