Terrakottaarmee
Die Terrakotta Armee (兵馬俑 in pinyin: bing1 ma3 yong1, "Soldaten- und Pferde-Armee"), Teil des Mausoleums des Kaisers Qin (秦始皇陵 qin2 shi3 huang2 ling2), wurde im Maerz 1974 in der Naehe von Xi'an, Provinz Shaanxi, China, entdeckt. Kurz darauf begannen professionelle Ausgrabungen.Es handelt sich um die Darstellung einer vollständigen Armee der damaligen Zeit, bestehend aus mehr als 7000 lebensgrossen Tonfiguren, die in mehreren unterirdischen Kammern aufgestellt sind. Aufgestellt sind Fußsoldaten, Reiter und Kriegswagen, denen echte Waffen (Schwerter, Pfeilspitzen, Armbrüste) beigegeben sind. Die verschiedenen Ränge sind an unterschiedlichen Uniformen erkennbar. Die Armee bildet die Grabbeigabe des ersten Kaisers von China aus den Jahren 210-209 v.Chr., der mit Hilfe von Armeen wie dieser China zu einem Reich einte. Bemerkenswert ist, daß alle diese Figuren individuell sind, sich also keine zwei gleichen. Offen ist die Frage, ob damalige Soldaten abgebildet wurden oder ob die Erschaffer die Figuren unterschiedlich gestalteten.
Seit 1987 sind die Grabanlagen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
Die Entdeckung der Tonfiguren geschah rein zufällig. Es war im März 1974, als die chinesischen Volkskommunen noch bestanden. Sechs Bauern aus dem Dorf Xiyang bohrten einen Brunnen in einem Kaikipflaumegarten, um die Trockenheit zu bekämpfen. Am 29.März stießen sie auf eine verbrannte Erdschicht, die sehr hart war. Das fanden sie völlig unverständlich. Als das Bohren die Tiefe von vier Metern erreicht, kamen manche komische Tonstücke zutage, darauf folgten der mit Ziegelsteinen ausgelegten Boden, ein bronzener Armbrustmechanismus und bronzene Pfeilspitzen. Die Nachricht breitete sich in die Kreisstadt Lintong aus. Der für den Schutz der alten Kulturgegenstände zuständige Beamte Zhao Kangmin eilte mit einigen anderen an die Stelle. Vor gebrochenen, lebensgroßen Figuren wurde ihnen klar, das waren wertvolle Sachen aus der Qin—Zeit. Die Figuren wurden ins Kulturhaus des Kreises Lintong gebracht und dort von jenem Beamten restauriert. Aber er macht das nicht bekannt. Ein Xinhua—Journalist, der in Lintong seinen Urlaub machte und die Figuren sah, schrieb einen Bericht darüber, durch den sich die Neuigkeit in ganz China ausbreitete. Einige Monate später zog eine archäologische Gruppe in das Gebiet der Grabanlage ein und begann mit einer genauen Untersuchung. Mit dem Fortgang der Untersuchung kam es zu einer Sensation: In der Grabanlage des Kaisers wurde eine ganze Tonarmee unter dem Boden entdeckt.
Im Jahre 1978 entdeckte man 20m westlich vom Grabhügel des Kaisers eine große Grube mit Gespannen als Grabbeigaben. Bei der späteren Probeausgrabung auf einer kleinen Fläche kamen zwei Bronzegespanne aus dieser 7,8 m tiefen Grube zutage. Sie sind die frühesten, größten und technisch fortgeschrittenesten Bronzegespanne, die in China bekannt sind.
Die Bronzegespanne standen eigentlich in einem hölzernen Schrein. Da der Schrein ganz morsch war und die Grube einfiel, waren die zwei Gespanne bei der Freilegung in stark zerbröckeltem Zustand. Nach einer Restaurierung, die viele sorgfältige, schwierige Arbeiten und große Geduld kostete, ist das Gespann Zwei seit dem ersten Oktober 1983 in seiner ursprünglichen prächtigen Gestalt für die Öffentlichkeit zugänglich. Das andere Gespann konnte man erst nach 8 Jahren besichtigen, weil es zu stark zerstört war.
Die beiden Gespanne in etwa halber Lebensgröße sind äußerst prächtig hergestellt. Sind mit zahllosen Silber—und Goldelementen verziert, z.B. am Gespann Zwei sind 1720 Schmuckstücke, die aus 3033 Gramm Gold und 4342 Gramm Silber bestehen. Die Untersuchungen ergaben, daß ihre Herstellung Arbeitsverfahren wie Gießen, Löten, Nieten, Einlegen, Schmitzen, Stanzen, Feilen und Schleifen erforderte. An ihnen wurden Anschlußtechniken wie Druckknopfanschluß und Gelenkanschluß angewandt. Bei jedem Verfahren wurde eine sehr hohe Perfektion erriecht. Der Zaum ist zum Beispiel aus abwechselnd silbernen und goldenen Röhrchen durch Löten zusammengesetzt, aber am Zaum ist kaum eine Lötnaht zuerkennen. Die Zügel, bei denen die Gelenkanchlußtechnik angewandt wurde, sind heute noch beweglich. Die meisten Bauteile wurden in Gußverfahren, das am deutlichsten den damaligen technischen Stand aufweist hergestellt. Bei dem Schirm, der als Wagendeckel dient, sind die dünnsten Partien nur zwei mm, die dicksten Partien nur 4 mmdick. Die Zusammensetzung der Legierung ist so gut neu. Durch Regulieren der Gehalte von Kupfer, Zinn und Blei konnte man Bronzebauteile mit verschiedenen Härten bekommen.
