Stereoskopisches Sehen
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Dass wir räumliche sehen können verdanken wir im wesentlichen zwei Dingen:
Allgemeines
Um das Konzept des stereoskopischen Sehens zu verstehen, muss man sich nur die Tatsache bewusst machen, dass jedes Auge beim Betrachten eines Objektes einen geringfügig anderen Winkel zum Objekt einnimmt: Je weiter entfernt wir schauen, desto eher sind unsere Augäpfel parallel ausgerichtet. Betrachten wir dagegen sehr nahe Objekte, müssen wir unsere Augäpfel nach innen, zur Nase hin, verdrehen.
Diese naturgegebene Bewegung der Augen nehmen wir normalerweise nicht bewusst wahr. Durch frühkindliche Lernprozesse und Erfahrung haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Augen automatisch den Punkt fokussieren, den wir gerade anschauen. Viele optische Täuschungen leben davon, dass unser Gehirn erfahrungsbasiert arbeitet und wir dadurch verwirrt werden, dass etwas nicht so erscheint, wie wir es gewohnt sind.
Den Automatismus des Gehirns können wir willkürlich außer Kraft setzen. Den meisten Menschen dürfte das bewusste Schielen bekannt sein, ebenso das entspannte Hindurchschauen durch Objekte oder Personen, um die Augen in der imaginären Unendlichkeit ausruhen zu lassen.
Genau diese beiden Methoden der bewußten Augensteuerung können wir uns zunutze machen, um Stereobilder ohne jedes Hilfsmittel zu betrachten, wie die folgenden beiden Abschnitte zeigen.
Der Kreuzblick ist nichts anderes als die bewußte Anwendung des Schielens, um aus den beiden Teilbildern ein räumliches Bild (Stereobild) sichtbar zu machen. Tatsächlich verwenden wir den Kreuzblick immer dann, wenn wir relativ nah fokussieren, etwa beim Lesen: Haben wir ein Buch oder die Tageszeitung vor der Nase, würde jemand, der uns gegenüber sitzt, den Eindruck haben, dass wir gerade Schielen. Wir empfinden es allerdings nicht als Schielen, weil unser Gehirn signalisiert: "Alles scharf - alles in Ordnung!"
Beim Einüben des Kreuzblickes geht es also nur darum, dem Gehirn durch Übung (Erfahrung schaffen) klar zu machen, dass es in Ordnung ist, was wir zunächst verschwommen sehen. Wir haben ja lediglich den Schärfepunkt verlagert.
Wer also in der Lage ist, Dinge in 20-60 cm Entfernung scharf zu sehen, der hat alle physiologischen Voraussetzungen für die bewusste Anwendung des Kreuzblickes.
Beim Parallelblick verwendet man die andere der oben erwähnten Sehtechniken, das entspannte Hindurchschauen, um das räumliche Bild zu produzieren. Auch hier denken viele Leute, dass sie das nicht können. Tatsächlich kann es jeder, der in der Lage ist, in unendliche Entfernung zu schauen. Wer den Sonnenuntergang am Horizont betrachtet und dabei ein scharfes Bild sieht, wer die Sterne des
Nachthimmels als kleine scharfe Punkte wahrnimmt, der hat alle physiologischen Voraussetzungen, die er für die Anwendung des Parallelblickes braucht. Der Kreuzblick
Der Parallelblick