Stieglitz
Stieglitz | ||||||||||||||
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Stieglitz (Carduelis carduelis) | ||||||||||||||
Systematik | ||||||||||||||
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Der auffällig bunt gefärbte Stieglitz hat eine karminrote Stirn und Kehle, die Wangen sind weiß, der Scheitel und der Nacken schwarz, der Rücken ist lichtbraun, die Schultern sind gelb. Er hat einen besonders langen Schnabel, wobei der Schnabel des Männchens um knapp neun Prozent länger ist als der des Weibchens. Der Stieglitz hüpft ungeschickt, ist jedoch ein Kletterakrobat. Häufig kann man ihn beobachten, wie er mit großem Klettertalent an Disteln herumturnt, um an die von ihm bevorzugten Samen zu gelangen.
Der Stieglitz fliegt leicht und wellenförmig und sitzt gerne auf erhöhter Warte, von wo man seinen lauten und angenehmen Gesang hören kann. Er ist ein häufiger Brutvogel in offenen, baumreichen Landschaften, Dorfgärten, Obstplantagen und Streuobstwiesen. Er brütet zweimal im Jahr, das erste Mal im Mai. Sein Nest ist ein dickwandiger Napf aus feinen Stängeln, Halmen, Wurzeln, Moos und Flechten. Es ist bevorzugt auf den Astenden hoch in den Baumkronen zu finden. Das Gelege besteht aus fünf bis sechs weißlichen Eiern mit feinen roten Flecken, die 12 bis 13 Tage vom Weibchen bebrütet werden. Die Jungvögel werden anschließend etwa 14 Tage von beiden Elternvögeln gefüttert. Die Nahrung besteht aus Sämereien und zwar besonders Distelsamen, sowie Insekten. Aufgrund seiner Vorliebe für Disteln war er früher - als genügend Brachflächen noch distelgesäumt waren - auch in den Städten zu finden. Heute ist er in Städten nur noch ein selten zu beobachtender Vogel.
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2 Literatur |
Die auffällige Färbung des Stieglitzes erklärte man sich folgendermaßen: Als Gott allen Vögeln ihre Farben gab, blieb der Stieglitz bescheiden in der hintersten Ecke sitzen. Als er letztlich als Letzter zu Gott kam, hatte dieser keine Farbe mehr. Da suchte Gott aus jedem Topf noch einen kleinen Tupfer: So kamen der rote Schnabelgrund, der schwarze Scheitel, die schwarzen Flügel und der Schwanz zustande, die gelbe Binde über den Flügeln, die weißen Tupfen an Kopf, Flügeln und Schwanz, der lichtbraune Rücken und die gelbweiße Unterseite.
Einer anderen Legende nach soll der damals noch einfachfarbene Fink Jesus am Kreuz die Dornen aus dessen Haut gezogen haben, um sein Leid zu lindern. Dabei wurde der Vogel mit Blut besprenkelt, das er noch heute trägt.
Der Stieglitz taucht sehr häufige auf mittelalterlichen Malereien und frühen Gemälden der Neuzeit auf. Er ist Begleitvogel auf vielen Madonnenbildern, man findet ihn aber auch auf Passionsbildern, er schmückt Kinderporträts und Wandgobelins. Der Grund dafür ist zum einen darin zu finden, dass man ihn schon früh wegen seines bunten Gefieders in Käfigen und Volieren hielt und er damit für die Künstler ein leicht abzubildendes Objekt war. Zum anderen stellte man über die Vorliebe des Stieglitzes zu Disteln (Dornen) einen Bezug zum Opfertod Jesus Christus her, den der Stieglitz dann auf den Bildern symbolisierte.
Claus-Peter Lieckfeld, Veronika Straaß; Mythos Vogel, München 2002
Kulturhistorisches
Der Stieglitz in der Sage
Der Stieglitz in der Kunst
Literatur