Spinnennetz
Ein Spinnennetz ist ein Produkt, welches von Spinnen (Araneae) zum Fang ihrer Nahrung, den Insekten, eingesetzt wird. Um diese meist fliegenden Beutetiere fangen zu können, haben sie verschiedene Strategien entwickelt.
So lauern Springspinnen am Boden auf ihre Beute und stürzen sich mit einem riesigen Sprung auf die Insekten. Krabbenspinnen leben in Blüten, in ihrer Färbung perfekt an die Blüte angepasst, und fangen so blütenbestäubende Insekten. Die spektakulärste und effektivste Einrichtung zum Insektenfang ist jedoch unzweifelhaft der Bau der Netze, mit denen die Beute direkt aus der Luft gefangen werden kann. Um diese Aufgabe jedoch zu bewältigen, muss ein Spinnennetz auf der einen Seite hochelastisch und reißfest sein, auf der anderen sollte es jedoch ausgesprochen leicht bleiben.
Entsprechend dieser evolutiven Forderungen an das Baumaterial der Spinnen entwickelte sich eine Spinnenseide, die sich im Vergleich zu Kunstfasern als hochelastisch und extrem stabil erweist. Der aus Wasser und Proteinen bestehende Faden der Spinnenseide ist hundertmal belastbarer als Stahl und kann um das Vierzigfache seiner Länge gedehnt werden. Entsprechend hoch sind die Bemühungen der Forschung, dem Geheimnis dieses Materials auf den Grund zu gehen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Bis heute ist das Geheimnis um die richtige Mischung der Proteine nicht gelöst. Entsprechend bleibt es ein Traum der Ingenieure, Spinnenseide künstlich herzustellen. Nachfrage gibt es reichlich, von Konstrukteuren der NASA, die Raketen und Flugzeugteile aus dem Material konstruieren wollen, bis hin zu Herstellern kugelsicherer Westen, die sich Westen ausmalen, die jedes Geschoß sicher abfangen und dabei so leicht sind wie normale Seidenhemden. Allerdings scheint das Ziel durch die Gentechnik näher zu rücken. Vor einigen Jahren meldete die Presse, dass es gelungen ist, Ziegen Spinnengene einzupflanzen und sie somit dazu zu bringen, in ihrer Milch Spinnenseide zu produzieren. Erfolgsversprechender sind die Bemühungen deutscher Forscher. Sie pflanzten Spinnenseidegene in Kartoffeln ein und erhielten so Knollen, die ebenfalls Spinnenseideproteine produzierten.
Die einzigen, die es allerdings schaffen, aus diesem Proteingemisch richtige Fäden zu spinnen, sind die Webspinnen. Sie produzieren ihren Faden in einem hochkomplexen System aus Spinndrüsen und Hunderten von Spinnspulen, die sich auf den Spinnwarzen mikroskopisch erkennen lassen. Die in der Regel sechs Spinnwarzen entstanden wahrscheinlich aus umgewandelten Bauchbeinen der Spinne und sind sehr beweglich. Mit ihrer Hilfe heftet die Spinne ihren Faden an einer beliebigen Unterlage an.
Allerdings bauen nicht alle Spinnen Netze. Die bereits erwähnten Springspinnen und die Jagdspinnen nutzen ihre Seide nur zum Bau von Eikokons, andere Spinnen wie die Falltürspinnen kleiden ihre Wohnbauten mit Seide aus und legen Fangleinen, um vorbeilaufende Insekten zu fangen. Doch auch die Netze der Spinnen variieren in Form und Größe sehr stark. Die tropische Dinopis spinnt beispielsweise nur ein sehr kleines Netz, dass sie zwischen den Vorderbeinen aufspannt und mit dem sie Insekten aus der Luft "fischt". Die bekanntesten Spinnennetze sind allerdings die Radnetze wie sie zum Beispiel von den heimischen Kreuzspinnen gebaut werden. Doch auch die Baldachinnetze an den Halmen hoher Gräser der danach benannten Baldachinspinnen sind bekannt. Sie bieten besonders am frühen Morgen durch den Besatz unzähliger Tautropfen einen wunderbaren Anblick auf Wiesen.
Die Netzfäden sind dabei teilweise mit Leimtropfen besetzt, an denen die Beute hängenbleibt. Allerdings gibt es daneben auch Wollgespinnste, in denen sich ein Insekt verwickelt, und Lauffäden, auf denen die Spinne ungefährdet über ihr eigenes Netz laufen kann. Jedes Netz stellt entsprechend ein arteigenes Mosaik dar aus unterschiedlichsten Fadentypen, deren vollständige Darstellung hier den Rahmen sprengen würde.