Takelage
Als Takelage oder Takelung bezeichnet man das Tauwerk, die Masten und Segel eines Bootes oder Schiffes.
Wann und wo der Mensch sein einfaches Boot mit Mast und Segel versehen hat bleibt wohl immer im Dunkel der Geschichte verborgen. Viele tausend Jahre waren ein einzelner Mast und ein einfaches Rahsegel, die Grenze der seemännischen Fähigkeit im bezug auf Takelage.
Ein wesentliche Weiterentwicklung kommt erst während des römischen Reiches auf, der Bugspriet, der mehr wie ein bedenklich geneigter Fockmast aussah. Im Mittelmeerraum wo die Rudergaleere eine größere Rolle spielte, haben sich Mast und Segel anders entwickelt als in Westeuropa, wo der Mast und das Rahsegel bis in das 15. Jahrhundert vorherrschend waren. Das laufende Gut war sehr einfach. Die zum Segelsetzen erforderlichen Fallen wurden einfach nach achtern geführt und dienten gleichzeitig als Backstag, indem sie den Mast beim Segeln stützten.
Im Mittelalter setzte man Bulinen an den Seitenkanten der sehr bauchigen Segel und führte sie nach vorne zu einem "Bugspriet" genannter Spiere, die über den Bug hinausragte. Das stehende Gut wurde mit Jungfern und Taljereeps gespannt und mit Webleinen verbunden wodurch eine Leiter aus Tauen entstand, zum leichteren Auf-/Abentern. Am Masttopp erhielt das Segelschiff einen Gefechtsmars.
In Skandinavien wird der Mars um 1150 in der Sage von "Snorres Konungssagor" erwähnt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begann man in Nordwesteuropa Segelschiffe mit zwei oder drei Masten zu bauen. Der Großmast erhielt seinen Platz in der Mitte des Schiffes und die zusätzlichen Masten wurden in den Vor- und Achterkastellen aufgestellt. Diese Masten sind wohl so entstanden, dass man an diesen Masten anfangs Flaggen oder Banner gehisst hat und dass man ebenso schnell darauf gekommen ist kleine Segel an den Flaggenstöcken zu setzen. Diese kleinen Segel wurden anfangs von den Matrosen im Mars geführt, wo sich der Begriff "Marssegel" (engl. topsail)ableitet. Dem Großmarssegel folgte bald ein weiteres am Fockmast. Anfangs waren sie sehr klein, nahmen aber ständig an Größe zu. Die Schothörner wurden an die Nocken der darunter befindlichen Rah geführt, so daß die Segel leichter bedienbar wurden. Das Lateinersegel was im Mittelmeerraum verwendet wurde, kam als Besan bei den großen Segelschiffen im Gebrauch.
Gegen Ende des Mittelalters wurde ein Rahsegel unter dem Bugspriet gesetzt,die Blinde, diese Blinde war es höchstwahrscheinlich, die einen Ausguck an einem höheren Platz notwendig machte, da sie bei der Schiffsführung die Sicht nach vorne nahm. Zum Ende des 15. Jahrhunderts kamen auch Segelschiffe mit vier Masten im Gebrauch. Die beiden achteren Masten führten in allgemeinen nur Lateinersegel. Der kleine Besan "Bonaventura-Besan" reichte meist über das Heck hinaus. Die Segelfläche wuchs ständig.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts bekammen die großen Segler ein drittes Rahsegel das Bramsegel am Fockmast und Großmast. Bis ungefähr zu dieser Zeit waren die Stengen feste Verlängerungen der Untermasten und konnten nicht bewegt werden. Ab 1570 begann man die Stengen beweglich einzusetzen und wurden mit einem Schlossholz gesichert, so dass die Stengen aufgebracht und niedergeholt werden konnten. Diese Erfindung wird den Holländern zugeschrieben und wurde bald von allen Seefahrtsnationen übernommen.
