Tantrayana
Tantrayâna (»Fahrzeug der Tantra-Texte«). Im 2. Jahrhundert n.Chr. in Indien entstandene esoterische Form des Buddhismus innerhalb der nördlichen Mahayana-Tradition.Der Tantrismus ist durchdrungen von okkulten und magischen Vorstellungen. Sehr ausgeprägt sind Ritual und Kult, da die Befolgung esoterischer Stufenwege zur Erkenntnis und Erleuchtung zentral für die religiöse Praxis ist. Von Bedeutung ist die Einweihung (abhisheka) und die Unterstellung des Schülers (cela) unter einen kundigen Lehrer oder Meister (guru), der diesem auf dem spirituellen Weg behilflich ist.
Der (ursprünglichere) Südliche Buddhismus, der Theravada, sieht all dies als ernsthafte Verfälschungen der Lehre Buddhas. Er warnte stets vor Magie (dem Anhaften an transzendente Wesen), da solche Bindungen entsprechende karmische Folgen hätten.
Der Tantrismus ist in vielen religiösen Strömungen (Hinduismus, Jainismus usw.) beheimatet. Spätere Strömungen sind das chinesische Chen-yen, das japanische Shingon und das tibetische Vajrayana (auch Lamaismus genannt).
Die Techniken, die im Tantrismus angewendet werden, zielen hauptsächlich auf direkte Erfahrungen ab und integrieren auch das Alltagsleben. Im Westen wird der Tantrismus oft auf eine Transformation sexueller Energien oder gar auf einen Weg zur sexuellen Erfüllung reduziert. Nicht alle Formen des Tantrismus beeinhalten aber tatsächlichen Geschlechtsverkehr.
Eine Anwendungsform z.B. des buddhistischen Tantra ist die Karmamudra-Praxis bei der tatsächlich sexuelle Vereinigung eine Rolle spielen kann. Unter bestimmten Voraussetzungen soll auf diese Weise schnell Erleuchtung (siehe Nirvana ) erreicht werden können.
"Rotes Tantra" bezeichnet jene Minderheit des Tantra, in welcher auch die körperliche sexuelle Vereinigung von Frau und Mann als Teil von Übungen vorkommt. Die Mehrheit des "weißen Tantra" hingegen lehnt dies wegen der Gefahr des Missbrauchs ab.
In Europa und den USA wird "Tantra" neuerdings als eine ganzheitliche Lebenshaltung, die Spiritualität und Sexualität verbindet, verstanden. Zur Vermittlung dieser Lebenshaltung gibt es eine Vielzahl von Workshops unterschiedlicher, meist kommerzieller Anbieter mit unterschiedlichen Inhalten. Von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden dabei meist nur diejenigen, deren Inhalte sich zur reisserischen Darstellung in den Medien eignen.