Sonia Gandhi
Sonia Gandhi, geb. Antonia Maino, (* 9. Dezember 1946 in Orbassano bei Turin) ist eine indische Politikerin und Präsidentin der indischen Kongresspartei. Die gebürtige Italienerin war Ehefrau des ermordeten indischen Premierministers Rajiv Gandhi und hatte auch selbst Chancen auf dieses Amt, auf das sie jedoch verzichtete.
Als Schwiegertochter Indira Gandhis war sie, im Gegensatz zur Frau des früh verunglückten Sanjay Gandhi, die gehorsame und respektvolle Schwiegertochter, die die indischen Traditionen achtet.
Nach der Ermordung ihres Mannes übernahm sie zuerst die traditionelle Rolle einer Witwe, die um ihren Mann trauert und begann sich zuerst nur vorsichtig politisch zu engagieren. Sie wartete einige Jahre, in denen sie zur grauen Eminenz der Kongresspartei wurde, bis sie dann im Jahre 1998 offiziell die politische Szene betrat, die Führung der Kongresspartei als Vorsitzende übernahm und sich schließlich zur Kandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten erklärte.
Nicht zuletzt wegen ihres Familiennamens gelang es ihr massenhaft Menschen anzuziehen und so ihre Partei zu revitalisieren. Bei den Wahlen 1999 errang sie ein Mandat im Parlament und wurde zur Oppositionsführerin im Indischen Nationalkongress.
Dennoch blieb sie eine etwas geheimnisumwitterte Persönlichkeit und die Opposition, hauptsächlich in Form der Bharatiya Janata Party, erinnerte immer wieder daran, dass sie als Ausländerin nach Indien gekommen war und nicht flüssig Hindi sprechen konnte, bis sie in die Politik eintrat, wobei ihr mehr oder weniger unterstellt wurde, sie habe außer ihrem Familiennamen keinerlei Qualifikationen für das angestrebte Amt. Deshalb wird sie von ihren Gegnern sogar als Antonia Maino alias Sonia Gandhi bezeichnet.
In ihrem Wahlkampf stellte sie immer wieder die angeblich in Reichweite liegende Vision eines Shining India ("Strahlendes Indien") in Frage und wies auf die breiten Bevölkerungsschichten hin, die vom Boom der letzten Jahre nicht wie die indische Mittelklasse profitieren konnten.
Sonia Gandhi stellt sich, wie die Kongresspartei insgesamt, gegen den oft überschäumenden Hindu-Nationalismus. Viele ihrer wenig privilegierten Wähler sehen sie wohl als die Außenseiterin, die durch Geduld, Beharrlichkeit und das Wahren der überkommenen Regeln letztendlich doch ihr Ziel erreichte.
Nach den Ergebnissen der indischen Parlamentswahlen im Mai 2004, die der Kongresspartei einen unerwarteten Sieg brachte, war sie zunächst als Ministerpräsidentin gehandelt worden. Am 18. Mai 2004 verzichtete sie überraschend auf diesen Posten.
Ihr Sohn Rahul Gandhi wurde 2004 ins Parlament gewählt und ihre Tochter Priyanka Gandhi war im selben Jahr ihre Wahlkampfmanagerin.
Siehe auch: Nehru-Gandhi-Familie