Technologie
Unter Technologie (altgr. τεχνολογια [technología]; zu engl. technology) versteht man die Gesamtheit der Verfahren zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die einer Gesellschaft zur Verfügung steht. Technologie beinhaltet die Komponenten der Technik (Werkzeuge, Geräte, Apparate), die materiellen und organisatorischen Voraussetzungen und deren Anwendung. In jüngster Zeit gewinnt die Technikfolgenabschätzung immer mehr an Bedeutung.Technologie hat einen zeitlichen und kulturellen Kontext, so dass eine Technologie oft als Synonym für eine bestimmte Epoche (beispielsweise Bronzezeit, Informationszeitalter) oder als Bestimmung für eine Kultur (zum Beispiel bandkeramische Kultur) dient.
Die verfügbare Technologie beschränkt die erreichbare Produktivität sowohl in qualitativer Hinsicht (was kann ich produzieren, was brauche ich an Voraussetzungen) als auch in quantitativer Hinsicht (Kosten, Produktivität).
Unter High-Tech versteht man hochentwickelte Technologien, die neueste wissenschaftliche Erkentnisse umsetzen, so beispielsweise die Produktion von CPUs oder bakteriell hergestelltes Insulin.
Im Gegensatz dazu bezeichnet Low-Tech absichtlich möglichst einfache, ausfallsichere Technologien (bei deren Entwicklung natürlich auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Einsatz kommen können), die dadurch einfach in Herstellung, Anwendung oder Wartung sind.
Juristisch gibt es den der Begriff Stand der Technik, der eher im Sinne von Innovation verstanden wird und ist zu unterscheiden vom mehr konservativ geprägten Begriff anerkannte Regeln der Technik.
Hinsichtlich der Entwicklung von Technologie unterscheidet man zwei Ansätze: zum einen den "technology push" - Ansatz, bei dem zuerst eine neue technische Entwicklung gemacht wird und danach nach möglichen Anwendungen und Nutzern gesucht wird und zum anderen denn in den Ansatz des "demand/market-pulls" bei dem technische Entwicklung nach den Bedürfnissen der Benutzer erfolgt. Seit den 80ern wird in der Industrie und bei der Technologiepolitik meist eine Doppelstrategie benutzt.
Geschichte
Obwohl der Gebrauch von Werkzeugen auch bei Tieren nachgewiesen wurde, ist der Begriff Technologie an die menschliche Kultur gekoppelt. Das Vorhandensein von Technologie (Werkzeuggebrauch, Feuer) wurde daher auch oft zur Abgrenzung zwischen Mensch und Tier verwendet.
Der technologische Fortschritt ist eng mit dem gesellschaftlichen Fortschritt insgesamt verknüpft. Während sich bis etwa zur industriellen Revolution die Technologie im Alltag kaum bemerkbar machte (weil sie sich nur langsam, wenn überhaupt, veränderte) ist spätestens mit dem Auftreten von Technologie-Katastrophen im 20. Jahrhundert der Begriff Technologie ins Bewußtsein der Menschen gedrungen.
Vor- und Frühgeschichte
Bereits in vorgeschichtlicher Zeit (Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit) schuf die verfügbare Technologie die Rahmenbedingunen für die entstehende Kultur und wurde daher zum prägenden Begriff. Obwohl heutzutage eher abschätzig betrachtet ?Dein Handy ist wohl noch aus der Steinzeit? ist die Technologie dieser Epochen durchaus aufwändig und komplex, was sich in den heute noch vorhandenen Funden aus diesen Epochen (beispielsweise Ötzi) ausdrückt.
Prägende Technologien:
Antike bis bis 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Nachdem die Technologie der Vorzeit vor allem von den verfügbaren Materialien und Werkzeugen bestimmt war, entstanden schon in den antiken Hochkulturen erste Maschinen und die Weiterentwicklung und Verbreitung von Technologien wurde systematisch betrieben. Trotzdem entwickelten sich Fortschritte nur langsam, da viele Schlüsseltechnologien, wie zum Beispiel Dampfmaschine, Elektrizität erst später entwickelt wurden.In dieser Zeit wurde von Technologie selbst noch nicht gesprochen. Trotzdem gab es immer wieder Versuche, das bestehende Wissen zu beschreiben. Ab etwa dem 16. Jahrhundert setzte sich eine Lehre durch, welche die sich rasch entwickelnden Gewerbe, deren handwerklichen Verfahren und technischen Mittel, beschrieb. Die Hauptvertreter dieser Epoche waren Georgius Agricola und Reaumur. Agricola verfasste eine Enzyklopädie über den Bergbau und das Hüttenwesen. Unter der Anregung und Leitung von Reaumur wurde an der Pariser Akademie der Wissenschaften eine Sammlung von Beschreibungen der unterschiedlichsten Gewerbe erstellt. Diese Sammlung von Beschreibungen füllten im Jahr 1805 21 Bände und stellte somit die umfassendste Beschreibung von Methoden und Verfahren ihrer Zeit dar.
In dieser Zeit wurde das Wort Technologie wörtlich übersetzt, "Kunst der Rede". Somit beschrieb es die Fähigkeit über wissenschaftliche Vorgänge zu sprechen.
