Slawische Mythologie
Die
slawische Mythologie, also Religion der vorchristlichen
heidnischen Slawen, war weitgehend
naturreligiös geprägt.
Ort der Verehrung waren im allgemeinen Heilige Haine, einfache Opferstätten oder Opfersteine. Tempel existierten nur im wendisch-elb- und ostseeslawischen Raum, sowie in der späten Kiewer Rus. Die Kulte waren mit Ausnahme der unter dem Druck der christlichen Nachbarn stehenden Elb- und Ostseeslawen (v.a. im heutigen Ostdeutschland) kaum organisiert. Ein eigener Priesterstand hat sich nur dort (und wahrscheinlich auch in der späten Kiewer Rus) heraus gebildet. Dies ist vielleicht auch der Grund der dort im 12. Jahrhundert vergleichsweise spät erfolgten Christianisierung. Der ostslawische Raum wurde bereits einige Jahrhunderte zuvor zum Christentum bekehrt.
Neben einer vielfältigen Götterwelt existierten auch Dämonen und Naturgeister.
Auflistung der slawischen Götterwelt
Hauptgötter aller Slawen
- Svarog: Gottvater, Schöpfer allen Lebens, Gott des Lichtes und des Feuers, Himmelsschmied
- Svarozic (Svaroshitsch, auch Dashbog): Sohn von Svarog, Sonnengott, Vermittler des göttlichen Lebens auf der Erde, Spender des Guten
- Perun (Perkunas bei den Balten): Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze, oberster Gott der Slawen, Kriegsgott, seine Symbole sind Axt, Eiche, Schwertlilie
- Veles/Volos: ursprünglich Beschützer der Toten, Gott des Viehs, der Fruchtbarkeit, des Reichtums, später auch Gott des Rechts
Spezifische Götter der Ostslawen
- Stribog: wahrscheinlich Gott des Windes, Berauber des Guten, Antipode zu Dashbog, dem Spender des Guten
- Chors: wahrscheinlich Mondgott, steht auch in einer Beziehung zu Dashbog, dem Gott der Sonne, ist ihm aber keineswegs feindlich gesinnt
- Simargl: unklar, mehrköpfiger Gott
- Mokosch: einzige Göttin im Pantheon der Kiewer Rus, die "feuchte Mutter Erde", Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit, Beschützerin der Schafe und des Spinnens/Webens, möglicherweise auch den Westslawen bekannt
- Trojan/Trajan: der (schon bei den Sarmaten und Alanen) vergöttlichte römische Kaiser Trajan, "Zar Trojan" (auch bei den Serben), manchmal als dreiköpfige Hydra dargestellt, die Mensch, Vieh, und Fische verschlingt
- Svarozic (Svaroshitsch, auch Radegost, Radegast): Kriegsgott der Elbslawen, Schutzgott der Redarier, Liutizen, Obodriten, gibt mit Hilfe eines Orakels Prophezeihungen von sich, im Krieg verrät er den Ausgang einer Schlacht mit Hilfe eines Pferdes, das Lanzen überschreiten muss
- Svantovit: "der heilige Herrscher/Sieger", ursprünglich nur auf Rügen, später auch auf dem Festland als mächtiger Gott verehrt, Gott des Krieges und der Ernte, gibt mit Hilfe von Pferd und Lanzen Kriegsprophezeihungen von sich, seine Symbole sind Schwert, Sattel, Zaumzeug, Pferd (Schimmel), Trinkhorn und diverse Phallussymbole
- Triglaw (Triglav): ursprünglich nur in Wollin, Vineta/Jomsburg, Stettin und Umgebung, später teilweise auch in Brandenburg als Hauptgott verehrt, seine drei Köpfe (manchmal mit verbundenen Augen und Mund, damit er die Sünden der Menschen weder sehen, noch von ihnen künden kann) stehen für Himmel, Erde und Hölle, auch Triglav gibt Auskunft über den Ausgang einer bevorstehenden Schlacht mit Hilfe von einem goldgeschmücktem Pferd, das Lanzen überschreiten muss
Weitere Götter und mythologische Gestalten
Es gibt noch andere Götter bei den Slawen, von denen die meisten aber nur regional begrenzt verehrt wurden, wie z.B. Rugievit auf Rügen oder Svatobor bei den Lausitzer Sorben. Auch in Polen und Böhmen wurden einige eigenständige slawische Gottheiten verehrt.
Slawische Naturgeister und Dämonen
Daneben spielten auch Wilen (den Sirenenn ähnlich), Rusalken (den Nymphen ähnlich), Hausgeister, Vampire, Werwölfe und Naturdämonenen eine große Rolle.
Literatur
- "Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker" von Zdenek Vana, ISBN 387838937X
Weblinks
Siehe auch
P.S. zur Schreibweise slawischer Götternamen: alle Vs können auch durch Ws ersetzt werden.