Shiva
Shiva (Siva, auch Shankar oder Mahadeva (großer Gott); Rudra in den Veden) ist der Name eines Hauptgottes im neueren Hinduismus (der Name erscheint nicht in den Veden).Die Übersetzung des Wortes Shiva (sanskrit) lautet "Der Gütige, Gnädige" oder auch "der Freund". Als Bestandteil der "hinduistischen Trinität" mit den Göttern Brahma, der als Schöpfer gilt und Vishnu, dem Bewahrer steht Shiva für das Prinzip der Zerstörung, er wird häufig im sogn. "kosmischen Tanz der Zerstörung" dargestellt (Shiva Nataraj = Nata (Tanz) Raj (Herrscher, König) König des Tanzes), tanzend auf dem Dämon der Unwissenheit. Allerdings ist hier nicht die absolute Vernichtung gemeint sondern die Zerstörung von allem Übel. Ein mit ihm in Verbindung stehendes Symbol, der Shiva-Lingam (ein anikonisches Objekt)wird gewöhnlich mit der (männlichen) Schöpferkraft des Shiva assoziiert, dieses ist allerdings nicht eindeutig. Eine weitere Erklärung ist die Abstammung des Linga aus früheren Stein-Kulten, die in den Shivaismus hineinwirken. Im Lingam ist die weibliche Kraft oder aktive Energie, die sog. Shakti gesammelt, die durch rituelle Handlungen (Puja) des Priesters weitergegeben wird. Über den Lingam werden in ritueller Weise "reine" Substanzen wie ghee (geklärtes Butterfett), Sandelholzextrakt oder Milch gegossen und über ein unter dem Lingam befindliches Sammelbecken (üblicherweise als Gegenstück zum männlichen Lingam gedacht als weibliches Geschlechtsorgan, yoni genannt) in eine Schale geleitet. Diese rituell reinen Substanzen sind Prasadam (skrt.), göttliche Nahrung, welche an Gläubige verteilt werden zu deren Segnung. In Vereinigung mit dem weiblichen Prinzip Shakti oft andropomorph dargestellt,sog.Shiva-Shakti ist hier die esoterisch-tantrische Seite des Shiva angezeigt. Eng verknüpft ist diese Darstellung mit dem Sri-yantra oder Sri-Cakra. Dabei werden in den andropomorphen Darstellungen unter Zuhilfenahme sexueller Symbolik wie der geschlechtlichen Vereinigung religiöse Prinzipien dargestellt, im Sri-yantra mittels geometrischer Formen analoge Inhalte durch eine abstrakte Darstellungsweise (Dieses beschränkt sich allerdings nicht auf Shiva sondern ist ein allgemeines Kennzeichen des Tantrismus, kommt also ähnlich auch im Buddhismus vor.).
Dargestellt wird Shiva mit blauer Haut oder blauem Hals, drei Aschestrichen auf der Stirn, einer Schlange um den Hals, langem und offenem Haar aus dem eine Mondsichel ragt sowie eine Quelle ( der Ganges ) entspringt und seinem Dreizack (Dieses "unzivilisierte" Aussehen weist ihn als ursprünglich südindisch-dravidischen Gott mit dunkler Hautfarbe aus, der nicht oder nur am Rande in den Veden vorkommt und dem in früherer Zeit von den von Norden eingewanderten Ariern keine Beachtung geschenkt wurde; als Gott der Unberührbaren (den Parias) war er unter ihrem Stand und verdiente in ihren Augen keine Verehrung. Dies hat sich in der heutigen Zeit natürlich geändert). Sein Reittier (vahana) der Stier Nandi, seine Frau Parvati (oder auch andere weibliche Gottheiten wie Durga) seine Söhne Murugan und Ganesha sind oft mit ihm abgebildet und gelten als ein Idealtypus der göttlichen Familie. Hier ist Shiva Haushälter, seine wilde (nicht im negativen Sinne) Göttlichkeit ist domestiziert. Shiva ist aber ebenfalls der Gott der Asketen. Er ist der Guru, der asketische Gott, auf seinem Berg Kailash in tiefster Meditation versunken, aber gleichzeitig allgegenwärtig der Gnädige der das schlechte Karma seiner Verehrer tilgt und diese im Überfluß seiner Gnade (tamil: arul) erlöst und beschützt.