Soka Gakkai
Sōka Gakkai (jap. 創価学会, Gesellschaft zur Schaffung von Werten) ist der Name einer aus der Nichiren Shoshu, einer radikalen Schule der Nichiren-Bewegung, hervorgegangenen neureligiösen Erscheinung des japanischen Buddhismus. Sie wurde ursprünglich 1930 durch den Pädagogen Tsunesaburo Makiguchi unter dem Namen Sōka Kyoiku Gakkai (Werteschaffende Erziehungsgemeinschaft) gegründet. Im buddhismusfeindlichen politischen Klima des japanischen Faschismus wurde sie während des Zweiten Weltkriegs verboten. Makiguchi und sein Nachfolger Josei Toda, die nicht bereit waren, die buddhistischen Grundkonzepte der Gewaltlosigkeit zugunsten des Shintoismus aufzugeben, wurden wegen "kriegsfeindlichen Aktivitäten" inhaftiert, Makiguchi verstarb in der Haft. Ab 1945 wurde die Sōka Gakkai unter der Leitung von Josei Toda wieder aktiv.Die als Laiengemeinschaft organisierte Gemeinschaft verehrt das Lotus-Sutra (jap. Hokke-kyō, 法華宗) als den höchsten Ausdruck der buddhistischen Botschaft.
Die Sōka Gakkai zielt in ihrer ausgeprägten Diesseitsorientierung auf Wohlstand, Gesundheit und persönliches Glück der Menschen. Sie verbuchte in ihrer noch kurzen Geschichte einen in der Religionsgeschichte einmaligen Aufwärtstrend und zählt gegenwärtig etwa 20 Millionen Mitglieder; sie ist damit die größte einzelne religiöse Organisation in Japan. Die Gemeinschaft ist auch in Übersee vertreten, z. B. in den USA, in Lateinamerika, im übrigen Asien und in Europa.
Charakteristisch für die Sōka Gakkai ist ihre betonte Weltzuwendung und ihr Engagement auch in der Politik. Die Kōmeitō (jap. 公明党, deutsch "Partei für Saubere Politik"), eine der größeren politischen Parteien Japans, ist aus der Sōka Gakkai hervorgegangen. Auch wenn sie seit 1970 offiziell von der Komeito getrennt ist, fällt die Soka Gakkai im sonst eher unpolitischen Japan dadurch auf, dass im Vorfeld von Wahlen ihre Mitglieder und die ihrer zahlreichen Unterorganisationen direkt und massiv im Freundes-, Nachbar- und Arbeitskreis für die Wahl der Komeito werben. In dieser Hinsicht lässt sich sagen, dass die Soka Gakkai auch die politisch größte Organisation in Japan darstellt. Sie leistete mit ihrer Kampagne 2003 einen entscheidenden Beitrag zur Wiederwahl der Regierung von Ministerpräsident Junichiro Koizumi durch die Stärkung der Komeito, seines Koalitionspartners.
Seit den 1990er Jahren hat sich die "Mutterorganisation" der Sōka Gakkai, die priesterlich organisierte Nichiren Shoshu, von dieser distanziert; bis dahin war die Sōka Gakkai offiziell noch ein Laienverein innerhalb dieser Gruppe.
Die Sōka Gakkai ist seit 1983 als Nichtregierungsorganisation (NGO) Mitglied der Vereinten Nationen. Sie hat beratenden Status im UN Economic and Social Council (ECOSOC) und seit 1989 in der UNESCO. Der derzeitige Präsident Daisaku Ikeda erhielt für seine jährlichen Friedensvorschläge 1983 den Friedenspreis der Vereinten Nationen.