Termiten
Termiten | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Man kennt etwa 3000 lebende Arten in allen heißern Ländern, bis 40° nördlicher und südlicher Breite, besonders zahlreich vertreten in Afrika und Amerika. In Mitteleuropa konnte sich nur die amerikanische Art Reticulitermes flavipes als eingeschleppte Art in Hamburg für längere Zeit halten, ansonsten gibt es hier keine Termiten. Die Termiten bilden Insektensaaten (siehe Staatenbildende Insekten), bei denen die Termiten unterschiedlichen Kasten angehören und sich mophologisch den Kasten entsprechend unterscheiden.
Die Termiten leben im allgemeinen von Holz, häufig auch von anderen Pflanzenstoffen. Wie alle anderen Insekten sind sie allerdings nicht in der Lage, die Bestandteile des Holzes aufzuspalten oder zu verdauen. Aus diesem Grund besitzen sie einen modifizierten Enddarm mit einer Gärkammer, in der holzabbauende Bakterien leben. Andere Arten züchten wie die Blattschneiderameisen in ihren unterirdischen Bauten Pilze auf Blattmaterial und ernähren sich von diesen.
Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Termiten entsprechend ihrer Funktion im Termitenstaat. Neben den fortpflanzungsfähigen und primär geflügelten Individuen existieren zwei Formen geschlechtsloser, ungeflügelter Termiten, mit verkümmerten männlichen oder weiblichen Geschlechtsorganen. Dies sind die Soldaten, mit großem, quadratischem Kopf und langen, kräftigen Mandibeln, sowie die Arbeiter, mit kleinem, rundlichem Kopf, verborgenen Mandibeln und wenig entwickeltem Mittelleib.
Sie alle sind weißlich bis braun. Die bei den Geschlechtstieren gut entwickelten Facettenaugen sowie die beiden Punktaugen der Arbeiter und Soldaten liegen in mehr oder weniger stark rückgebildeter Form vor. Besonders die kauend-beißenden Mundwerkzeuge sind entsprechend der Aufgaben der Tiere teilweise stark modifiziert. Der für Arthropoden (z.B. Krebsen) charakteristische harte Panzer aus einem Chitin-Sklerotin-Komplex ist, in Anpassung an das geschützte Leben in der Termitenhöhle, weich. Daher rührt auch die helle Färbung. Die Flügel der Tiere sind einander sehr ähnlich in Form und Größe, daher kommt der wissenschaftliche Name "Gleichflügler". Die Geschlechtstiere verlieren dese Flügel nach dem Hochzeitsflug, indem sie an einer speziell dafür vorhandenen Sollbruchstelle abbrechen. Alle anderen Morphen besitzen gar keine Flügel. Dafür können bei einigen Arten die Soldaten Frontaldrüsen mit Stirnfortsätzen ausbilden, aus denen sie Wehrflüssigkeiten spritzen können (Nasuti).
Die Arbeiter besorgen den Aufbau der gemeinsamen Behausung und die Pflege der Brut, den Soldaten obliegt die Verteidigung der Kolonie, den an Individuenzahl weit zurückstehenden geflügelten Termiten aber die Erhaltung der Art. Die Termitenkönigin ist ein seiner Flügel entledigtes, befruchtetes Weibchen, dessen Hinterleib durch die Anschwellung der eine ungemein große Anzahl von Eiern enthaltenden Eierstöcke eine enorme Ausdehnung erhalten hat. Ob sich in jeder Kolonie nur eine solche Königin nebst zugehörigem Männchen (König) in einer besonders geräumigen Zelle tief im Mittelpunkt des Baues vorfindet, oder ob deren mehrere zugleich vorhanden sind, ist noch nicht sicher ermittelt. Jedenfalls hat das sparsame Vorkommen befruchteter Individuen nur in äußern Umständen seinen Grund, indem die große Mehrzahl nach vollzogener Begattung den Vögeln etc. zum Opfer fällt.
