Speckgürtel
Ein Speckgürtel ist die umgangssprachliche Bezeichnung für einen stark zersiedelten Bereich eines Verdichtungsraums ("Stadtrand") um eine Großstadt oder Metropole. Der Begriff wird in Deutschland unter anderem für das Umland von Berlin und Hamburg verwendet. Der Begriff soll kritisch darauf hinweisen, dass die umliegenden Gemeinden übermäßig stark etwa vom kulturellen Angebot der Großstadt profitieren, ihr Steueraufkommen aber nicht der Großstadt zugute kommt. Auch die Arbeitskräfte arbeiten als Pendler in der Großstadt, zahlen ihre Steuern aber in den Umlandgemeinden.Dieses fiskalische Problem stellt sich in besonderer Schärfe für die deutschen Stadtstaaten, da diese von ihrem unmittelbaren geographischen Umland politisch abgeschnitten sind: Während die Ausbildung eines Speckgürtels etwa um Frankfurt am Main oder München zwar für die Städte selbst ungünstig ist, fließen die damit verbundenen Steuerausfälle über den Landesetat doch zumindest teilweise und mittelbar an die Städte zurück. Bei der für einen Stadtstaat charakteristischen Insellage ist ein solcher nachträglicher Finanzausgleich grundsätzlich ausgeschlossen, was regelmäßig zu einer besonders starken Belastung des städtischen Haushalts führt.
Neben der problematischen Umleitung des Steueraufkommens trägt die Entwicklung eines Speckgürtels auch zur Ausbildung städtischer Monokulturen bei: Die strikte räumliche Trennung von Wohn- und Arbeitsbereich führt gleichzeitig zur Bildung von Schlafstädten, die tagsüber wie ausgestorben wirken, zur kulturellen Auszehrung der Städte, die von den Menschen nach Feierabend fluchtartig verlassen werden, und zur Entwicklung permanenter Verkehrsüberlastung durch die Pendlerströme zwischen Speckgürtel und Innenstadt.
siehe auch Ballungsgebiet, Agglomeration, Zersiedelung