Tempelprostitution
Unter Tempelprostitution versteht man eine im Altertum vor allem in Indien, Ägypten, Babylon (Ischtar-Kult), Lydien, Numidien und auf Zypern übliche Form des kultischen Geschlechtsverkehrs von Tempeldienerinnen.Jede Frau in Babylon mußte zeitweise vor ihrer Ehe als Tempeldienerin tätig sein. Sie bereicherten sich damit aber nicht selbst, sondern führten die Einnahmen an ihren Tempel ab. Es waren ganz normale Bürgerinnen, die nur für kurze Zeit im Tempel blieben, nämlich solange, bis ein Mann sich für sie interessierte. Es war ein Fruchtbarkeits-Ritus, wobei durch eine einzige Hingabe das Ziel erreicht war. Und dieser Ritus war ein Ritus der Frau, sie hatte ein Interesse an seinem Gelingen.
Dieser Kult fand später auch in Griechenland Eingang, speziell in Kappadokien und Korinth, jedoch überwiegend von Sklavinnen ausgeübt. Griechische Hetären waren oft sehr gebildet und genossen einen höheren gesellschaftlichen Status als Ehefrauen.
Es ist bemerkenswert, daß historisch fassbar zuerst die oben genannte so genannte sakrale Prostitution ist, die mit der Entstehung von Städten und Staaten verbunden ist und schon in Form einer Institution auftritt. Die so genannte profane Prostitution scheint erst sehr viel später aufgekommen zu sein. Der profanen Prostitution fehlt das heilige Element, der Dienst an einer Göttin oder einem Gott. Daher ist sie mit der sakralen Prostitution nicht vergleichbar und man sollte beide als völlig eigenständige Phänomene zu sehen versuchen.
Weder Primärquellen noch Sekundärliteratur sagen etwas zu den Auswirkungen der sakralen Prostitution auf den Alltag der damaligen Zeit.
Moses kämpfte gegen die Prostitution (Num 25,1). Auch das Christentum kennt mit Maria Magdalena eine "heilige Hure". Doch ist es umstritten, ob sie wirklich eine Prostituierte war. Jesus (Lk 7,36) hatte Umgang mit Prostituierten; sein Gleichnis der ungleichen Söhne (Mt 21,31) lässt sie eher in das Himmelreich kommen, sofern der rechte Glaube vorhanden ist.
Laut Terre des Femmes und anderen Frauenrechtsorganisationen gibt es auch heute noch Tempelprostitution. So werden beispielsweise in Indien Mädchen der Göttin Mathamma geopfert, damit die Familie die Gnade dieser Göttin erhält. Die noch minderjährigen jungfräulichen Mädchen werden der Göttin "geweiht", indem sie von einem Priester vergewaltigt werden. Bei Erreichen der Pubertät müssen die Mädchen nicht nur tanzen, sondern müssen den anwesenden Männern auch sexuell zur Verfügung stehen. Wenn diese Mädchen zur Frau heranwachsen, erwartet sie soziale Ächtung und sie dürfen nicht heiraten.
Siehe auch: Hetäre
Tempelprostitution in der Neuzeit