Sexualmoral
Sexualmoral ist die Gesamtheit der Anschauungen und Wertvorstellungen im Bereich der Sexualität bezogen auf eine Gesellschaft oder eine Kultur. Soziale Normen, die aus diesen Vorstellungen resultieren, regeln das sexuelle Miteinander der Menschen. Die Sexualmoral unterliegt dabei dem Wandel der vorherrschenden weltanschaulichen Denkmuster und Traditionen, aus denen sie sich speist.
Table of contents |
2 Sexualmoral im Kulturvergleich 3 Literatur 4 Weblinks |
Im westeuropäischen Raum hat die Sexualmoral der katholischen, später auch anderer christlicher Kirchen weite Bereiche des Zusammenlebens seit dem Beginn des Mittelalters über Jahrhunderte dominiert. Freude an der Sexualität galt als Sünde; lediglich Heterosexualität, ausgelebt zum Zwecke der Zeugung und Fortpflanzung und eingebunden in die Institution der christlichen Ehe wurde moralisch befürwortet und wurde gefördert. Die Menge an entsprechenden Predigten, Aufrufen, Schriften und so weiter legen allerdings nahe, dass die Praxis anders aussah.
Bis ins 17. Jahrhundert herrschte in Mitteleuropa eine bejahende Einstellung zur Sexualität vor, erste große Einschnitte gab es durch die Pestepedemien und die Syphilis. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts veränderte sich die Wahrnehmung der Sexualität zum einen durch die sich immer stärker durchsetzende bürgerliche und protestantische Sexualmoral, und zum anderen die sich verändernde Einschätzung von verschiedenen Verhaltensweisen, auch sexueller Art, als krank im Gegensatz zu sündig. So setzte sich zum Beispiel in der Medizin die Ansicht durch, Selbstbefriedigung sei schädlich. Dieses Argument griffen die Kirchen wiederum auf, um diese Form der Sexualität (und andere) zu bekämpfen. Auch kindliche Sexualität wurde nicht mehr geduldet.
Die fortschreitende Säkularisierung der westlichen Welt verdrängt die Kirche als Moralinstanz. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich auch in der Medizin zunehmend die Sichtweise durch, dass nicht jedes andere Ausleben von Sexualität, also alles, was nicht direkt zur Fortpflanzung beitrug, zwangsläufig schädlich sein müsse. Sexuelle Identitäten und Verhaltensweisen, die einst abgelehnt wurden, finden seither zunehmend Akzeptanz:
Sexualmoral in Europa
Derartige Veränderungen in der gesellschaftlichen Moral bis hin zur sexuellen Revolution lassen jedoch nicht darüber hinweg sehen, dass die Tabuisierung des Sexuellen oft noch heute wirksam ist. Ein Indiz hierfür sind der öffentlich "zelebrierte" sexuelle Tabubruch in westlichen Massenmedien, wie dem Fernsehen. Typisches Phänomen des Umbruchs im Wertesystem ist auch die Doppelmoral, also das Auseinanderklaffen der allgemein eingeforderten Normen und Werte und der Abweichung davon, die im nichtöffentlichen Raum toleriert wird.
Generell gibt es drei moralische 'Mindestregeln' für die Sexualität, die in weiten Bereichen westlicher Gesellschaften toleriert beziehungsweise akzeptiert sind:
- Die sexuellen Handlungen werden von den Sexualpartnern einvernehmlich vorgenommen, das heißt jeder Partner stimmt diesen Handlungen in vollem Bewusstsein über die Konsequenzen und in freier Entscheidung (das heißt ohne Zwang) zu Konsensualität.
- Durch die sexuelle Betätigung sollten keine bleibenden körperlichen oder seelischen Schäden hervorgerufen werden.
- Durch die sexuelle Betätigung sollten nur dann Kinder gezeugt werden, wenn man für sie die Verantwortung bis zur Selbständigkeit zu übernehmen im Stande ist.
In einem Teil der Kulturen und Gesellschaften offeriert die allgemein anerkannte Sexualmoral einen offeneren Umgang mit Sexualität, in anderen ist sie dagegen noch deutlich strenger als im europäischen Raum.
So gibt es normative Unterschiede, beispielsweise zu folgenden Teilaspekten:
Weitgehende Übereinstimmung gibt es auch bei der Ablehnung von Pädophilie, Inzest, sowie Sadomasochismus, insbesondere nicht einverständlichem. Allerdings hat sich im Sadomasochismus eine Moral (SSC) weitgehend durchgesetzt, die Einverständnis fordert. Die Sexualformen sind oft gesellschaftlich geächtet, mit einem Tabu belegt und werden nicht als Teil einer akzeptierten Sexualität, sondern als Devianz betrachtet.
Strafrechtlich verfolgt werden in vielen Gesellschaften sexuelle Handlungen gegen den Willen eines Beteiligten, also Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Gleiches gilt für sexuelle Handlungen mit Partnern, wie Kindern (sexueller Missbrauch von Kindern) und Tieren (siehe Zoophilie, Sodomie), die nicht wissentlich einwilligen können.
Es gibt aber auch Gesellschaften, in denen derartige Verhaltensweisen, etwa die Vergewaltigung von Frauen aus niederen Schichten durch Männer aus höheren Schichten geduldet wird oder straflos erfolgen kann (vergleiche: "Das Recht der Ersten Nacht). Auch die Akzeptanz von pädosexuellen Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen ist belegbar.
Siehe auch: Freie Liebe, Obszönität, Zensur, Heteronormativität
Sexualmoral im Kulturvergleich
Universelle Normen, die für alle Gesellschaften und Kulturen gelten, gibt es nicht. Doch sind Normen bekannt, die kultur- und gesellschaftsübergreifend weitgehend übereinstimmend Geltung finden:
Diese Normen werden manchmal unter speziellen Riten (Religion) oder gegenüber Menschen, die nicht als Teil der Gesellschaft angesehen werden (Geächtete, Kriegsgegner), aufgehoben.Literatur
Weblinks