Sonntagsschule
Die Sonntagsschule dient in vielen Kirchen und Freikirchen der sonntäglichen Katechese von Kindern und Jugendlichen, wo sie sich häufig zum sogenannten Kindergottesdienst entwickelt hat. In einigen Kirchengemeinschaften wird auch eine Sonntagsschule für Erwachsene angeboten.Ursprünglich vermittelte sie nicht nur religiöses Wissen sondern half auch bei der Alphabetisierung unterprivilegierter Schichten. Diese Funktion hat sie bis heute noch in manchen unterentwickelten Ländern.
Ursprünge
Gründungsdatum der ersten Sonntagsschule ist das Jahr 1780. Der Journalist R. Raikes begann am Sonntagmorgen in einem sozialen Brennpunkt der Stadt Gloucester / England verwahrloste Kinder an Hand der Bibel im Schreiben und Lesen zu unterrichten. Seine eigentliche pädagogische Absicht war es, die Kinder vom christlichen Glauben her zu prägen. Die Sonntagsschule breitete sich in England und kurze Zeit später in Amerika sehr schnell aus und gehörte alsbald zum festen Programmangebot der meisten Kirchen und Freikirchen.
Entstehung der deutschen Sonntagsschularbeit
Die erste deutsche Sonntagsschule wurde 1825 im Hamburger Stadtteil St. Georg errichtet. Johann Gerhard Oncken, der spätere Begründer der deutschen Baptistengemeinden (1834) hatte die Idee aus England mitgebracht, wo er er einige Jahre als Kaufmann tätig war. Umgesetzt wurde diese Idee von dem evangelisch-lutherischen Pfarrer Rautenberg. Die Hamburger Sonntagsschule wurde zur Keimzelle der von Johann Hinrich Wichern begründeten "Inneren Mission" und des Kindergottesdienstes. In Bremen stellt Oncken 1826 einen Antrag an die Wittheit, den erweitereten bremischen Senat, "Sonntagsschulen für arme Kinder nach der Weise derer einzurichten, wie sie unter der Leitung des Predigers Rautenberg zu St. Georg zu Hamburg ... bestehen." Dieser Antrag wird abgelehnt. Der spätere Versuch des Kaufmanns Bröckelmann, in Bremen eine Sonntagsschule zu gründen, war dann schließlich erfolgreich. Auch in Berlin (Pfarrer Stobwasser) und Dresden (Oberhofprediger Dibelius) entstanden Sonntagsschulen, die allerdings von ihrer Form her eher am Gottesdienst der Kirche als am Schulunterricht orientiert waren.
Die Staatskirche und die staatlichen Organe begegneten der Sonntagsschularbeit zunächst sehr kritisch, sogar feindselig. In Hamburg kam es sogar zur zeitweiligen polizeilichen Überwachung des Unterrichts. Erst auf dem Stuttgarter Kirchentag 1869 wurde die Sonntagsschularbeit kirchlich offiziell anerkannt. Sie erhielt für den staatskirchlichen Bereich die Bezeichnung "Sonntagsschule als Kindergottesdienst". Auf dem Sonntagsschulkongreß in Bremen 1882 wurde für den Bereich der evangelischen Volkskirchen der Begriff "Sonntagsschule" durch "Kindergottesdienst" ersetzt. Die Freikirchen (Baptisten, Methodisten u.a.) behielten jedoch bis in die Gegenwart den Begriff "Sonntagsschule" bei. Heute findet allerdings auch hier die Bezeichnung "Kindergottesdienst" immer stärker Eingang, neuerdings auch der Begriff "Kinderkirche".