Sprechakttheorie
Die Sprechakttheorie geht davon aus, dass man mit einer Aussage nicht nur einen Sachverhalt beschreiben oder eine Tatsache behaupten kann, sondern man übt einen direkten Einfluss auf seine Umwelt aus.
Als Geburtsjahr der Sprechakttheorie zählt das Jahr 1955, als J.L. Austin an der Harvard-Universität eine Vorlesungsreihe mit dem Titel "How to do things with words" hielt. Die deutsche Übersetzung erschien 1972 und erhielt den Obertitel "Zur Theorie der Sprechakte".
Eine Sprechhandlung besteht aus vier Teilen: Lokution (Struktur und Äußerung), Proposition (Aussage über die Welt), Illokution (Ziel) und Perlokution (beabsichtigte Wirkung).
Sprechakte (bezogen auf den illokutiven Teil) können nach John Rogers Searle in fünf Klassen eingeteilt werden:
- Repräsentativa (behaupten, mitteilen, berichten)
- Direktiva (bitten, befehlen, raten)
- Kommissiva (versprechen, vereinbaren, anbieten)
- Expressiva (denken, grüßen, klagen)
- Deklarativa (ernennen, entlassen, taufen)
Beispiel
Ein Dialog in einer Straßenbahn. Zwei Personen sitzen auf nebeneinander liegenden Plätzen, Person A am Fensterplatz, Person B am Gang.
1.Dialog:
- Person A: "Entschuldigen Sie, steigen Sie aus?"
- Person B: "Nein!, einen Moment." B steht auf, lässt A durch.
2. Dialog
- Person A: "Entschuldigen Sie, steigen Sie aus?"
- Person B: "Ja, wir haben aber noch etwas Zeit!" Beide bleiben noch einen Augenblick sitzen und stehen in der Nähe der Haltestelle auf. Weil es weniger Zeit beansprucht, wenn beide zusammen aussteigen, können beide noch etwas sitzen bleiben, sofern A nichts dagegen hat.
- Person A: "Entschuldigen Sie, steigen Sie aus?"
- Person B: "Nein!" (bleibt sitzen) Diese Form zeigt das Verständnis als Antwort auf eine ja/nein-Frage. Person B handelt (unter den angegebenen Bedingungen) ausgesprochen inadäquat und unhöflich, obwohl es eine wahre Antwort ist.
Siehe auch: Pragmatik