Die Gespanne sind wirklich zwei wunderbare Kunstwerke: ein starkes und kräftiges Pferd mit glänzenden Silber und Goldschmuckwaren steht da, nach vorne starrend, die Nüstern geöffet,die Ohren gespitzt. Die beiden Kutscher sehen sowohl stolz als auch vorsichtig aus.
Wie die Tonfiguren sind die zwei Gespanne auch naturgetreu bis ins Detail dargestellt. Die Wagen, Pferde und Wagenlenker sehen lebendig aus, weil ihre Proportionen gut stimmen und alle Details der Anatomie entsprechen. Gesicht, kurzer Bart, Wimpern, Handlinien, Haare und Nägel des Kutschers werden ganz lebensecht wiedergegeben. Im Gegensatz zu diesem Stil ist die Bemalung am Wagenkasten vom romantischen Stil geprägt. Auf der weißen Grundfarbe an der Außen—und Innenseite sind Tiger—Drachen—und Phönixmuster auf eine übertriebene Weise bunt bemalt. Unten am Rand ist der Kasten mit bunten stilisierten Ornamenten verziert.
Die beiden Gespanne standen ursprünglich hintereinander. Heute sind sie auch in solcher Aufstellung ausgestellt. Es sind Eindeichsel—Gespanne mit vier Pferden und einem Kutscher. Jedes Gespann wiegt über 1200kg und besteht aus mehr als 3.000 Einzelteilen.
Das Gespann vorne ist der sogenannte hohe Wagen, weil sein Insasse aufrecht stehen muß. Anders als bei einem normalen Streitwagen dient ein sehr schön verzierter Schirm diesem Wagen als Dach. Im Wagenkasten sind Kriegsrüstungen zu sehen: ein bronzener Köcher mit 50 scharfen Pfeilen, ein bronzerner Köcher mit 12 Pfeilen, eine Armbrust, ein bronzenes Schild. Auf diesem Gespann ist nur eine Figur, der Wagenlenker zusehen. Er steht aufrecht, hält die Zügel in der Hand. ein Schwert an der Seite und starrt nach vorne. Seinem Aussehen nach zu urteilen stellt er einen General dar.
Das Gespann hinten ist der sogenannte angenehme Wagen mit vier Pferden. Ein solches Gespann stand als Personenwagen kaiserlichen Familienangehörigen und Adligen zur Verfügung. Die Pferde haben eine unterschiedliche Größe von 65 bis 75 cm. Der Wagenlenker hat eine Größe von 51cm. Mit den Pferden hat das ganze Gespann eine Länge von 328,4cm und eine Höhe von 104,2 cm. Dieses Gespann hat einen schön verzierten und bemalten Wagenkasten, der in zwei Räume unterteilt ist. Im vorderen Raum sitzt der Wagenlenker auf den Fersen, einen hohen Hut auf dem Kopf, Zügel in der Hand und ein Schwert an der Seite. Der geschloßene Hinterraum hat einen Dachdeckel in Form eines Schilkrötenpanzers, innen kann man auf dem gut gespolsterten Boden liegen oder bequem auf der Bank sitzen. Vorne und auf beiden Seiten ist der Wagenkasten je mit einem Fenster versehen. Durch hochtechnisch durchbohrte rhombusförmige Löcher kann man von innen nach außen gucken, aber nicht von außen nach innen.
Der Streitwagen und der Personenwagen gehörten als Geleitwagen zur kaiserlichen Wagenkolonne. Der Streitwagen diente als Wachwagen auf der Reise, der Pesonenwagen war für Frauen oder Minister als kaiserliches Geleit. Der Wagen des Kaisers soll ganz vergoldet und mit sechs Pferden bespannt sein und sich möglicherweise auch in jener 3025qm großen Grube befinden, in der die beiden Bronzegespanne ausgegraben worden sind, weil man durch Untersuchungen festgestellt hat, daß es in jener Grube mindestens noch sechs metallene Gespanne gibt.
Historischen Aufzeichnungen zufolge hatte der Kaiser damals zwei Wagenkolonnen zur Verfügung, die eine bestand aus 18 Wagen, die andere aus 36. Vielleicht steht in der Nähe des Grabes eine ganze Kolonne mit 81 Wagen unter der Erde zur Bereitschaft.
Vor der Entdeckung der beiden Gespanne hat man auch viele alte Wagen mit einer Deichsel gefunden, aber sie sind aus Holz und ganz morsch. Infolgedessen waren die Wagenform und die Spannweise weiterhin unbekannt. Diese beiden Bronzegespanne sind in der Konstruktion vollständig erhalten und liefern wertvolles Materiel zur Erforschung der alten Eindeichselwagen, der Kunstgeschichte, der Metallurgie, der Ränge von Wagenfahrern und Kleidung der Qin—Dynastie.
Entdeckung
Die Bronzewagen