Stjepan Radić
Stjepan Radić (1871-1928) war einer der Gründer und bis zu seinem Tode Vorsitzender der Kroatischen Bauernpartei (Hrvatska Seljačka Stranka/HSS).
Stjepan Radić gründete im Jahre 1904 zusammen mit seinem Brurder Antun Radić die Kroatische Volks- und Bauernpartei (Hrvatska Pučka Seljačka Stranka/HPSS, später umbenant in Kroatische Republikanische Bauernpartei/Hrvatska Republikanska Seljačka Stranka/HRSS und dann in Kroatische Bauernpartei/Hrvatska Seljačka Stranka/HSS). Sie setzten sich zum Ziel, vor allem die Interessen der bäuerlichen Bevölkerung zu vertreten, die damals die Mehrheit der Bevölkerung Kroatiens bildete, jedoch von den etablierten bürgerlichen Parteien kaum beachtet wurde. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hielt sich ihr Erfolg aber zunächst in Grenzen. Bedingt unter anderem durch das in Kroatien-Slawonien damals geltende Zensuswahlrecht konnte sie nur wenige Mandate im Sabor erringen.
Als der Nationalrat der Slowenen, Kroaten ud Serben des vormaligen Österreich-Ungarn im Herbst 1918 die sofortige Vereinigung der südslawischen Länder der ehemaligen Habsburgermonrachie mit dem Königreich Serbien zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen beschloss, stimmte Stjepan Radić als einziges Mitglied des Nationalrates dagegen. Er selbst befürwortete zwar stets eine Zusammenarbeit aller südslawischen so wie aller slawischen Völker, jedoch sollte dabei die Eigenständigkeit der einzelnen Völker gewaht bleiben. Anstelle einer zentralistischen Monarchie strebte er die Bildung einer Föderation südslawischer Bauernrepubliken an.
Im Laufe des Jahres 1919 propagierte die Kroatische Bauernpartei die Idee einer selbständigen Kroatischen Bauernrepublik. Unter Berufung auf das vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker verlangte sie die Anerkennung eines separaten Selbstbestimmungsrechtes für Kroatien und ebenso für die anderen südslawischen Völker. Im ihrer Ablehung der serbischen Monrachie Ausdruck zu verleihen, benannte sich die Kroatische Volks- und Bauernpartei in Kroatische Republikanische Bauernpartei (Hrvatska Republikanska Seljačka Stranka/HRSS) um. Sie gewann für ihre Politik die Untertützung eines großen Teiles der kroatischen Bevölkerung. Dazu trug auch das Verhalten der serbischen Armee in Kroatien bei, die nach der Vereinigung als Ordnungsmacht im Namen des neugebildeten Zentralstaates in Kroatien auftrat, die sich seit dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns ausbreitenden Bauernunruhen gewaltsam unterdrückte und gleichzeitig kroatische Wehrpflichtige für den Kriegsdienst in den südlichen Teilen des neuen Staates rekrutierte, wo sie im Kampf gegen albanische Aufständische stand. Die Vorstellung, kaum nach den Ende des Ersten Weltkrieges schon wieder für einen als fremd empfundenen Monarchen in den Krieg ziehen zu sollen, wirkte auf die bäuerliche Bevölkerung Kroatiens ausgesprochen abstoßend.
Obwohl Stjepan Radić während des Wahlkampfes zeitweise inhaftiert worden war, konnte die Kroatische Republikanische Bauernpartei bei den Wahlen zu Verfassungsgebenden Versammlung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen aus dem Gebiet Kroatien-Slawoniens die absolute Mehrhiet der Stimmen gewinnen. Vor dem Ersten Weltkrieg in Kroatien dominierenden politischen Gruppen wurden volkommen marginalisiert. Diesen ebenso wie die folgenden Wahlsiege interpretierte die Kroatische Republikanische Bauernpartei als plebiszitäre Ablehnung der neugeschaffenen Staatsordnung durch das kroatische Volk. Die Kroatische Bauernbewegung (die Patei und die mit ihr verbundenen Organisationen) sah sich damit als demokratisch legitimierte Vertretung der Kroaten sowohl gegenüber der Belgrader Zentralmacht als auch gegenüber dem Ausland. Die Führungsrolle der Kroatischen Bauernpartei und ihres Vorsitzenden Stjepan Radić mussten auch die übrigen politischen Kräfte Kroatiens angesichts seiner wiederholten Wahlerfolge anerkennen.
Im Juni 1928 wurden Stjepan Radić und vier weitere kroatische Abgeordnete mitten in einer Sitzung des Parlaments von Puniša Račić, einem montenegrinischen Abgeordneten, angeschossen. Fünf Wochen nach dem Attentat erlag Radić seinen Verletzungen.