Sozialfaschismusthese
Nach der kommunistischen Sozialfaschismustheorie der 30er Jahre war die Sozialdemokratie der "Linke Flügel des Faschismus".Neben dem Sozialfaschismus existierte in der Weimarer Republik z.B. noch der "Zentrums-" oder "Brüningfaschismus" und den "Papen-Faschismus". Somit war nach dieser These der Nationalsozialismus nur eine weitere Spielart eines bereits existierenden "faschistischen" Systems. Nicht wenige kommunistische Funktionäre erhofften sich, aus einer vorübergehenden Regierung der "Hitler-Faschisten" heraus direkt eine revolutionäre Situation entfachen zu können.
Hingegen wurde die Losung des jungen Hamburger Kommunisten Heinz Neumann: "Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft", als "sektiererisch" verworfen, Heinz Neumann selbst wurde 1936 in der Sowjetunion als Trotzkist hingerichtet.
Verständlich ist die Sozialfaschismusthese nur aus der außenpolitischen Situation der Sowjetunion heraus: sie fühlte sich als einziger sozialistischer Staat der Welt isoliert, und glaubte sich beständig von einem Angriff der europäischen Mächte bedroht. Deshalb versuchte sie, Spannungen zwischen diesen Staaten zu erhalten. Eine Beteiligung der SPD an einer Regierung hätte aber wahrscheinlich zu einer Verbesserung der deutsch-französischen Beziehungen geführt, deshalb erschien es den Sowjets nötig, die SPD zu bekämpfen. In Wahrheit aber wurde so die Chance vertan, durch ein Bündnis der Arbeiterparteien den Aufstieg Hitlers zu verhindern.
Erst auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale (Komintern) 1935 wurde die "Sozialfaschismustheorie verworfen, als Georgi Dimitroff den Faschismus definiert, er sei die offene terroristische Diktatur der am meisten imperialistischen Kreise des Finanzkapitals. Kommunisten, Sozialdemokraten und bürgerliche Demokraten könnten sich mit einer breiten "antifaschistischen Volksfront" dagegen wehren.
Siehe auch: Sozialchauvinismus
Literatur: Josef Scheifstein: Die "Sozialfaschismus" These - Zu ihrem geschichtlichen Hintergrund; Frankfurt, 1980, VMB