Tenno
Tennō (jap 天皇, dt. Kaiser des Himmels) ist die Bezeichnung für den japanischen Kaiser. Derzeit ist Akihito Tennō von Japan.
Die Hauptfunktion des Tennō ist heute zeremonieller Natur, unter anderem gilt er als oberster Priester des Shintoismus.
Seine politische Rolle beschränkt sich in der Verfassung von 1946 auf eine reine Symbolfunktion, die durch das Volk legitimiert ist. Er ernennt den Ministerpräsidenten, den Präsidenten des obersten Gerichtshofes, verkündet Gesetze, beruft das Parlament ein und so weiter.
Die Institution des Tennō existiert seit der Gründung des japanischen Staatswesens im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Bemerkenswerterweise fand in der gesamten Geschichte des japanischen Kaiserhauses kein Dynastiewechsel statt, sodass seit über 1500 Jahren die gleiche Familie im Besitz des Tennō-Amtes ist. Diese Kontinuität wurde unter anderem dadurch erleichtert, dass für das Tennō-Amt in Ausnahmefällen auch Frauen oder Adoptivsöhne eingesetzt werden konnten. In den ersten japanischen Reichschroniken, die 712 und 720 abgefasst wurden, wird die Sonnengottheit Amaterasu als Ahnherrin des Tennō angeführt.
Die Bedeutung des Tennō-Amtes hat sich im Laufe seiner Geschichte stark geändert. Bis zum 8. Jahrhundert stellten die Tennō tatsächlich die oberste Regierungsinstanz dar, im Laufe der Zeit wurde die Entscheidungsmacht des Tennō aber immer stärker durch Regenten, und schließlich durch die Shogune (Militärmachthaber) eingeschränkt. Im japanischen Mittelalter (12-16. Jahrhundert) übernahmen die Shogune praktisch die gesamte Regierungsgewalt, schafften aber das Amt des Tennō nicht ab, sondern behielten es als Legitimation ihrer eigenen Rolle bei.
In dieser Form existierte das Tennō-Wesen auch während der so genannte Edo- oder Tokugawa-Zeit (1600-1868) weiter. Es herrschten damals die Shogune der Tokugawa-Dynastie, die ihren Sitz in Edo, dem heutigen Tokyo, hatten, während der Tennō in Kyoto residierte. Dort war er aber weitgehend auf zeremonielle Funktionen beschränkt.
Erst durch die Reformen des Jahres 1868, bekannt als Meiji-Restauration, bekam der Tennō wieder mehr politische Bedeutung zugesprochen. Der ursprüngliche Gedanken dieser Reformen war eine Rückkehr zum Staatswesen des Altertums, als der Tennō noch alle Macht innehatte. Daher spricht man auch von einer Restauration (Wiederherstellung). Tatsächlich erfolgte nach 1868 aber eine rasante Umgestaltung des japanischen Staates in einen modernen Nationalstaat westlicher Prägung. Der junge Kaiser Meiji galt zwar als Oberhaupt des Staates, hatte aber de facto auch in dieser Regierungsform mehr zeremonielle Funktionen als wirkliche politische Gestaltungsmöglichkeiten.
Als Symbol des Staates spielte der Tennō aber in der nationalistischen Staatsideologie, die besonders im 20. Jahrhundert immer stärker forciert wurde, einen umso bedeutendere Rolle. Der Staat wurde als Familie dargestellt, der Tennō als Vater und die Untertanen als Kinder. Am göttlichen Ursprung des Tennō, wie er in den alten Mythen dargestellt wird, durfte nicht gezweifelt werden. Auch die japanische Eroberungspolitik, die schießlich im Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichte, wurde im Namen des Tennō geführt.
Dennoch wurde die Institution des Tennō nach dem verlorenen Krieg unter der amerikanischen Besatzung nicht abgeschafft, der Tennō wurde lediglich aller politischen Funktionen entkleidet und gilt seither nicht mehr als japanisches Staatsoberhaupt. Dass der Tennō aber nach wie vor eine wichtige symbolische Rolle in der japanischen Gesellschaft einnimmt, lässt sich daran erkennen, dass die japanische Zeitrechnung nach wie vor dem Regierungsjahr des jeweiligen Tennō folgt.
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Funktion
Geschichtliches
Bestattungsriten
Beim Tod des Tennō ist nach dem Gesetz über den kaiserlichen Haushalt ein großer Bestattungsritus (taiso no rei) abzuhalten. Der Ritus als solcher bedient sich stark shintoistischer Symbolik, ist aber trotz gegenteiliger Auffassung des Kaiserhauses eine Erfindung der Meiji-Zeit. Das letzte Mal wurde ein solcher Ritus am 24. Februar 1989 bei der Bestattung des Showa-Tennō Hirohito durchgeführt.