Slawische Sprachen
Die slawischen Sprachen sind ein Zweig der indoeuropäischen Sprachen. Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem sog. Urslawischen entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Altkirchenslawische (ab dem 9. Jahrhundert) noch sehr nahe stand. Aus dem Altkirchenslawischen entwickelten sich etwa dem 11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man traditionell als Kirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Bulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch Mittelbulgarisch genannt), Russisch-Kirchenslawisch, Serbisch-Kirchenslawisch, Kroatisch-Kirchenslawisch und Tschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in 19. Jahrhundert eine spezielle Variante des Kirchenslawischen als Kirchensprache in Gebrauch.
Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei Untergruppen Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch zunächst die slawischen Standardsprachen und danach die sog. Mikroliteratursprachen -- dieser Ausdruck ist in der Slawistik für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger Standardsprachen aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet.Allgemeines
Sprache | Verbreitung | Sprecher |
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ostslawische Standardsprachen | ||
Russisch (русский язык) | Russland, ehemalige Länder der Sowjetunion (vor allem Kasachstan, Lettland, Estland, Ukraine), sowie Emigranten in den USA, Israel, Deutschland und weiteren westeuropäischen Ländern | 180.000.000 |
Ukrainisch (українска мова) | Ukraine, Russland, Kasachstan, Moldawien, Nordamerika, Polen, Weißrussland, Slowakei, Argentinien, Kirgisistan, Lettland, Rumänien, Westeuropa, Tschechien | 47.000.000 |
Weißrussisch (беларуская мова) | Weißrussland, Russland, Ukraine, Polen (in der Umgebung von Białystok), Lettland, Litauen, Kasachstan, USA | 2.000.000 |
ostslawische Mikroliteratursprachen | ||
Ruthenisch/Russinisch (руски язик) | Karpato-Ukraine (Ukraine, dort aber nicht offiziell anerkannt sondern als ukrainischer Dialekt betrachtet), nordöstliche Slowakei und angrenzende Gebiete Polens, Minderheitensprache in der Vojvodina und in Slawonien (Kroatien), Emigranten v.a. in Nordamerika, | 850.000 |
Vojvodina | 23.000 | |
Westpolessisch | im Grenzbereich zwischen der Ukraine und Weißrussland | ? |
westslawische Standardsprachen | ||
Niedersorbisch (dolnoserbska rěc) | Niederlausitz in der Umgebung von Cottbus | 12.000 |
Obersorbisch (hórnoserbska rěč) | Oberlausitz in der Umgebung von Bautzen | 55.000 |
Polnisch (język polski) | Polen, Nordamerika, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen, Westeuropa, Brasilien, Australien | 50.000.000 |
Slowakisch (slovenský jazyk) | Slowakei , Nordamerika, Vojvodina, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Australien, Ukraine, Kroatien, Westeuropa | 6.000.000 |
Tschechisch (český jazyk) | Tschechien, Nordamerika, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), Westeuropa, Australien | 12.000.000 |
westslawische Mikroliteratursprachen | ||
Kaschubisch | in Polen südwestlich von Gdańsk/Danzig | 50.000 |
südslawische Standardsprachen | ||
Bosnisch (bosanski jezik) | Teile von Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 1.700.000 |
Bulgarisch (български език) | Bulgarien, Ukraine, Moldawien, USA, angrenzende Länder, Westeuropa | 9.000.000 |
Kroatisch (hrvatski jezik) | Kroatien und Teile von Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 4.800.000 |
Mazedonien (македонски јазик) | Mazedonien und angrenzende Länder (v.a. Griechenland), Westeuropa | 2.000.000 |
Serbisch (српски језик) | Serbien, Montenegro, Teile von Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 10.000.000 |
Slowenisch (slovenski jezik) | Slowenien, Kärnten , Italien, Ungarn | 2.000.000 |
südslawische Mikroliteratursprachen | ||
Banater Bulgarisch (bâlgarsći jazič) | im Banat (Rumänien) | 18.000 |
Burgenlandkroatisch (gradišćansko-hrvatski jezik) | in Burgenland (Österreich) | 19.000 |
Moliseslawisch | im Molise (Italien) | 2.500 |
Resianisch (rozojanski lengač) | Resia-Tal in der Provinz Udine (Italien) | 19.000 |
Im Zuge der deutschen Ostkolonisation wurde eine größere Zahl von westslawischen Völker assimiliert oder verdrängt, ihre Sprachen sind ausgestorben. Dies betrifft zunächst die slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder und der Insel Rügen, die bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts ausgestorben sind, dann das sog. Polabische (auch Drawänopolabisch) im sog. Wendland bei Lüchow-Dannenberg, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestorben ist, und schließlich das bis kurz nach 1900 in Pommern gesprochene Slowinzische. Auch die Sprecherzahl der beiden sorbischen Sprachen geht seit Jahrhunderten stetig zurück, das Niedersorbische kann heute als akut bedroht gelten.
Auf der Diskussionsseite zu diesem Artikel wird auf eine Liste von weiteren slawischen Sprachen verwiesen ([1]), die sich unter im Internet findet. Zu diesen sei, soweit sie nicht oben schon aufgeführt sind, folgendes gesagt:
Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach 1945 in der DDR) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher Weise auswirken:
Ausgestorbene slawische Sprachen
Andere slawische Sprachen
Charakteristika der slawischen Sprachen
Literaturempfehlungen