Spott
Spott ist das bewusste Lächerlichmachen eines Menschen, einer bestimmten Gruppe oder deren echter oder vermeintlicher Werte. Spott wird als wesensmäßige Entblößung und daher oft schmerzhafter als eine äußerliche Verletzung empfunden.Spott ist für den Spötter eine vergleichsweise unaufwändige Waffe. Oft genügen Worte, Gebärden oder symbolische Handlungen, um auf seiten des Verspotteten heftige Reaktionen aggressiver und gewalttätiger Natur auszulösen.
Spott tritt in unterschiedlichen Graden und Formen auf. Neben grobem Spott hat sich eine lange Tradition kultivierten, stilisierten Spottes entwickelt.
Spott ist oft ein Mittel der Polemik. Der Spötter vermag Schwachstellen eines vermeintlich Mächtigen, eines Widerparts zu enthüllen. Nicht allein Feinde überziehen einander mit Spott; Spott hat offenkundig auch eine gewisse stabilisierende Funktion im Rahmen eines sozialen Systems.
So war die Gestalt des Hofnarren vielfach Zielscheibe des allgemeinen Spottes, andererseits war allein diesem eingeräumt, unangenehme Wahrheiten bis hin zu Peinlichkeiten im Bereich des Potentaten zu benennen und spöttisch aufs Korn zu nehmen.
Der volkstümliche Narr, der als Außenseiter Arm und Reich gleichermaßen mit gnadenlosem Spott überzieht, ist in der Tradition in der Gestalt Till Eulenspiegels überaus populär geworden; (gleiches gilt für Hodscha Nasreddin im arabischen Raum).
Die klassische Gestalt des gesellschaftlichen Spottes ist die Satire, die bereits in der Antike (Aristophanes, Lukian) über das Mittelalter (Sebastian Brant) bis in die Neuzeit (Erasmus, Grimmelshausen), später in Jonathan Swift, Sterne, Voltaire, Börne, Heinrich Heine zu höchster Form aufstieg und im 20. Jahrhundert (Karl Kraus, Tucholsky, George Orwell, Huxley) ihr Ende keineswegs gefunden hat.
Im Kabarett hat das 20. Jahrhundert eine Institution des Spottes auf der Bühne gefunden. Selbst Diktaturen erkannten seine spezifische Ventilfunktion, und vermochten zugleich eine gewisse Kanalisierung der Satiren zu erreichen. Im Nachwende-Deutschland ist das Spottpotenzial des Kabaretts auf beiden Seiten Deuschlands offenkundig zurück gegangen.
Stattdessen steigt die Nachfrage nach Comedy mit einer Mischung aus Show, Talk, Action und spöttischem Zynismus von unterschiedlichem Niveau.
Als Stilmittel des Spottes gelten u.a. die Ironie, die Karikatur oder die Parodie.
Die schwerwiegendste Form des Spottes wird in der Blasphemie gesehen. Diese umfasst neben der Gotteslästerung die verbale oder symbolische Bloßstellung und Entweihung des allgemein als Heilig geltenden.
Als Formen der Selbstverspottung sind der Galgenhumor oder Schwarze Humor anzusehen.
Siehe auch: Humor