Im 17. Jahrhundert wurde es üblich den Besanmast mit einem Marssegel auszustatten, und der Bonaventura-Besanmast wurde überflüssig, das "Vollschiff"(engl. full rigged ship) war geschaffen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dauerte es bis sich die Takelung so weit entwickelt hatte das jeder Mast die gleiche Anzahl von Rahen trug. Die Segelschiffe des 17. Jahrhunderts wurden mit niedrigem Bug und hohem Heck gebaut. Durch diese Bauart waren ihre Manövierfähigkeiten bei Wind sehr schwer, und um die damit verbundene Luvgierigkeit zu verringern wurden mehr Vorsegel geführt. Zum Ende des 17. Jahrhunderts begann man Stagsegel zwischen den Masten zu führen und etwas später außen über den Bugspriet. Diese vorderen Stagsegel waren wegen der komplizerten Takelage der Blinde und Bovenblinde schwierig zu setzen. Das Stagsegel setzte sich aber durch. Zu beginn des 18. Jahrhunderts verschwand die Bugsprietstenge und das laufende Gut wurde schrittweise verlängert, um die Stagsegel einfacher bedienen zu können. Als die Bugsprietstenge verschwand, wurde eine neue Stenge am Bugspriet angebracht, der "Klüverbaum" war geboren.
Ein neues Stagsegel wurde an den Klüverbaum angebracht, Klüver genannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die große Lateinerrah des Besan durch eine Gaffel ersetzt. Der Besan wurde vergrößert und an einem über das Heck hinausragenden Baum gefahren. Unter dem Bugspriet wurde eine neue Spiere angebracht der Stampfstock (Delphingeißel), um die Verstagung des Klüverbaumes zu verbessern. Aus diesem Verbesserungen entwickelte sich eine neue Spiere mit einem Stagsegel (Außenklüverbaum) mit dem Außenklüver. Auf den großen Segelschiffen kam gleichzeitig eine vierte Rah über der Bramrah dazu, die Royalrah.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde bei Segelschiffen das stehende Gut durch Draht ersetzt. Die riesigen Marssegel der Segelschiffe waren sehr schwer zu handhaben,(besonders bei starken Wind wenn ein Reff gesetzt werden musste)um 1850 ging man dazu über, diese Marssegel zu teilen. Etwa zwanzig Jahre später fuhren die großen wie kleineren Segelschiffe doppelte Marsrahen und doppelte Bramrahen (Unter- und Obermarssegel). Zum Ende des 19. Jahrhunderts kam die Winde auf, so dass weniger Matrosen an Bord benötigt wurden, um die Rahen des Segelschiffes zu brassen.
Man unterscheidet heute folgende Takelungsarten: Slup, Ketsch, Yawl, Schoner, Gaffelschoner, Kutter, Bark, Brigg, Vollschiff
Bezeichnungen des Stehendes Gut
- Kreuz/want
- Stengewant
- Bramwant
- Lenzpardune
- Brampardune
- Royalpardune
- Kreuzstag
- Stengestag
- Bramstag
- Royalstag
- Großwant
- Stengewant
- Bramwant
- Groß-Stengepardune
- Groß-Bramstag
- Fockwant
- Vor-Stengewant
- Vor-Bramwant
- Vor-Lenzpardune
- Vor-Brampardune
- Vor-Royalpardune
- Fockstag
- Innenklüverleiter
- Außenklüverleiter
- Wasserstag
- Bugstagen
- Klüvergeien
- Innenklüverstampfstag
- Außenklüverstampfstag
- Stampfstockgeien
- Besan/dirk
- Besanschot
- Besan-Fußausholer
- Gaffelgeer
- Piekfall
- Kreuz/brassen
- Untermarsbrassen
- Obermarsbrassen
- Brambrassen
- Royalbrassen
- Groß/schot
- Großhals
- Großbrassen
- Groß-Untermarsbrassen
- Groß-Obermarsbrassen
- Groß-Brambrassen
- Groß-Royalbrassen
- Fock/schot
- Fockhals
- Fockbrassen
- Vor-Untermarsbrassen
- Vor-Obermarsbrassen
- Vor-Brambrassen
- Vor-Royalbrassen
- Bagientoppnant
- Kreuz-Obermarstoppnant
- Kreuz-Bramtoppnant
- Kreuz-Royaltoppnant
- Kreuz-Stagsegelschot
- Vorstengestagsegelschot
- Innenklüverschot
- Außenklüverschot