Teilnehmende Beobachtung
Die Teilnehmende Beobachtung ist eine Forschungsmethode der Soziologie, Psychologie, Ethnologie und anderer auf den Menschen ausgerichteten Forschungsdisziplinen, bei der entweder das Verhalten (direkte Beobachtung) oder die Auswirkungen des Verhaltens (indirekte Beobachtung) eines Untersuchungsobjektes (eine Person oder eine Gruppe von Personen) untersucht werden. Die teilnehmende Beobachtung ist eine Methode, bei der der "Beobachter selbst Interaktionspartner der beobachteten Personen ist" [1].Unabhängig davon, ob eine Beobachtung teilnehmend oder nicht teilnehmend ist, unterscheidet man bei soziologischen Beobachtungen, was mitunter viel entscheidender für das Ergebnis ist, zwischen offenen und verdeckten Beobachtungen.
Bei der offenen Beobachtung ist der/den Versuchsperson(en) die Anwesenheit des Forschers bekannt, bei der verdeckten Untersuchung soll(en) die Versuchsperson(en) nicht von der Teilnahme des/der Beobachter(s) erfahren. Der Verhaltenskodex von Sozialforschen schreibt (implizit) vor, nach Möglichkeit offene Beobachtungen vorzuziehen, da es verständlicherweise unfair ist, an jemandem eine Untersuchung ohne dessen Kenntnis durchzuführen (vgl. dazu auch Ethik-Kodex der Deutschen Gesellschaft für Soziologie). Dennoch ist manchmal eine verdeckte Beobachtung unabdingbar, denn es ist nachgewiesen, dass Versuchspersonen sich anders verhalten, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden. Dieser Effekt, der zu schweren Messfehlern führen kann, wird als Versuchsleiter-Effekt bzw. nach dem Soziologen, der ihn erstmals ausführlich beschrieben hat, auch Rosenthal-Effekt bezeichnet.
Umgekehrt entsteht auch durch das persönliche Involviertsein des Untersuchungsleiters in das untersuchte Szenario die Gefahr, dass die angestrebten, möglichst objektiven Erkenntnisse durch subjektive Erfahrungen überlagert oder verfälscht werden.
Die wohl berühmteste teilnehmende (verdeckte) Beobachtung in der deutschsprachigen Sozialforschung ist die 1933 veröffentlichte Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal". Dabei hat eine Gruppe von österreichischen Soziologen am Beispiel der von der niedergegangenen Textilindustrie geprägten Kleinstadt Marienthal sozio-psychologische Auswirkungen von Arbeitslosigkeit nachgewiesen, und gezeigt, dass Arbeitslosigkeit nicht zur Revolution, sondern vielmehr zur Resignation führt [2].