Prägende Technologien:
- Maschinen
- Windkraft
- Wasserkraft
- Buchdruck
- Manufaktur
2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis 1. Viertel des 19. Jahrhunderts
Mit der Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert setzt man den Beginn der industriellen Revolution an. Die Möglichkeit, Energie künstlich in großem Maßstab zu erzeugen, gab der Technologie einen ungeahnten Aufschwung. Und der Begriff wurde selbst zum Gegenstand der Wissenschaft.1777 veröffentlichte der Göttinger Professor für Ökonomie und Kameralwissenschaften Johann Beckmann die "Anleitung zur Technologie". Somit ist das erste Mal der Begriff der Technologie gefallen. Schon in der Erklärung für diese Wortwahl wird ersichtlich, was Beckmann beabsichtigte. Er wollte mit der Technologie eine Wissenschaft, die "Arbeiten, ihre Folgen und Gründe vollständig, ordentlich und deutlich erklärt". Doch die größte Leistung von Beckmann ist die systematische Erfassung und Ordnung des technologischen Wissens dieser Zeit. Sein Wirken beschränkte sich nicht nur auf seine Zeit. In weiteren Schriften fanden sich sogar schon Ansätze, Techniken nicht aus der Erzeugungsorientierten, sondern aus der Vorgangsorientierten Sicht zu beschreiben. In seinem "Entwurf der allgemeinen Technologie" sind so 51 Methoden- und Verfahrensklassen, die unabhängig von dem behandelnden Ausgangsstoff, den Produktionsprozess beschreiben. Somit war es das erste Mal in der Geschichte gelungen, die über die Zeit entwickelten Methoden und Verfahren, losgelöst von der ursprünglichen Verwendung, zu sehen. Dadurch konnten nun die scheinbar zusammenhangslosen Produktionsprozesse in Beziehung zueinander gesetzt werden.
Karl Marx ist die Person, die diese Entwicklung als erster beobachtet und beschrieben hat. Nach seiner Aussage wurde damit die moderne Wissenschaft der Technologie geschaffen.
Die Auffassung von Technologie als eigenständiger Wissenschaft hat sich nicht durchgesetzt, am engsten sind wohl die Ingenieurwissenschaften mit der Technologie verknüpft, obwohl in einem abstrakten Sinn alle Wissenschaften Beiträge zur Technologie liefern.
Prägende Technologien:
1. Viertel bis Ende des 19. Jahrhundert
In dieser Phase ist eine starke Entwicklung spezieller technologischer Bereiche zu erkennen. So entstehen Werke zur mechanischen, chemischen und landwirtschaftlichen Technologie. Die Entwicklung dieser Bereiche schritt im Prinzip unabhängig voneinander voran. Dieses kann eigentlich als Stillstand der Entwicklung der Technologie als Wissenschaft angesehen werden. Nur Karl Karmarsch scheint dem Gedanken der Zusammenführung der Technologie anzuhängen. So ist in seinem Werk "Handbuch der mechanischen Technologie" von 1837 bereits die Differenzierung in die allgemeine und spezielle Technologie anzutreffen. Auch die heute noch aktuelle Erforschung des Produktionsprozesses und deren systematische Darstellung beruht auf seinem Wirken.
Prägende Technologien:
Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts
In dieser Zeit kommt die industrielle Großproduktion auf. Die Dampfmaschine wird durch den individuellen Elektroantrieb ersetzt. So bestand nun die Möglichkeit, den Produktionsprozess neu zu gestalten und zu organisieren. Doch es ist anzunehmen, dass neue Produktionsprozesse, wie die Fließ- und Massenfertigung, nicht realisiert worden wären, wenn es nicht eine radikale Änderung der Betrachtungsweise des Produktionsprozesses gegeben hätte. So wurden die Produktionsvorgänge von einem abstrakteren Gesichtspunkt betrachtet und konnten so besser optimiert werden. Aus diesen Optimierungen, die sich überwiegend im Bereich der mechanischen und chemischen Industrie abspielten, bildeten sich die Fertigungstechnologie, die Verfahrenstechnologie, die Förderungstechnologie und auch die Verarbeitungstechnologie heraus. Diese Bereiche waren nun nicht mehr an die einzelnen Technologierichtungen gebunden und konnten so allgemeingültige Verfahren und Prozesse entwickeln.
Prägende Technologien:
ab Mitte des 20. Jahrhunderts
Mit der Entwicklung der Atombombe und dem Aufkommen der Atomtechnologie wurde zum erstenmal in der Geschichte die Selbstauslöschung der Menschen durch Technologie ermöglicht. Der Umgang mit Technologie und technischem Fortschritt wurde damit zur existentiellen Frage der Menschheit. Andere Technologien haben ebenfalls potentiell globale, katastrophale Folgen (Gentechnik, globale Erwärmung), so dass für manche der Begriff Technologie erstmals eine negative Nebenbedeutung bekommen hat und es Bestrebungen zur Begrenzung des technischen Fortschritts und zur Technologiefolgeabschätzung gibt.Prägende Technologien:
Wortherkunft
Aus dem Griechischen τεχνολογια (technologia), was abgeleitet ist von τεχνολογος (technologos) aus τεχνη (technä), Handwerk, Kunst, Technik und λογος (logos), (hier) Wissenschaft, also die Wissenschaft der handwerklichen Erzeugung oder Kunstfertigkeit oder moderner die Wissenschaft der Produktion.Beispiele
Die Erfindung der Bronzebearbeitung zu Waffen und Werkzeugen, die der Menschheitsära der Bronzezeit den Namen verleiht, ist ein Beispiel aus der Geschichte, wo eine Technik aufgrund ihrer fundamentalen Bedeutung für sämtliche Lebensbereiche eine Einheit mit der Technologie bildete. Eine moderne Parallele findet man beispielsweise in der Informationstechnik, die bereits jetzt die Bezeichnung Informationszeitalter motiviert hat.
Siehe auch
Weblinks