Sozialkonstruktivismus
Sozialkonstruktivismus (oder auch einfach Konstruktivismus) bezeichnet eine Richtung in der Soziologie, die durch das 1966 erschienene Buch Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (Originaltitel: The social construction of reality) von Peter L. Berger und Thomas Luckmann etabliert wurde. Der Schwerpunkt des Sozialkonstruktivismus liegt darin, den Wegen nachzuspüren, wie die soziale Wirklichkeit und einzelne soziale Phänomene konstruiert werden. Die damit verbundene soziologische Methode untersucht, wie Menschen gesellschaftliche Phänomene erzeugen, institutionalisieren und diese durch die Weitergabe an neue Generationen in Traditionen überführen. Dabei geht es um die Beschreibung von Institutionen, Handeln und so weiter, und weniger um die Suche nach Ursachen und Wirkungen. Soziale Wirklichkeit wird als etwas dynamisch-prozesshaftes gesehen, das ständig durch das Handeln von Menschen und durch deren darauf bezogene Interpretationen und ihr Weltwissen produziert und reproduziert wird.In der Wissenschaftssoziologie werden mit Sozialkonstruktivismus die von Karin Knorr-Cetina und Bruno Latour eingeführte Idee bezeichnet, dass auch scheinbar objektive naturwissenschaftliche Tatsachen tatsächlich das Ergebnis von Prozessen der sozialen Konstruktion sind, und abhängig von der sozialen Situation des Labors, der Forschungseinrichtung etc.
Sozialkonstruktivismus kann als postmoderne Denkrichtung gesehen werden. Von einigen wird die so genannte Sokal-Affäre nicht nur als Argument gegen postmoderne Tendenzen in der Wissenschaft insgesamt angeführt, sondern auch als Gegenargument gegen Sozialkonstruktivismus; es wird davon gesprochen, dass damit demonstriert wurde, dass auch Sozialkonstruktivismus sozial konstruiert sei. Dies ist allerdings in Bezug auf Sozialkonstruktivismus eine Binsenweisheit: natürlich sind auch die Begriffe, Methoden usw. des Sozialkonstruktivismus das Ergebnis sozialer Konstruktionsprozesse.
Literatur
Verweise
Epistemologie, Radikaler Konstruktivismus, Konstruktivismus, Ethnomethodologie, Phänomenologie, Symbolischer Interaktionismus, Wissenssoziologie, Konstruktivismus (Philosophie)