Die Befruchtung der Termitenkönigin erfolgt auf dem Hochzeitsflug und einem anschließenden "Liebesspaziergang", bei dem das Weibchen vom Männchen durch einen chemischen Lockstoff (Pheromon) geleitet wird. Danach bauen diese beiden Tiere eine Hochzeitskammer und gründen durch ihre zahlreichen Nachkommen einen neuen Termitenstaat.
Die Eier sind walzig, bisweilen gekrümmt, an den Enden abgerundet und von ungleicher Größe. Die Larven sind anfangs stark behaart, haben undeutliche Augen, kürzere Fühler und verwandeln sich durch mehrere Häutungen in die vollkommenen Insekten. Zu der Zeit, wo sich die geschlechtlichen Individuen in einer Kolonie entwickelt haben, gerät die ganze Bevölkerung in große Unruhe, und die geflügelten Männchen und Weibchen verlassen den Haufen, um sich in der Luft zu begatten und gleich darauf ihre Flügel nahe der Wurzel abzubrechen.
Die Bauten der Termiten sind sehr verschieden; sie werden entweder in Baumstämmen oder am Erdboden selbst angelegt, im letztern Fall häufig in Form von Hügeln, die in Afrika eine Höhe von 5 m und am Fuß einen Umfang von 19 m erreichen. Diese großen Bauten bestehen hauptsächlich aus Ton und besitzen große Festigkeit; sie enthalten zahlreiche Zellen und Gänge, von denen erstere als Wiegen für die Brut, letztere zur Kommunikation zwischen allen Teilen des Baues dienen. Oft stehen viele Hügel durch ein System überwölbter Straßen miteinander in Verbindung und bilden gewissermaßen eine einzige Kolonie.
In Australien gibt es eine Termitenart, deren Nester keine annähernd runde Form haben, sondern die stark abgeflacht und nach Norden ausgerichtet sind. Der Grund für diese spezielle Bauweise ist die Innentemperatur. Wenn morgens die Australische Sonne im Osten aufgeht wird eine große Oberfläche des Nestes bestrahlt und es kann so nach der kalten Nacht wieder Wärme tanken. Mittags, wenn die Sonne senkrecht am Himmel steht, bietet das Nest der Strahlung kaum Oberfläche und es erhitzt sich nicht weiter. Abends kann das Nest wiederum Sonne tanken, um eine gleichbleibende Innentemperatur, trotz der extrem kalten Nacht, zu gewährleisten.
Andere Arten leben im Sand, unter der Erdoberfläche und bauender röhrenartige Gänge, umgeben Wurzeln oder Äste im Boden mit erhärtendem Material und weilen in diesen Röhren, bis das Holz aufgezehrt ist. Wieder andere Arten nagen Gänge in das Holz der Bäume, kleiden die Wandungen mit Kot aus, und so entstehen, indem die Gänge immer näher aneinander rücken und das Holz zuletzt völlig aufgezehrt wird, Bauten, die in ihrem Gefüge an einen Schwamm erinnern und zuletzt auch außerhalb des Baumes fortgeführt werden.
Die Staaten der Termiten erreichen unter allen staatenbildenden Insekten de größte Individuenzahl. So kann eine Kolonie der Art Macrotermes natalensis aus bis zu 3 Millionen Tieren bestehen.
" Viele Arten gelten als Schrecknis der heißen Länder; sie dringen scharenweise in die menschlichen Wohnungen und zerstören namentlich Holzwerk, indem sie dasselbe im Innern völlig zerfressen, die äußere Oberfläche aber verschonen, so daß scheinbar unversehrte Gegenstände bei geringer Erschütterung zusammenbrechen. Die Termiten führen ihre Arbeiten nur nachts aus und unternehmen auch weite Wanderungen; ihre ärgsten Feinde sind die Ameisen, die förmlich gegen sie zu Felde ziehen. " (Meyers Konversationslexikon 1880)Lebensweise der Termiten
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