Stereo-Ton
Mit Stereo wird eine Technik bezeichnet, die mit Hilfe von zwei Schallquellen, den beiden Stereo-Lautsprechern, einen räumlichen Schalleindruck durch Interchannel-Signale erzeugt (Lautsprecher-Stereofonie). Dabei wird das psycho-akustische Phänomen ausgenutzt, dass der Mensch mit seinen Ohren auf Grund von interauralen Pegel- und Laufzeit-Unterschieden die Richtung von Schallquellen lokalisieren kann. Seit langem gibt es daneben eine binaurale Aufnahmetechnik (Kunstkopf), die allein für Kopfhörerwiedergabe vorgesehen ist. Diese Kopfhörer-Stereofonie mit den interauralen Signalen hat sich nicht durchsetzen können. Beide Verfahren sind nicht miteinander kompatibel, auch wenn es immer wieder aufs Neue versucht wird. Das Vermischen und Verwechseln dieser beiden Aufnahmetechniken hat sich jedoch immer als Irrweg erwiesen. Interaurale Signale (Ohrsignale) sind nicht mit den Interchannel-Signalen (Lautsprecher-Signale) gleichzusetzen.
Akustische Aspekte
Es gibt mehrere Aufnahmeverfahren, um Stereo-Signale aufzuzeichnen. Man unterscheidet insbesondere zwischen Laufzeit-Stereofonie und "Intensitäts"-Stereofonie, die richtiger Pegeldifferenz-Stereofonie genannt werden sollte.
Bei der sogenannten "Intensitäts"-Stereofonie werden zwei Mikrofone verwendet, deren Richtwirkung so ausgenutzt wird, dass die Pegeldifferenz der Signale auf den beiden Kanälen eine bestimmte Hörereignisrichtung hervorruft. Genauer sind es allein die Schalldruckunterschiede, die hier wirksam sind und welche die Richtung der Phantomschallquelle bestimmen.
Bei der Laufzeit-Stereofonie werden zwei Mikrofone mit einem gewissen Abstand voneinander aufgestellt (Mikrofonbasis), so dass Schallereignisse abhängig von ihrer Position zu verschiedenen Zeitpunkten auf den beiden Kanälen als Laufzeitdifferenz aufgenommen werden. Durch die unterschiedliche Distanz der Mikrofone zur Schallquelle ergibt sich hier allerdings immer auch ein gewisser Pegelunterschied.
Die Laufzeit-Stereofonie ergibt dabei einen besseren Raumeindruck des resultierenden Schallsignals, hat jedoch gegenüber der "Intensitäts"-Stereofonie den Nachteil, dass sich das Signal im Klang weniger kompatibel über Mono-Abspielgeräte wiedergeben lässt, da es durch die zeitlichen Verschiebungen zu Interferenz-Erscheinungen (Auslöschungen von bestimmten Frequenzen) kommen kann, die den Klangeindruck verfälschen.
Als eine seltene Aufnahmemethode sei hier noch an die Kunstkopf-Aufnahmetechnik erinnert. Dabei wird die Form eines menschlichen Kopfes nachgebildet und an Stelle der beiden Ohren die Mikrofone angebracht. Diese Aufnahmetechnik zeichnet das Schallsignal etwa so auf, wie der Mensch es direkt an seinen Trommellen hört. Wird diese Aufnahme wie vorgesehen mit einem Kopfhörer abgehört (Kopftrennung), so empfängt der Hörer wieder das ursprüngliche Schallereignis an den Ohren und kann die Richtungen der Geräusche lokalisieren, wobei die genaue Vornelokalisation nicht immer gelingt. Diese binaurale Aufnahme ist aber nicht für Lautsprecherwiedergabe in "normaler" Stereofonie gedacht.
Wird eine Aufnahme (die nicht mit einem Kunstkopf aufgenommen wurde) über zwei Stereo-Lautsprecher wiedergegeben, die sich in einer Ebene vor dem Hörer befinden, so entsteht im Raum eine Schallfeldüberlagerung, die auf der Mittellinie zwischen den Lautsprechern einen Stereo-Höreindruck erzeugt. Das ist das gleichseitige "60°-Stereodreieck". Im "sweet-spot" in der Mitte vor den Stereo-Lautsprechern sollte sich idealerweise der Hörer befinden.
Werden mehrere Lautsprecher nebeneinander angeordet, die jeweils eine definierte Mischung des Rechts- und Links-Signals wiedergeben, so kann der Bereich vergrößert werden, in dem der Hörer den räumlichen Höreindruck wahrnehmen kann. Dieses kann z.B. im Kino bei größeren Lautsprecherabständen der Fall sein.
Übertragungstechnik
Etwa seit den 60er Jahren begann man mit der Rundfunk-Übertragung mit Stereo-Ton auf FM/UKW und mit der Herstellung von Schallplatten mit Stereo-Aufnahmen, ab den 80er Jahren mit Fernsehsendungen mit Stereo-Ton. Durch geeignete Verfahren wurde sichergestellt, dass die neuen Signale zu den Mono-Signalen kompatibel waren, um sie weiterhin auch mit den alten Geräten wiedergeben zu können. Inzwischen gelang es auch Stereo-Übertragungen im Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich durchzuführen (AM-Stereo)